Räume für Museum der Satire und Karikatur gesucht

München · Weltstadt mit Scherz?

Für sie ist München die „Metropole der skurrilen Komik und der scharfen Satire“: Meisi Grill. Foto: Privat

Für sie ist München die „Metropole der skurrilen Komik und der scharfen Satire“: Meisi Grill. Foto: Privat

München · In München gibt es die Alte Pinakothek, die Neue Pinakothek und die Pinakothek der Moderne. Und wenn es nach der Satire-Galeristin Meisi Grill geht, soll sich die Komische Pinakothek baldmöglichst in dieses Kunstareal einreihen.

Dies sei natürlich eine „ironische Herausforderung“, betont Grill. Viel wichtiger sei es, überhaupt Räume für ein Museum der Satire und Karikatur in München zu finden. Und dies gestaltet sich schwieriger als gedacht. Schon seit über 20 Jahren ist es Grills Herzenswunsch, ein „Haus des Humors“ in München zu schaffen; ein heiteres Museum, in der „Metropole der skurrilen Komik und der scharfen Satire“, in der die Menschen „heiter reingehen und fröhlich wieder rausgehen“. Doch abgesehen vom Valentin-Karlstadt-Musäum im Tal, das satiremäßig eher wenig zu bieten hat, fehlt bis heute eine offizielle und dauerhafte Institution in der Landeshauptstadt.

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München als Stadt von Spitzweg, Valentin, von Wedekind und Ringelnatz, von Ludwig Thoma, Eugen Roth und Erich Kästner hätte das Potenzial für komische Kunst. Es ist die Stadt des ersten politischen Kabaretts mit den elf Scharfrichtern und des Simplicissimus. Legendäre Karikaturisten wie Franziska Bilek und Ernst Hürlimann waren hier zu Hause, aber auch heutige Repräsentanten wie Dieter Hildebrandt, Gerhard Polt, Herbert Achternbusch oder Dieter Hanitzsch zeigen den hintergründigen Humor Münchens in all seinen Facetten. Doch während anderswo – zum Beispiel in Hannover, Frankfurt, Wien, Krems, Basel und Straßburg – in den letzten Jahren zahlreiche spektakuläre und erfolgreiche Museen der Satire entstanden sind, fehlt in München noch immer ein eigenständiges Haus. Zentrumsnah soll es liegen, am liebsten mitten in der Stadt. Doch für die heiß diskutierten Räumlichkeiten im Ägyptischen Museum oder der Neuen Sammlung im Bayerischen Nationalmuseum gab es andere Pläne. Auch das ehemalige Palais Dürckheim in der Türkenstraße hat sich als Museumsstandort zerschlagen. Nun geht die Suche also weiter.

Ein eigener Förderverein, der sein Büro derzeit zentral in der Herzog-Rudolf-Straße hat, widmet sich seit geraumer Zeit primär der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Den Verein gründeten engagierte Münchner, die sich beruflich mit Kunst und Komischem befassen. An der Spitze: Meisi Grill und Rudi Hurzlmeier, die als Vorstand des Vereins fungieren. Förderndes Mitglied kann jeder mit einem Jahresbeitrag von 100 Euro werden und auch einmalig spenden. Auch Schauspielerinnen wie Jutta Speidel oder Michaela May sind engagierte Mitglieder. Und wie soll das Museum dann aussehen? Zeichnungen, Illustrationen, Comics, Bücher, Animationsfilme und Skulpturen in Lebensgröße soll es in der Komischen Pinakothek geben. „Außerdem denken wir an Bühnenbilder und TV-Requisiten“, sagt Helmut Grill, Künstler und Ehemann der Satire-Galeristin. Dabei schwebt ihm Loriots berühmte Couch als museales Ausstellungsstück vor. Auch ein Aufbau des eigenen Archivs, der Ankauf von Sammlungen und die Edition von Publikationen, Katalogen und preiswerten Sonderdrucken ist vorgesehen. Als Ergänzung zu wechselnden Ausstellungen planen die Verantwortlichen eine permanente Dokumentation der typisch Münchner Humor- und Satiretradition. Künstler könnten ihre Werke signieren, zusätzlich soll es einen Satire-Kaufhaus, ein Museums-Shop und einen Cartoon Saloon als gastronomischen Bereich geben.

Außerdem möchte man Nachwuchs-Künstler fördern und Wettbewerbe sowie die jährliche Auszeichnung eines Karikaturisten entsprechend dem Deutschen Kabarettpreis veranstalten. Unterstützung bekam der Verein nun auch von der SPD-Stadtratsfraktion. In einem Antrag wurde die Stadtverwaltung aufgefordert, bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten zu helfen. Dabei sollen nicht nur städtische Immobilien betrachtet, sondern auch der Freistaat Bayern oder private Stiftungen berücksichtigt werden. „Es geht darum, Augen und Ohren offen zu halten“, sagt die kulturpolitische Sprecherin Dr. Ingrid Anker. Damit München endlich eine würdige Bühne für komische Werke bekommt. Und zum Lachen nicht in den Keller gehen muss. Von Stefanie Halbinger

Artikel vom 07.11.2011
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