Im Gespräch mit der Interessengruppe, der Gemeinde und der Bavaria World

Neufahrn · Brennpunkt: Bavaria Park

Rainer Schneider, Erster Bürgermeister der Gemeinde Neufahrn. Die Interessengruppe auf dem Areal, wo später der Bavaria Park gebaut werden soll. Thomas Neff, Geschäftsführer der Bavaria World GmbH. 	Fotos: Archiv/Interessengruppe/Bavaria World

Rainer Schneider, Erster Bürgermeister der Gemeinde Neufahrn. Die Interessengruppe auf dem Areal, wo später der Bavaria Park gebaut werden soll. Thomas Neff, Geschäftsführer der Bavaria World GmbH. Fotos: Archiv/Interessengruppe/Bavaria World

Neufahrn · Es wird wohl eins der größten Projekte bayern- beziehungsweise bundesweit: Der Bavaria Park in Neufahrn. Etwa 320 Millionen Euro soll er kosten und ein wetterunabhängiger Themenpark mit den Schwerpunkten »Bayerische Kultur« und »Bayerisches Brauchtum« werden.

Pro & Contra Bavaria Park in Neufahrn

Öffentlich vorgestellt wurde das Projekt im Mai, »jedoch gibt es die Konzepte einer Freizeit- und Kultur-Themenwelt bereits seit Mitte 2004. Eine öffentliche Vorstellung war aber erst sinnvoll, nachdem das Projekt einen stabilen Zustand der Entwicklung erreicht hatte«, erklärt Thomas Neff, Geschäftsführer der im Juli gegründeten Bavaria World GmbH.

Gegen dieses Projekt regt sich Protest in der Gemeinde. Die Interessengruppe für das Bürgerbegehren »Kein Bavaria Park in Neufahrn« hat erst am vergangenen Donnerstag 2760 Unterschriften der Gemeindeverwaltung übergeben. Mit diesen Unterschriften unterstützten die Neufahrner das Bürgerbegehren. Die Gemeinde muss nun die Unterschriften überprüfen und gegebenenfalls ungültige Eintragungen streichen. Die Interessengruppe rechnet damit, dass in der Gemeinderatssitzung am Montag, 26. September, über die Zulässigkeit ihres Bürgerbegehrens entschieden wird. Das sei eine reine Rechtsfrage, denn es müssten erstens genügend Unterschriften vorliegen und zweitens die Fragestellung des Bürgerbegehrens in der Entscheidungskompetenz des Gemeinderates liegen.

Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wovon die Interessengruppe ausgeht, müsse der Bürgerentscheid durchgeführt werden. Aber was sind genau die Themen, die für Aufregung bei den Neufahrner Bürgern sorgen? Da es diesbezüglich noch keinen offenen Dialog zwischen allen Beteiligten (Gemeinde Neufahrn, Bavaria World und Interessengruppe) gegeben hat, hat die Münchener Nord-Rundschau die Themen der Interessengruppe den Verantwortlichen vorgelegt und um Stellungnahme gebeten. So beklagt die Interessengruppe den Abstand. Immer wieder werde behauptet, dass der Park mindestens 800 Meter von der nächsten Siedlungsbebauung entfernt sei. Das sei aber nicht der Fall, denn der Abstand von der nördlichen Bebauung Mintrachings zur südlichen Grenze des Parks (ohne Ausgleichsfläche) betrage 450 Meter. »Die Entfernung von 800 Metern nach Mintraching wurde von Bavaria World nie genannt«, erklärt Neff. Die genannten 450 Meter würden stimmen, aber sie seien nicht die entscheidende Entfernung. Die betrage zwischen dem nördlichsten Gebäude in Mintraching und der südlichsten Lärmquelle 550 Meter. Und außerdem ist der Freizeitbereich überdacht, so dass mit wenig Lärm in Mintraching zu rechnen sei, erklären Neff und Neufahrns Erster Bürgermeister, Rainer Schneider.

Bavaria Park spaltet – Im Gespräch mit allen Beteiligten

Die Entfernung zur Bebauung am Westrand von Neufahrn betrage 750 Meter. »Wir entschuldigen uns dafür, dass in der ersten Version des Flyers die Entfernung zum nördlichen Rand nach Mintraching bei der Agentur vertauscht wurde, also 700 statt 500 Meter«, erklärt Thomas Neff.

