Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München · Mit Gans und Nudel hutschn

Man soll die Kirche bekanntlich im Dorf lassen. Da kann man den Kirta auch besser feiern – und natürlich im Wasmeier Freilichtmuseum.	Fotos: Museum

Man soll die Kirche bekanntlich im Dorf lassen. Da kann man den Kirta auch besser feiern – und natürlich im Wasmeier Freilichtmuseum. Fotos: Museum

München/Brunnbichl · Grüß Gott! Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie das Wort Kirchweih hören? Herbst, a gschmackigs Ganserl mit Kartoffelknödel und Blaukraut, danach zum Kaffee a frische Kirchweihnudel? Daran denk auch ich sehr gern und kann’s fast schon schmecken.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Aber ich sag Ihnen auch gern, warum der Kirta gefeiert wird und was es noch an Bräuchen gibt. Vorweg sei eines noch kurz erklärt: Kirchweih hat zwei Bedeutungen, die man auf keinen Fall verwechseln darf. Es gibt den „kleinen Kirchentag“, sprich das Patroziniumsfest, der örtlichen Pfarrkirche und den Großen Kirchentag, das Fest der Weihe einer neuen Kirche.

Ich rede heute vom Kleinen ­Kirta, an dem ein heiliger Schutzpatron durch eine kirchliche Feier besonders geehrt wird. Und diesen Kirta gibt es schon seit dem 5. Jahrhundert. Es soll an die Weihe des Kirchengebäudes erinnern. Ein jedes Dorf feiert so einen Weihetag, quasi den Geburtstag ihres Gotteshauses. Deshalb fand Kirchweih an verschiedenen Tagen statt und die Nachbarsdörfer feierten immer mit. Für die Landbevölkerung war es immer eines der wichtigsten Feste im ganzen Jahr. Sie hatten ja sonst selten Gelegenheit bei gutem Essen, Bier, Musik und Tanz die anstrengende Arbeit ein bisserl ruhen zu lassen. Der Kirche war nicht sonderlich recht, dass dieser „Feiertag“ immer in mehrtägige Gelage ausgeartet ist, denn ein gscheiter Kirta, der dauert drei Tage: „A gscheida Kirta dauert bis zum Irta (Dienstag) und es kunnt se schicka, a dirm moi bis zum Migga (Mittwoch)“. Unter dem habsburgischen Kaiser Joseph II. wurden alle Kirchweihtermine auf den dritten Sonntag im Ok­tober konzentriert – dieser Tag hieß deshalb zu Recht „Kaiser- oder Allerweltskirchweih“. In Bayern legte ein königlicher Erlass im Jahre 1866 dieses Datum fest. Das diente auch dazu, dass der „feierbedingte Ausfall“ von landwirtschaftlichen Arbeitskräften erst nach der Ernte passierte. Es ist auch heute noch so, dass im Oberland am Kirchweihmontag die Arbeit ruht und viele Geschäfte geschlossen sind. Die Franken allerdings lassen sich keinen einheitlichen Termin vorschreiben, sie feiern vom Sommer bis in den November hinein.

Im Süden Bayerns haben sich an diesem Tag zahlreiche Bräuche entwickelt. Was man isst, das wissen Sie ja schon: Kirchweihganserl, oder auch -enten, auf alle Fälle mit Blaukraut und Kartoffelknödel und als Nachspeise eine noch warme Kirchweih­nudel, dick mit Puderzucker bestäubt. Des Ganze mit gutem Bier zum Schwimmen bringen und sich selbst zum Schwingen, nämlich auf der Kirtahutschn. Diese besteht traditionell aus einem eher unbequemen Holzbalken, der an Viehketten oder -stricken am Querbalken eines Stadels hängt. Bis zu 15 schaukellustige Personen versetzen sich dann rasant in „Schwingung“.

Wenn Sie jetzt Lust auf Kirtaschmankerl und Kirtabräuche haben, dann kommen S’ doch am Kirchweihmontag in mein Museum und schaun S’, ob auf der Hutschn a Platzerl für Sie frei ist. Und wenn Sie da schon wieder arbeiten müssen, dann kommen S’ halt am Samstag oder Sonntag zu unserem historischen Handwerkermarkt und schaun zu, wie alte Handwerkstraditionen wieder zum Leben „erwachen“. Da haben Sie auch die Gelegenheit sich gleich Ihre „persönliche“ Kirchweihnudel rauszusuchen, während sie noch im goldgelben Fett schwimmt. Bei einer sauberen Tanzlmusi zum Ganserl mit Knödel und einem guten Schluck selbstgebrautem Bier würd ich gern mit Ihnen Kirchweih feiern.

Ich freu mich auf Sie – am Samstag, am Sonntag, am Montag!

Ihr Markus Wasmeier

8. und 9. Oktober 2011: Schottisch-bayrische Highland Games

in Schliersee/Neuhaus

Informationen und Eintrittskarten unter http://highlandgames.wasmeier.de

Artikel vom 06.10.2011
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