Mintrachinger fürchten Lärm und Verkehr – Gemeinde bietet Bürgern Beteiligung an

Neufahrn · Bavaria Park spaltet die Neufahrner Bürgerschaft

Mehr als 400 Bürger waren zur Versammlung gekommen. Foto: bb

Mehr als 400 Bürger waren zur Versammlung gekommen. Foto: bb

Neufahrn · Nicht nur die heißen Temperaturen heizten den Gemütern der vielen Besucher der Bürgerinformationsveranstaltung über den geplanten Kultur- und Freizeitpark im Mintrachinger Gewerbegebiet ein. Mehr als 400 Bürger quetschten sich in die Alte Halle und wollten sich über das Konzept des »Bavaria Parks« informieren.

Pro & Contra Bavaria Park in Neufahrn

Bürgermeister Rainer Schneider musste daher viele bitten, die auf die Schnelle für den nächsten Tag anberaumte zweite Informationsveranstaltung zu besuchen. Die Veröffentlichung der ausführlichen Pläne zum Bau des Parks in der vergangenen Woche hatte eine wahre Medienschlacht von Parteien und Neufahrnern ausgelöst, die sich nach drei Jahren geheimer Verhandlungen im Gemeinderat mit den Betreibern hintergangen fühlten. Ein kleiner Teil der Mintrachinger Bevölkerung hatte sich vor der Veranstaltung bereits eine Meinung gebildet und äußerte ihren Unmut in Zwischenrufen wie: »Das brauchen wir nicht!«

Die Ausführungen des Bavaria-Sprechers, Thomas Neff, hören sich aber auch fast zu rosarot an. Ein außergewöhnliches Freizeitvergnügen für Reich und Arm, Jung und Alt, dazu immense finanzielle Vorteile für die Gemeinde, ohne dass diese selbst ein Risiko eingehen muss. Das auf 300 Millionen geschätzte Projekt scheint demnach eine reine win-win Situation für alle Beteiligten zu sein. Realisiert über ein Investoren- und Betreibermodell soll der »Bavaria Park« »ein Ort der Begegnung sein«, wie es Neff formulierte. Auf 18 Hektar Fläche soll es dann heißen »365 Tage Spaß an der Freud«, aber nicht mit Achterbahnen oder einem herkömmlichen Vergnügungspark ähnlich. »Wir wollen die bayerische Lebensart greif- und erlebbar machen«, so Neff. »Wir wollen die Neufahrner mit einbeziehen und eine Begegnungsstätte von Gästen mit Einheimischen realisieren.« Geplant sind verschiedene Themenhäuser zu Kultur, Musik und Theater, aber auch ein Bavaria Aktiv Bereich mit Skater-Bahn und Klettergarten. Das Ganze ist überdacht und somit das ganze Jahr wetterunabhängig nutzbar, der Eintritt kostenfrei.

Mehr als zwei Millionen Besucher sollen so jährlich vom Park angezogen werden – und genau diese Zahl löste den Unmut vieler Mintrachinger aus. Sie befürchten, nur 800 Meter vom Park entfernt, den Lärm und eine immense Zunahme des Verkehrs. »Dann haben wir 365 Tage im Jahr Volksfestgedudel vor der Haustüre«, brachte ein alteingesessener Mintrachinger vor. Da das geplante Dach jedoch nicht nur wärme-, sondern auch schallisoliert ist und somit nicht mit dem Segeltuch eines Volksfestzeltes vergleichbar sei, »werden Sie von dem Lärm nichts hören«, beschwichtigte Neff. Auch der Mintrachinger größte Sorge, dass sie dann von allen Seiten zugebaut und vom Verkehr überrollt würden, wies Neff als unbegründet zurück. Ein ausgeklügeltes Verkehrsgutachten habe vielmehr ergeben, dass das Gros der Besucher über den Autobahnanschluss komme, der Großteil davon wiederum in Bussen. Auch Bürgermeister Schneider erhofft sich, dass nach Fertigstellung der B 388 rund 3000 Autos weniger die B 11 befahren werden, eine Änderung der Verkehrsführung der dann zur Staatsstraße gewordenen B 11 schloss er zudem nicht aus.

Bereits vor Beginn der Veranstaltung betonte Schneider, dass er nicht mit aller Gewalt den Freizeitpark durchdrücken wolle »wenn die Neufahrner den Park nicht wollen, dann wird es ihn nicht geben!« Für die gesamte Gemeinde sehe er jedoch wesentliche Vorteile, vor allem in der Schaffung von 500 dauerhaften und 500 saisonalen Arbeitsplätzen. Da dort in großem Maße Mittelständler ihre Geschäfte eröffneten, sei ein hohes Maß an Gewerbesteuereinnahmen zu erwarten. Wie Neff betonte, würden zudem Bewerber aus der Region bevorzugt, ein fertig ausgearbeitetes Steuerkonzept garantiere, dass die Gewerbesteuer der Geschäfte in Neufahrn bleibe. »Zudem bekommen wir rund um den Park einen breiten Grün- und Waldgürtel mit einer Größe von neun Hektar geschenkt«, so Schneider, in dem ein Schlittenhügel und auch eine Langlaufloipe geplant sind.

Die letztendliche Entscheidung obliegt nun jedoch dem Gemeinderat, hier seien die Würfel noch nicht gefallen. Dass den Gemeindevertretern die Belange der Bürger am Herzen liegen zeigt die Offerte an die Bürger, an diversen Workshops und Arbeitskreisen zur Lärm- und Verkehrsreduzierung teilzunehmen. Der erste Gedankenaustausch findet am Montag, 11. Juli, um 18 Uhr in der Alten Halle statt. Denn Schneiders Wunsch ist es, dass die Bürger dem »Projekt eine Chance geben und es konstruktiv begleiten«. Erst dann sollen sie ein Urteil fällen und dem Gemeinderat den Auftrag geben, dem Freizeitpark zuzustimmen oder ihn abzulehnen. »Denn hinterher will ich von niemandem ein Gejammere hören, sollte es nicht zu einem Bau bei uns kommen.« Denn, dass der Freizeitpark realisiert wird ist klar, »dann werden wir uns einen anderen Ort suchen«, so Neff. bb

Artikel vom 07.07.2011
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