Macken im Museumsviertel »Kunstareal« sollen verschwinden

Maxvorstadt · Es wird aufgebrezelt

Das Museum Brandhorst, vor dem der Maxvorstädter BA-Chef Oskar Holl hier steht, ist ein markanter Punkt im so genannten Kunstareal.	Foto: scy

Das Museum Brandhorst, vor dem der Maxvorstädter BA-Chef Oskar Holl hier steht, ist ein markanter Punkt im so genannten Kunstareal. Foto: scy

Maxvorstadt · Muss sich München etwa hinter Paris verstecken oder hinter New York? Muss es nicht. Da gibt es den Louvre, dort das Museum Of Modern Art – und wir punkten mit unserem so genannten »Kunstareal«, zu dem 16 Museen gehören wie unter anderem die Pinakotheken, Glyptothek und Lenbachhaus.

Von Oberbürgermeister Christian Ude bejubelt als »Areal mit Weltgeltung«, die vor wenigen Tagen aus dem Amt geschiedene Tourismuschefin Gabriele Weishäupl gibt sich ähnlich euphorisch und spricht von einem »Tourismus-Magneten von Weltrang«. Und doch hat das Quartier in der Maxvorstadt noch so einige kleinere und größere Macken. Das aber soll sich ändern.

Wie, das wollte der Stadtrat von den zuständigen Experten wissen – und lud deshalb kürzlich zum zweiten Hearing in den Großen Sitzungssaal des Rathauses. Erneut wurden – nach dem ersten Hearing im November 2010 – viele Ideen und mögliche Maßnahmen zusammengetragen, um das Viertel zwischen Heß-, Türken-, Karl- und Augustenstraße so richtig »aufzubrezeln«. Mit Erfolg. »Wir sind ein paar wesentliche Schritte vorwärts gekommen, es herrscht mehr Klarheit«, sagt Oskar Holl, Chef des zuständigen Bezirksausschusses (BA), der die Wünsche der Maxvorstädter einbrachte.

Unter der Leitung von Christian Ude äußerten sich beim Stadtratshearing außerdem unter anderem Kulturreferent Hans-Georg Küppers, Stadtbaurätin Elisabeth Merk und die Koordinatorin des staatlich-städtischen Gemeinschaftsprojekts Kunstareal München, Susanne Schaubeck. Im Fokus stand dabei das Vorhaben, das Kunstareal so zu gestalten, dass alle Museen, die dazu gehören, auch als zusammenhängend begriffen werden können. Noch ist das nicht der Fall, stehen die Gebäude doch mehr oder weniger ohne Bezug zueinander da. Was vor allem Touristen irritiert. Besuchertrauben rennen nicht selten orientierungslos herum. Um dem Abhilfe zu schaffen, um mehr Kompaktheit herzustellen, haben sich die Experten Vorbilder ausgeguckt, etwa das Berliner »Museumsviertel« und das Wiener »Museumsquartier«.

Aber man will nicht nur abkupfern. »Wir müssen die besondere Markenqualität des Kunstareals schärfen«, forderte Küppers. Besonders stolz zeigte man sich deshalb auf eigene Vorschläge, wie etwa die schwarz-weißen Karos, das künftige Logo des Kunstareals, entworfen vom Büro »Thomas Mayfried Visuelle Kommunikation«. Sie werden unter anderem auf Wegweisern, Litfasssäulen – und auf neuen würfelförmigen Sitzmöbeln, die auf den Freiflächen aufgestellt werden sollen, zu finden sein. Der BA 3 jedoch zeigt sich darüber alles andere als begeistert. Chef Holl dazu: »Viel zu abstrakt«. Der SPD-Politiker kritisiert, dass die Karos in keiner Weise auf die Geschichte der Maxvorstadt oder die Besonderheiten der Kunstsammlungen verweisen würden. Auch der Begriff »Kunstareal« würde von vielen BA-Mitgliedern abgelehnt. Begründung: viel zu künstlich, zu konstruiert. Kein Wunder, hat man doch eigens für die Begriffsfindung eine Werbeagentur beauftragt. Holl schlägt stattdessen eine volksnahe Bezeichnung wie »Museumsviertel« vor. »Dafür habe ich von einer Vielzahl von Bürgern Zuspruch erhalten«, berichtet er.

Der BA 3 macht sich außerdem für eine neue Verkehrsführung stark, befürwortet Tempo 30 im gesamten Umgriff des »Kunstareals« und auf der Gabelsberger- und Theresienstraße eine Freigabe des Verkehrs in beide Richtungen, damit der Verkehr dort ruhiger fließt – denn bisher würden, so Holl, die beiden mehrspurigen Einbahnstraßen »wie eine Rennstrecke« befahren. Eine weitere vom BA ausgearbeitete Idee, die den Wohlfühlfaktor der Besucher erhöhen soll: eine Neugestaltung der Flächen um die Pinakothek der Moderne mit einem Wasserparkett und einer Piazza hinter dem Türkentor. Auch bewegliche Sitzmöbel auf den Frei- und Rasenflächen sind angedacht. »Wichtig ist, dass Touristen und Bürger sich hier gerne aufhalten wollen«, resümiert Holl.

Die Museumscard wird kommen

Ein weiterer wichtiger Schritt, um die Marke »Kunstareal« zu etablieren, soll die Einführung einer so genannten Museumscard sein. Bedeutet: Wer diese Karte besitzt, kann ein Jahr lang zum halben Preis jedes Münchner Museum besuchen. Das Konzept wurde vom Kulturreferat erarbeitet. Und Küppers versicherte: »Die Museumscard wird kommen, möglichst noch in diesem Jahr.« Allerdings braucht es noch die Zustimmung des bayerischen Kunstministeriums, denn von den rund 60 Museen in München verwaltet der Freistaat 90 Prozent.

Kunstareal – quo vadis? Wie geht es weiter? Wann geht es weiter? Bekannt ist, dass sich der Stadtrat wahrscheinlich im Sommer mit den Beschlussvorlagen zum Kunstareal befassen wird. Ude geht das jedoch immer noch nicht schnell genug. Zwar würde, wie er sagte, die Zusammenarbeit unter allen Beteiligten gut funktionieren, trotzdem komme man in vielen Bereichen leider nur im Schneckentempo voran. Guido Redlich von der Stiftung Pinakothek der Moderne ist da zuversichtlicher: »Immerhin handelt es sich um eine Turbo-Schnecke«. Sylvie-Sophie Schindler

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Artikel vom 03.04.2012
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