Siedlungsflächen gesichert – Spekulanten chancenlos

Bogenhausen · Vision für den Osten

Bogenhausen · »Einleitungsbeschluss zu vorbereitenden Untersuchungen einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme im Osten, um langfristig Siedlungsflächen in München zu sichern« – hinter diesem bürokratisch formulierten Wörterungetüm verbirgt sich der nächste Coup von Oberbürgermeister Christian Ude nach seiner Bewerbung um den ersten Posten im Freistaat.

Das 540 Hektar große Gelände östlich der S-Bahnlinie 8 entlang der Stationen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen, in der Breite die Trabrennbahn und die Galopper-Areale umfassend und weiter von Riem nördlich entlang der Stadtgrenzen, könnte ein riesiges Neubaugebiet werden. Der Clou des Coups: Die Bodenpreise sind mit Bekanntgabe automatisch gesetzlich eingefroren, Spekulanten ist so ein Riegel vorgeschoben.

Der Münchner Nordosten birgt nach Freiham das größte Entwicklungspotenzial für den Münchner Wohnungsbau, hieß es aus dem Rathaus zu dem überraschenden Ude-Vorstoß. Nach ersten Schätzungen könnten Wohnungen für rund 10.000 Menschen und darüber hinaus etwa 2.000 Arbeitsplätze mit dazugehöriger Infrastruktur geschaffen werden, wobei »Belange des Natur- und Artenschutzes und der Landwirtschaft zu berücksichtigen sind. Die Bedeutung des Gebiets als wesentliche Grünversorgung für die Stadt soll erhalten bleiben.« Weiter heißt es in dem Statement: »Neben den Bemühungen um eine Innenentwicklung sowie einer qualitativen Verdichtung und Umstrukturierung ist die Entwicklung am Stadtrand zu prüfen, damit dringend benötigte Flächen für Wohnraum zur Verfügung gestellt und auch für die nächsten Jahrzehnte die bewährte Münchner Mischung aus öffentlich gefördertem und frei finanziertem Wohnungsbau gesichert werden kann.«

Die Preisbindung verhindert so genannte »planungsbedingte Wertsteigerungen«, der Grund ist somit für Spekulanten weitgehend uninteressant. Ohne diese Vorgehensweise wären die Preise wohl sofort in die Höhe geschossen. Der inzwischen von Mitgliedern gestoppte und offensichtlich dennoch weiter verfolgte 64-Millionen-Euro-Grundstücksdeal des Münchener Rennvereins (MRV) für das 40 Hektar große Trainingsgelände in Daglfing sowie alle weiteren eventuellen Verkaufsabsichten sind nunmehr auf Eis gelegt. Andererseits könnte die Stadt wiederum durch die Preisbindung Grundstücke relativ günstig erwerben und mit dem Gewinn bei einem späteren Verkauf an Bauträger beispielsweise Sozialwohnungen finanzieren.

Ein Bogenhausener Kommunalpolitiker, der ungenannt bleiben will: »Viele Grundstücksbesitzer östlich der S-Bahn scharren doch schon seit Jahren mit den Hufen, hoffen, dass sie mit ihrem Grund und Boden den großen Reibach machen können. Das geht jetzt Gott sei Dank nicht mehr.« Zugleich fordert der Mann, dass mit der künftigen Bebauung »die Bahnlinie vernünftig ausgebaut und am besten unterirdisch verlegt wird, dass für den Verkehr und für Fußgänger Brücken oder Unterführungen entstehen.«

Die Vorsitzende des Bogenhauser Bezirksausschusses (BA), die Grüne Angelika Pilz-Strasser, erklärt zur Initiative des Oberbürgermeisters: »Das wird sicherlich eine spannende Geschichte für Bogenhausen und ganz München. Für den BA ist es sehr wichtig, dass wir ab den allerersten Schritten eingebunden sind, nicht erst ab der Konzeptionierung. Darauf werden wir mit Nachdruck drängen. Und die barrierefreie Überquerung der S-Bahnlinie muss sein.« ikb

Artikel vom 27.09.2011
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