Breitbandversorgung in Goldach – Fördergelder gibt es noch bis Jahresende

Hallbergmoos · Schnell mal ins Netz

Ein schneller Internetzugang soll auch bald in Goldach möglich sein.  	Foto: sl

Ein schneller Internetzugang soll auch bald in Goldach möglich sein. Foto: sl

Hallbergmoos · Schon lange ärgern sich die Goldacher darüber, dass sie keinen schnellen Internetzugang haben können, ganz im Gegensatz etwa zu den meisten Hallbergmoosern. Das soll sich jetzt ändern, Michael Räbiger vom Unternehmen Corwese, das zahlreiche bayerische Unternehmen bei der sogenannten »Breitbandversorgung« berät, stellte jetzt das Konzept dafür vor.

Dass in Hallbergmoos eine insgesamt sehr gute Breitbandversorgung vorliege hängt mit dem Knotenpunkt der früheren Deutschen Bundespost und heutigen Telekom zusammen, der in der Leopoldstraße liegt. Alle Häuser im Umkreis seien gut versorgt, im Gewerbegebiet gebe es durch die Flughafennähe schnelle (und teure) Funk-Satellitenverbindungen oder auf Wunsch auch extrem schnelle Datenleitungen. Doch je weiter es nach Süden und damit nach Goldach gehe, umso langsamer werde die Leitung. Während die Hallbergmooser – egal ob sie direkt bei der Telekom sind oder bei anderen Anbietern, die die ehemaligen Post-Kupferkabel nutzen – im Schnitt Übertragungsraten von sechs bis acht, einige sogar von 16 Megabit pro Sekunde haben, erreichen viele in Goldach höchstens noch ein Megabit pro Sekunde (MBit/s). »Das genügt für E-Mails und normales Surfen im Internet gerade so, doch wer Online-Spiele machen möchte, Videos downloaden oder bei einer Internet-Auktion in der letzten Sekunde ein Gebot abgeben will, für den ist das viel zu langsam«, erläuterte Räbiger. Auch der Anbieter Kabel Deutschland liefert schnelle Übertragungsraten von bis zu 16 MBit/s und mehr eben nur in Hallbergmoos, im Süden stünden auch kaum noch Verstärker. »Dieses Manko der Goldacher wollen wir ändern«, so Räbiger.

Mit viel Geduld und Überredungskunst bemühte er sich zunächst um die Daten von Telekom und Kabel Deutschland, wo exakt deren Leitungen liegen, Verstärker stehen, eventuell Leerrohre vorhanden sind für die Verlegung der schnellen Glasfasern. Ebenso fragte man nach bei den Versorgern von Wasser, Gas und Strom, ob hier Leitungs-Kapazitäten frei seien. »Die Antwort lautete überall: Nein! Von der Bahn und S-Bahn erhielten wir gar keine Antwort!« Laut Räbiger sei die generelle Breitbandversorgung in Hallbergmoos gut, ganz im Gegensatz eben zu Goldach, wo die Durchschnittsdatenmenge beim Download 2,9 MBit/s beträgt. »Doch viele bayerische Gemeinden sprechen schon von Übertragungsraten von 32 oder 64 MBit/s – es wäre also schon etwas möglich für alle«, meinte Räbiger. Bei einer Umfrage in Goldach hätten auch zahlreiche Privatleute und Firmen Interesse an schnelleren Verbindungen gezeigt. Da es nur noch bis zum Jahresende staatliche Fördermittel von maximal 100.000 Euro für den Breitbandausbau gibt, seien derzeit viele Gemeinden in dieser Richtung aktiv. »Wir haben Goldach als Auftrag ausgeschrieben, doch leider nur zwei Angebote erhalten – entweder sind die Firmen so ausgelastet, dass sie keine Zeit haben, oder Goldach ist zu unattraktiv!« Der eine Anbieter würde in Goldach einen großen Funkmast aufstellen und die Haushalte über die bestehenden Kupferleitungen mit Daten versorgen.

»Dieses Unternehmen mit WiMax-Funktechnologie verspricht eine maximale Datenmenge von 50 MBit/s, das würde dann rund 116.000 Euro kosten. Allerdings ist das Angebot ein bisschen vage und pauschal. Ob die das tatsächlich so hinbekommen, weiß ich nicht.« Beruhigen könne er, so Räbiger, jedoch bei der Funkbelastung durch den Mast: »Jedes Handy bedeutet eine zehn Mal stärkere Belastung!«

Wesentlich interessanter sei jedoch das Angebot von Mnet. Das regionale Unternehmen versorgt bereits große Teile Bayerns mit Internet und Co. »Die wollen die Kupferkabel der Telekom nutzen und in Goldach an jeder Kabelverzweigung einen Verstärker einbauen, garantieren so ebenfalls bis zu 50 MBits/s – im hintersten Zipfel von Goldach sollten dann immer noch 25 MBit ankommen. Die Kosten dafür dürften so bei 200.000 Euro liegen – bis zu 70 Prozent oder maximal 100.000 Euro gibt es als Förderung, wenn wir bis zum 31. Dezember die Bestätigung dafür haben, wir müssen uns also sputen«, empfahl Räbiger. Er riet allerdings davon ab, dass die Gemeinde selbst Leerrohre verlegt, denn auch dafür gibt es Zuschüsse. »Die Breitbandverrohrung ist extrem kostenintensiv, davon sollte man als Kommune die Finger lassen!« Räbiger konnte auch Gemeinderat Stefan Kronner beruhigen, der sich zwar mit den Goldachern über eine schnelle Datenverbindung freuen würde und denen das auch gönnt.

»Doch was ist dann mit uns in Hallbergmoos, sind wir dann die Langsamen? Können die nicht gleich den ganzen Ort versorgen?« Zum einen reiche laut Räbiger für die kommenden drei bis fünf Jahre eine Datengeschwindigkeit von 16 MBit/s locker aus. »Man sollte sich hier nicht von der Werbung verrückt machen lassen. Das propagierte Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL der Telekom wurde für eine Million Nutzer sehr teuer gebaut und wird bisher höchstens von 10 Prozent der Zielgruppe genutzt. Zudem plant Kabel Deutschland bis 2013 ein neues Verfahren mit bis zu 100 MBit/s, die Telekom bis zum Jahr 2016 – also wird sich auch in Hallbergmoos keiner über ein langsames Netz ärgern müssen!« In der nächsten Gemeinderatssitzung soll die endgültige Entscheidung für den Breitbandausbau in Goldach fallen. bb

Artikel vom 13.12.2011
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