Bogenhausen · 30.000 Strafzettel

Polizeioberrätin Andrea Ortmayr ist sehr zufrieden mit der Sicherheitslage in Bogenhausen; er ist einer der sichersten Stadtbezirke in München. Foto: ikb

Bogenhausen · »Sie leben in einer der sichersten Großstädte Europas. München ist und bleibt unter den 38 deutschen Großstädten die sicherste – und Bogenhausen ist einer der sichersten Stadtbezirke Münchens.«

Diese Aussage von Polizeioberrätin Andrea Ortmayr, Leiterin der Inspektion 22, beeindruckte die 300 Besucher der diesjährigen Bürgerversammlung (BV) ebenso sichtlich wie die weiteren Fakten zur Metropole und zum Stadtteil. Nach drei Jahren mit teilweise deutlichen Rückgängen in der Kriminalitätsbelastung gab es im vergangenen Jahr im Bereich des Polizeipräsidiums (PP) München, der die Landeshauptstadt und den Landkreis umfasst, einen leichten Anstieg um 1,4 Prozent. Hintergrund ist ein geändertes Anzeigeverhalten der Verkehrsbetriebe bei Schwarzfahrern und ein so genanntes Sammelverfahren im Betrugsbereich. In Bogenhausen indes ging die Zahl der Straftaten um exakt denselben Prozentsatz zurück. Und der Trend hält in den ersten neun Monaten 2011 an. Deutlicher drückt all das die Häufigkeitsziffer – Straftaten pro 100.000 Einwohner – aus: München 7.684, Bogenhausen 3.589. Offensichtlich lebt es sich hier sicher.

Im Sektor »Straßenkriminalität« registrierte Ortmayr einen leichten Anstieg. Ursache waren zwei Serien von Kelleraufbrüchen und »das Phänomen des Diebstahls ungesicherter Autoreifen aus Tiefgaragen«. Die Mahnung der Inspektionsleiterin: Reifen in verschlossenen Räumen lagern. Ein Dutzend von 50 Wohnungseinbrüchen in Süddeutschland einer inzwischen ermittelten italienischen Bande wurden in Bogenhausen verübt, was die statistischen Werte in diesem Bereich hochschnellen ließ. Fenster und Türen verschließen, mindestens einen Raum beleuchten, professionelle Sicherung der eigenen vier Wände – derartige Prävention wirke sich aber aus. Denn beinahe jeder zweite Einbruchsversuch im Bereich des PP scheitere. Einbrüche in Bürogebäude seien um 50 Prozent, die Zahl der geknackten Automaten um 22 Prozent zurückgegangen, so Ortmayr.

Probleme mit den Radfahrern

An den acht Bahnhöfen im Inspektionsbereich kam es 2010 zu 92 Straftaten – überwiegend Fahrraddiebstähle und Graffiti-Schmierereien. Lediglich zwei Delikte der Körperverletzung wurden bearbeitet, in beiden Fällen wurden die Täter festgenommen. Fast 1.500 Kontrollen gewährleisteten diesen laut Ortmayr »hohen Sicherheitsstandard«.

Knapp 2.700 Verkehrsunfälle – fast zehn Prozent mehr – gab es im Zeitraum Oktober 2010 bis September 2011, wobei 329 Personen, darunter 92 Radfahrer, verletzt wurden. Das Verhalten vieler Pedalritter lässt zu wünschen übrig, weil oft das Rotlicht an Ampeln missachtet, auf den Radwegen in die falsche Richtung und auf den Gehwegen sowie ohne Licht gefahren wird. Ob die Kampagne »Gscheid radeln« die Unfallentwicklung bremst, wird sich erst bei der nächsten Bilanz zeigen. Dank Überwachungen, Schulweghelfern und -lotsen verzeichnete die Polizei lediglich vier Schulwegunfälle. Überhöhtes Tempo und nicht angelegte Sicherheitsgurte sowie das Handy am Ohr – diese Verstöße ragen unter den rund 30.000 gebührenpflichtigen Verwarnungen in einem Jahr heraus.

»Knöllchen« für jeden zweiten Bogenhauser

Mit anderen Worten: Etwa jeder zweite Bogenhauser kassiert pro Jahr ein »Knöllchen«. Erschreckend sei die Tatsache, dass eine nicht unbeträchtliche Zahl von Fahrten unter Alkohol- und Drogeneinfluss stattfinde, so Ortmayr. 253 betrunkene und 26 berauschte Personen mussten im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Verkehr gezogen werden. Eine grundsätzliche und zugleich eindringliche Bitte der Polizeichefin: »Scheuen Sie sich nicht, die kostenlose Notrufnummer 110 anzurufen, wenn Sie etwas Verdächtiges wahrnehmen.« So konnte beispielweise ein Autoknacker in flagranti festgenommen werden. ikb

Artikel vom 08.11.2011
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