Haar setzt auf saubere Lösung: Unterflur-Wertstoffinseln

Haar-Trudering-Riem · Unterirdisch gut

Umweltreferent Michael von Ferrari präsentiert die Unterflur-WSI an der ­Blumenstraße in Haar, die weder Dreck noch Lärm verursachen.	Foto: ikb

Umweltreferent Michael von Ferrari präsentiert die Unterflur-WSI an der ­Blumenstraße in Haar, die weder Dreck noch Lärm verursachen. Foto: ikb

Haar-Trudering-Riem · Grüne, braune und weiße Scherben, massenweise Glassplitter, Papier- und Pappefetzen, Plastikschachteln, mit Abfall vollgestopfte Kartons, sogar alte Schuhe und abgetragene Kleidungsstücke – vielerorts gleicht die Umgebung der Sammelcontainer für Flaschen und Altpapier, sperrig Wertstoffinseln (WSI) genannt einer Müllhalde.

Durch Staub und Regen sind die unförmigen beigen Kästen zudem meist total verdreckt, wie man auch an den Truderinger Standorten sehen kann. Nicht so in den Neubaugebieten der Messestadt Riem. Dort sind die Boxen an sechs Standorten unter die Erde verlegt, so genannte Unterflur-WSI. Auch wenige Kilometer weiter, in Haar, sind von 21 Inseln sieben im Boden versenkt. Rundum ist alles picobello sauber. Und die Nerven der Anwohner werden dort geschont: Der Glaseinwurf ist leiser.

Die 20.000 Einwohner zählende Gemeinde Haar ist in der Region – in Vaterstetten gibt es vier Unterflurcontainer, einen in Unterföhring und in Ismaning wurde vor Kurzem einer installiert – schlechthin das kommunale Vorbild für derartige Einrichtungen. Bereits vor sieben Jahren wurde in Haar an der Seidlstraße die erste Unterflur-WSI gebaut. Die Sammelstellen an der Blumenstraße – diese wurde seinerzeit neu eingerichtet, ohne dass es folgend Probleme mit skeptischen Nachbarn gab – Am See, an der Nördlichen Leib- und an der Rechnerstraße folgten. In den vergangenen Wochen wurden nun die Projekte an der Ludwig-van-Beethoven- und an der Forsthausstraße in Haar realisiert.

Aus Kostengründen kamen die Boxen bislang nur dann unter den Boden, wenn die »erheblichen Investitionen«, so Bürgermeister Helmut Dworzak, »zu einem wesentlichen Teil durch einen Bauträger übernommen wurden«. Auf Initiative des Haarer Umweltreferent Michael von Ferrari – er ist gleichzeitig Mitglied der Grünen-Fraktion im Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem – will die Verwaltung nach einem Beschluss des Gemeinderats »auf Grund der guten Erfahrungen mit den unter die Erde verlegten Containern in punkto Sauberkeit und deutlich verringerten Emissionen Jahr für Jahr gut genutzte, aber problematische WSI unterirdisch verlegen, so es die Haushaltslage zulässt«. Da in diesem Jahr bereits zwei Maßnahmen realisiert worden sind, folgt das achte Objekt wohl erst 2013, wobei der Standort Brunnerstraße schon feststeht.

Die Investitionen für die versenkten Inseln sind hoch. Je nach Fassungsvermögen für die drei Glasarten sowie Papier – in München gibt es zusätzlich Boxen für Dosen/Alu und für Kunststoffe – fallen einschließlich Tiefbauarbeiten etwa 25.000 bis 50.000 Euro Kosten an – etwa das Fünf- bis Zehnfache gegenüber den Behältern, die einfach auf den Boden gestellt werden. »Dazu kommen natürlich die Unterhaltskosten«, betont von Ferrari. Und die sind nicht unerheblich: »Konventionelle Behälter werden von einer beauftragten Firma im Durchschnitt zweimal, die unterirdischen einmal in der Woche entleert. Und nach der Leerung macht unser »Regenbogen-Team« vom Bauhof alles sauber, vor allem bei den oberirdischen WSI«. Schließlich müssen ab und an Reparaturen durchgeführt werden. Doch auch bei den versenkten Boxen gab es jüngst in Haar jede Menge Arbeit: »Regenwasser drang ein, stand fast einen Meter hoch. Das musste raus, sonst wären die Fassungen verrostet«, konstatiert der Umweltreferent. Und: »Die Gemeinde hat somit finanziell ein Stück den Schwarzen Peter: Die kompletten Kosten bei Umrüstungen oder der Beteiligungsaufwand bei neuen Anlagen, plus Wartungsaufwendungen«.

Schwarzer Peter? »In München werden die Inseln von privaten Unternehmen betrieben, alle drei Jahre werden die Standorte neu ausgeschrieben. Daher scheuen die Firmen das finanzielle Risiko, Unterflur-WSI zu bauen und einzurichten. Bei Neuvergabe an einen Konkurrenten könnten sie ja dann auf ihren Kosten sitzen bleiben«, erläutert von Ferrari die Situation in der Landeshauptstadt, wo es mehr als konventionelle 1.000 Sammelstellen gibt. Allein in Trudering-Riem sind es für die rund 65.000 Bürger mehr als drei Dutzend. »Wir haben es im BA schon angeregt, sind sehr an Unterflur-WSI interessiert, doch im Rathaus wurden sie wegen der hohen Kosten abgelehnt«, so der Kommunalpolitiker. Außerdem sind die technischen Voraussetzungen in der Metropole oft nicht gegeben. Die Mulden erfordern nämlich mindestens eine Tiefe von 2,5 Meter, viele Strom- und Telefonleitungen, Kanäle und anderes mehr liegen teils nicht tiefer als 1,5 Meter. Und auch der Münchner Grundwasserspiegel ist vielerorts ein Problem.

In den neu gebauten Wohngebieten der Messestadt Riem, dem stetig wachsenden Viertel in Trudering, konnte nach Depot-Zwischenlösungen fortschrittlicher gehandelt werden. Hier setzte der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) die Erfahrungen der 2005 installierten ersten unterirdischen Container am ehemaligen Messegelände auf der Theresienhöhe und an der Hans-Fischer-Straße um. Voraussetzung war ein im Sommer 2007 getroffener Beschluss im Rathaus: Die Stadt trägt im Rahmen eines Sonderfinanzierungsprojekts die Kosten, ist Eigentümerin der Standplätze, zwei Firmen betreiben die Entsorgung. Keller-Container in der Messestadt befinden sich an der Erika-Cremer-, Helsinki-, Astrid-Lindgren- (bei der Grundschule), an der Maria- Montessori-, Heinrich-Böll- und an der Mutter-Theresa-Straße. Zwei weitere Be­hälter »unter Tage« sind ­geplant. Die Standorte, so AWM-Pressesprecherin ­Helga Seitz, »stehen aber noch nicht fest«. ikb

Artikel vom 23.08.2011
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