Street, Bowl oder Vert: Der neue Skatepark macht unterschiedliche Fahrstile möglich

Hallbergmoos · Sozialer Treffpunkt für alle Altersgruppen

Das Team von »minus-ramps«, das in zwei Monaten den Skatepark Hallbergmoos gebaut hat. Alle sind selber Skateboarder, testen ihre Anlagen intensiv – und sind die einzigen, die die Bowls frei mit Nass-Spritz-Beton modellieren.	Foto: bb

Das Team von »minus-ramps«, das in zwei Monaten den Skatepark Hallbergmoos gebaut hat. Alle sind selber Skateboarder, testen ihre Anlagen intensiv – und sind die einzigen, die die Bowls frei mit Nass-Spritz-Beton modellieren. Foto: bb

Hallbergmoos · »Wir haben jetzt zwar die Betonarbeiten abgeschlossen – doch fertig ist der Skatepark hier im neuen Sport- und Freizeitpark damit noch nicht! Der Beton muss jetzt ganz langsam aushärten, dass es keine Risse gibt, zudem fehlen ja noch alle Erdarbeiten und Abdeckungen.

Es sollte also noch keiner jetzt fahren und seine Grinds – die Tricks an der Kante - zeigen! Aber man kann schon erkennen, dass das hier ein klasse Park wird«, sagt Nils Schröder. Er hat gemeinsam mit acht Kollegen vom Unternehmen »minus-ramps« die Skateboard-Beton-Schüsseln in knapp zwei Monaten gebaut – jetzt ziehen sie weiter zu den nächsten Projekten in Franken und dann Norddeutschland.

210 Unterschriften für einen Skatepark

Im Juni 2009 überraschten vier Hallbergmooser Jugendliche Bürgermeister Klaus Stallmeister, und übergaben ihm 210 Unterschriften mit dem Anliegen: »Wir wünschen uns einen Skatepark!« Leider fehle es an Möglichkeiten, den Sport im Ort auszuüben, hieß es in ihrem schriftlichen Antrag. Die bisherige Anlage am Volksfestplatz habe die Bezeichnung »Skatepark« nämlich nicht verdient: Risse im Untergrund, marode Geräte – im Internet werden die Hallbergmooser Pipes als »unskatebar« bewertet. Deshalb weichen die Skater mit ihrem Sport, der schon in den 1950er-Jahren in den USA als Alternative zum Wellenreiten entstanden ist, auf Bürgersteige und freie Flächen im Gemeindegebiet aus. Dort bekamen sie zum Teil massive Probleme mit den Anwohnern.

Fläche in den neuen Bürgerpark integriert

Da es weder die Möglichkeit gab, den bisherigen Volksfestplatz glatt zu teeren (wegen der Nägel für die Zelte), noch die Anwohner der Straße »Am Hufeisen« – dem neuen Wohngebiet, in Sicht- und Hörweite der Skateranlage – nicht begeistert über eine Instandsetzung der vorhandenen Anlage waren, wurde im Zuge des neuen Bürgerparks dann doch noch ein »Skatepark« eingeplant. Die Planung stammt vom Architekturbüro Matthias Bauer aus Stuttgart, gebaut wurde die »Bowl« jetzt von den Profis von »minus-ramps« aus Niedersachsen. »Wir sind ein Team von Architekten, Planern, Handwerkern und vor allem Skateboardern, die durch ihre enge Zusammenarbeit einen guten Skatepark garantieren. Wir planen, bauen und testen unsere Skateparks immer selbst. Mit unserer Spezialität, dem Bauen und Modellieren der Parks aus Ortbetonoberflächen, das ist ein spezieller Nass-Spritz-Beton, den wir mit unseren selbst gebauten Modellier-Werkzeugen völlig frei bearbeiten, sind wir wohl die einzigen in Deutschland«, erläutert André Neubert.

Skateboarding ist aus seiner Sicht längst kein pubertierender Zeitvertreib mehr, es ist eine etablierte Sportart, für viele auch Lebenseinstellung, und somit von der Bildfläche nicht mehr wegzudenken. »Darüber hinaus sind Skateparks aber immer auch soziale Treffpunkte. Hier treffen sowohl verschiedene Altersgruppen, als auch differenzierte Fahrdisziplinen, wie Street, Bowl, oder Vert zusammen. Darum ist es wichtig, möglichst viele Fahrstile in einem Skatepark zu bedienen und zu vereinen, denn je unterschiedlicher sie sind, desto interessanter und anregender entwickelt sich das Fahrniveau«, sagt Nils Schrader.

Beton-Bahnen haben längere Haltbarkeit

Beton-Bahnen seien zwar im Bau etwas teurer als Hindernisse aus Holz, »doch sie sind viel leiser, absolut vandalensicher und haben eine Haltbarkeit von mindestens 25, 30 Jahren. Holz arbeitet und splittert, Beton ist nach dem langsamen Aushärten fertig und hält ewig! Zudem ist es uns ganz wichtig, dass wir keinerlei scharfe Kanten oder Unebenheiten in unseren Bahnen haben, das geht nur mit unserer Modellier-Methode und eben Beton«, so Schrader.

Fahrvergnügen auf zwei Ebenen

»Der Skatepark in Hallbergmoos besteht aus zwei Ebenen, die mit einer Streetobstacle-Zeile verbunden werden. Um den Flow nicht zu unterbrechen, wurde die untere Ebene mit ein paar Speedtrannies modifiziert«, erklärt Neubert. Während des gesamten Bauvorgangs hat das minus-ramps-Team (die meisten haben sogar wochenlang in kleinen Wohnwägen direkt an der Baustelle auch am Wochenende gelebt) in Zwischenphasen Radien, Kurven und Steigungen getestet und dementsprechend optimiert. Etwa vier bis sechs Skateparks bauen sie im Jahr quer durch Deutschland – und die Nachfrage ist groß. Die Gemeinden wollen der Jugend nicht nur tolle Sport-Möglichkeiten bieten, sondern sie auch gezielt an speziell dafür vorgesehenen Plätzen zusammenhalten. Dass die Nachbarn und Anwohner nicht wieder schimpfen. »Schade, dass man in der Gemeinde die Scheinwerfer für den Skatepark abgelehnt hat. Gerade bei Nacht und Flutlicht macht es doch am meisten Spaß!«, lachen die minus-ramps-Skater. bb

Artikel vom 08.08.2011
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