Existiert ein Schallgutachten?

Beim Thema Lärm herrscht ebenso Unklarheit in der Interessengruppe. So werde immer von einem Schallgutachten gesprochen, das nach Meinung der Interessengruppe gar nicht existiere. In der Sitzung des Gemeinderats Neufahrn im Februar sei von Bavaria World nachweislich Folgendes gesagt worden: Für die erste Einschätzung des möglicherweise erzeugten Lärmpegels am nächsten Gebäude zum Bavaria Park werde das Lärm-Gutachten einer Freisinger Gutachterin für ein Projekt von Bavaria World von März 2008 herangezogen. »Die Gutachterin war auch bei der ersten Bürger-Informationsveranstaltung am 30. Juni anwesend«, macht Thomas Neff klar. »Das Team Bavaria World hat von Anfang an betont, dass es nicht nur Ziel ist, möglichst wenig negative Auswirkungen durch den Bavaria Park zu erzeugen, sondern als Ausgleich zu helfen, die bestehenden Verhältnisse zu verbessern«, macht Neff deutlich.

Unklarheit beim Thema Arbeitsplätze

Die Interessengruppe ist nicht der Meinung, dass 1000 Arbeitsplätze mit dem Bavaria Park entstehen. Verglichen wurde das mit Funparks, wie beispielsweise Legoland, die mit 150 Arbeitskräften pro Saison auskommen würden. Rechne man diese Zahlen gegen das momentane Parkkonzept hoch, so würden maximal 300 bis 350 Arbeitsplätze inklusive Hotel zum Betrieb des Bavaria Parks benötigt, zuzüglich eventuellen Saisonkräften von 100 bis 150 Arbeitsplätzen. »Ich hab da andere Zahlen«, erkärt Schneider.

Demnach arbeite das Legoland mit 130 Festangestellten und 800 saisonal Beschäftigten. »Man darf auch nicht vergessen, dass die Saison im Legoland nur sechs Monate dauert, weil ja alles offen ist. Der Bavaria Park wird ganzjährig geöffnet sein«. Für den Bavaria Park würden demnach 200 Festangestellte im Bereich Freizeit gesucht werden, 100 Festangestellte im Bereich Musik und Bühne, 100 Festangestellte in den Themenhäusern, 50 Festangestellte in der Verwaltung und im Management sowie 50 Festangestellte in Hotels und Parkgarage. Hinzu kämen 500 saisonale Arbeitskräfte. Die Landkreise Freising und Erding haben eine niedrige Arbeitslosenquote. Die Interessengemeinschaft fragt sich, warum ständig von neuen Arbeitsplätzen gesprochen werde, wenn diese doch gar nicht benötigt werden. »Die Landkreise Freising und Erding haben eine Arbeitslosenquote von zwei Prozent. Das bedeutet im Klartext, dass 3000 Menschen ohne Arbeit sind. Und für diese Menschen ist der Park eine Chance. Denn hier werden sowohl Fachkräfte als auch ungelernte Kräfte, die eine Schulung vor Ort erhalten, gesucht«, erklärt Bürgermeister Schneider.

Zunehmender Verkehr in Neufahrn?

Befürchtet wird von der Interessengruppe auch zunehmender Verkehr innerhalb der Gemeinde. »Es gibt keine Zufahrtswege – mal abgesehen von der B11 – innerhalb von Neufahrn zum Bavaria Park«, erklärt der Bürgermeister.

Als optimale Lösung für die Verbesserung der verkehrlichen Erschließung – und damit auch der Reduzierung der Lärm-Entwicklung gegenüber dem jetzigen Zustand – werde eine Umlenkung des Verkehrs im Logistik-Gelände angestrebt, erklärt Thomas Neff.

Weitere Infos im Internet

Ausführliche Infos zum Bavaria Park finden Interessierte im Internet unter: www.bavariaworld.de. Am Dienstag, 20. September, gibt es in der Aula des Oskar-Maria-Graf-Gymnasiums in Neufahrn eine weitere Bürger-Informationsveranstaltung.

Auch die Interessengruppe (Internet: www.in-neufahrn.de) lädt am Freitag, 16. September, um 19.30 Uhr zur Bürgerrunde ins Gasthaus Maisberger ein.

Silke Leuendorf

Artikel vom 13.09.2011
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