Stadt plant längere Öffnung der Sporthallen und verärgert alle

Neuperlach/Ramersdorf · Übers Knie brechen

Auch der SVN-Vorsitzende Norbert Kreitl erhielt die Kündigung für sämtliche Mehrfachhallen im Münchner Osten.	Foto: aha

Auch der SVN-Vorsitzende Norbert Kreitl erhielt die Kündigung für sämtliche Mehrfachhallen im Münchner Osten. Foto: aha

Neuperlach/Ramersdorf · Die Pläne der Stadt, ab September die Mehrfach-Schulsporthallen jeden Tag – auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen – von 7 bis 23 Uhr für externe Nutzer zu öffnen, lösen ­heftige Proteste aus. Die ­Einfachschulsporthallen sollen zukünftig sogar bis 22 Uhr geöffnet sein.

Der Münchner Lehrer- und ­Lehrerinnenverband (MLLV) fürchtet Vandalismus, Müll und offen stehende Fenster und Türen von Sporthallen sowie Sicherheits- und Hygienerisiken für die Schüler. Auch Schuldirektoren, Hauswarte und sogar Vereine im Münchner Südosten sehen das Vorhaben kritisch. Die externen Nutzer sollen die Schlüssel direkt erhalten, ohne Aufsicht der Hauswarte. Der abendliche Rundgang des Hauswarts um 22 Uhr entfällt, Hauswarts-Aushilfskräfte sollen eingespart werden.

Betroffen sind vor allem die Hallenzeiten für die raumgreifenden Sportarten Volley-, Hand- und Basketball sowie Badminton und Hockey. Sie sollen – als Probelauf für ein Jahr, wie das Referat für Bildung und Sport (Schulreferat) jetzt betont – neu und optimal verteilt werden. Dabei erhalten Mannschaften, die in den jeweils oberen drei Ligen spielen, ein Mehr an Trainingszeit. Im Dezember 2010 wurde der Bedarf bei den Vereinen abgefragt, die neu errechneten Trainingszeiten Anfang Juni 2011 mitgeteilt. Dann kündigte das Referat am 21. Juni vorsorglich allen Vereinen sämtliche Trainingszeiten in den Doppel- und Dreifachsporthallen, obwohl der Stadtrat erst am heutigen Mittwoch über das Vorhaben entscheidet.

»Das ist im übelsten Sinne Verwaltung nach Gutsherrenart«, wettert Norbert Kreitl, Vorsitzender des SV Neuperlach (SVN). Zwar werde endlich eine 20 Jahre alte Forderung der Vereine erfüllt, aber ohne vorab mit ihnen zu sprechen. Eine solch massive Änderung brauche ein halbes Jahr Vorlaufzeit. Der SVN kann für seine elf Abteilungen »nicht ordentlich planen«, so Kreitl, vor allem: »Der Jugendsport hat von der Neuregelung nichts«. Jetzt stehen die Sommerferien vor der Tür, ohne dass die ab Septem- ber gültigen Trainingspläne gemacht werden können. Noch immer wissen die ­Vereine nicht, welche Ab­teilung wann wirklich welche Halle bekommt.

Für sie ist nicht erkennbar, wie die Einfachsporthallen – für den Breitensport – vergeben werden. Das trifft vor allem kleine Vereine. »Wir hängen völlig in der Luft«, fürchtet Oskar Grabler, Vorsitzender des DJK Sportbund München-Ost e.V. (DJK), um seine 350 Freizeitsportler: »Wir müssen jetzt die Verträge mit den Übungsleitern machen, im September kriege ich keine mehr«, sagt Grabler. Beim Sportclub Bajuwaren 1910 e.V. sieht es nicht anders aus. Er hat noch nicht einmal eine Nachricht vom Schulreferat erhalten, obwohl seine 50 Sportler in einer Schulturnhalle trainieren. Die Frage der Planung ist ebenso ungeklärt wie die Frage der Nutzung. »Wer übernimmt die Verantwortung, dass morgens um 8 Uhr ordnungsgemäßer Schulsportunterricht stattfinden kann? Eine Überwachung der Räume muss da sein«, sagt ­Margot Obermeier, Leiterin des Städtischen Werner-von-Siemens-Gymnasiums an der Quiddestraße. »Es ist jetzt schon sehr schwierig, den Überblick zu behalten, wer bei uns ein und aus geht«, stößt Michaela Bormann, Leiterin der Rennertschule, in das gleiche Horn: »Die Beschädigungen an Sporthalle, Geräten und Sanitäranlagen sind schon jetzt kaum aus dem kleinen Budget zu zahlen«.

Die Abnutzung jedoch wird steigen. »Instandhaltung ist eine laufende Aufgabe der Stadt«, erklärt Eva-Maria Volland, die Sprecherin des Schulreferats, dazu lapidar. »Wir appellieren an das Verantwortungsbewusstsein der Vereine«, sagt sie. Man wolle einen Hauptverantwortlichen (Verein) als Nutzer pro Halle, der dann auch zuschließt. »Damit haben wir in der Arnulf-, Ries- und Gaißacher Straße bereits gute Erfahrungen gemacht«. Die Mehrheit der Vereine sei zufrieden, man habe sich mit ihnen besprochen. aha

Artikel vom 26.07.2011
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