Münchner Polizisten suchen bezahlbare Wohnungen

Bogenhausen · Teures Pflaster

Peter Stenglein, PI-22-Chefin Andrea Ortmayr, Veronika Schützinger und Sabrina Gareiß (v. li.): Eine Bogenhauser Mietwohnung kann sich keiner leisten.	Foto: ikb

Peter Stenglein, PI-22-Chefin Andrea Ortmayr, Veronika Schützinger und Sabrina Gareiß (v. li.): Eine Bogenhauser Mietwohnung kann sich keiner leisten. Foto: ikb

Bogenhausen · Die Münchner Polizisten haben es schwer. Die Besoldung der Kollegen beispielsweise in Straubing ist dieselbe. Aber das Münchner Pflaster ist ein ungleich Teureres. Sabrina Gareiß, Polizeiobermeisterin bei der Inspektion 22 Bogenhausen am Prinzregentenplatz, war monatelang auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum.

Daher kann sie jetzt ihr Glück kaum fassen. Strahlend erzählt die 24-Jährige: »Wir haben gestern eine Wohnung gefunden, in Taufkirchen. Jetzt kann ich endlich mit meinem Freund zusammenziehen.« Die Beiden hatten unentwegt die Angebote im Internet abgesucht, hatten schon ein halbes Dutzend Wohnungen besichtigt, doch letztlich scheiterte es stets an den Finanzen. Jetzt wird es endlich klappen; am 1. November können sie einziehen.

Laut Mietspiegelindex 2010 des Marktforschungsunternehmens »F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt« müssen Mieter in München mit rund 10,12 Euro pro Quadratmeter 72 Prozent mehr zahlen als der bundesweite Durchschnitt. Da der hohe Bedarf an Polizeibeamten in der Landeshauptstadt nicht allein mit Bewerbern aus München gedeckt werden kann, müssen die fehlenden Plätze mit Beamten aus allen Regionen Bayerns aufgefüllt werden. Bis zu fünf Jahre können die Beamten über die sogenannte »Rangliste Bayern« zum Dienst in München verpflichtet werden.

Es gibt aber auch Beamte, die freiwillig nach München kommen. Sabrina Gareiß gehört dazu. Sie kommt aus Hof, mehr als 300 Kilometer von München entfernt. Sie hat sich bei der Polizei München um eine Einstellung beworben. »Bei einer Versetzung muss sie nämlich gefragt werden und natürlich zustimmen«, erläutert ihre Vorgesetzte, Polizeioberrätin Andrea Ortmayr, seit knapp zwei Jahren Leiterin der Inspektion 22, die aus Erfahrung weiß, wie schwierig es ist, eine bezahlbare Bleibe in oder um München zu finden. Jetzt hat Gareiß´ eine Wohnung und die Gewähr, dass sie nicht gleich wieder versetzt wird. Sie avancierte quasi über Nacht zur gefragtesten Kollegin in der Inspektion, denn ihr 1,5-Zimmer-Appartement unweit vom Michaelibad wird jetzt ja frei. Zentraler Punkt der Anfragen ist dabei stets die Höhe der Miete.

Wie krass die Unterschiede zwischen Hof und der Landeshauptstadt sind, erläuterte Sabrina Gareiß so: »Freunde in Hof haben ein Haus mit 100 Quadratmeter Fläche und Garten für 300 Euro gemietet. In München muss man für eine Dreizimmerwohnung schon mit dem Dreifachen kalkulieren. Auch die Kosten – ob Bäcker, Metzger, Supermarkt – sind extrem hoch, oft betragen auch sie das Dreifache.« Dem pflichtet Ortmayr bei: »Ich lebe weiter draußen. Ein Wochenendeinkauf kostet da bis zu einem Drittel weniger als in München. Aber die Gehälter sind bei der Polizei bayernweit dieselben.« Jürgen Ascherl, Bezirksvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in München: »Die Polizeibeamten in München bekommen zwar eine Ballungsraumzulage von 75 Euro, doch das ist viel zu wenig. Selbst 300 Euro wären nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.«

Ob Peter Stenglein, Polizeioberwachtmeister aus Nürnberg und zur Zeit bei der PI 22 in Bogenhausen, die Gareiß-Wohnung übernehmen kann, wird sich zeigen. Seit Anfang August pendelt der 27-Jährige mit dem Zug. »Von Haustür zu Haustür sind’s zwei Stunden, bin also täglich vier Stunden unterwegs.« Wie er die Fahrzeit überbrückt? »Tja, da kann man viel für seine Bildung tun«, meint der Franke, der nach der Bundeswehr den Ausbildungsweg für den gehobenen Dienst eingeschlagen hat und bei der PI 22 zur siebenköpfigen Verfügungstruppe gehört. »Ab November will ich fest in München sein, die Lage der Wohnung sollte schon passen, was natürlich in München recht schwierig ist«, betont er. Seine Vorstellung: »Etwa 50 Quadratmeter groß, das sollte schon machbar sein.« Bei der Suche setzt er auf Dreierlei: Internet, Mundpropaganda und die Personalrat-Aktion »Vom Kollegen für den Kollegen«.

Der Franke geht die Sache recht gelassen an. Frust ist bei ihm bis dato noch nicht aufgekommen. Und wenn er demnächst Schichtdienst schieben muss, kann er bei Bekannten in der Stadt unterschlüpfen. Anders ist die Situation bei Polizeimeisterin Veronika Schützinger aus Traunstein. »Meine 35 Quadratmeter im Lehel, die ich von einer Kollegin übernommen habe, sind relativ günstig, ich zahle aber doppelt Miete«, erklärt die 29-Jährige, die vor dem Polizeidienst eine Ausbildung als Fitness-Kauffrau gemacht hat. Sie pendelt sechs- bis zehnmal im Monat nach Hause, wo »mein Partner, meine Eltern und meine Freunde leben«. Für sie steht fest: »Ich will nicht ganz nach München.« Über die »Rangliste Bayern« ist sie auf Zeit an die Millionenmetropole gebunden. Das nimmt sie aber in Kauf, »denn in Traunstein wäre mein berufliches Ziel Polizei schwierig zu realisieren«. ikb

Artikel vom 30.08.2011
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