So seh ich das! Münchner SamstagsBlatt-Redakteurin Gabriele Heigl zum Thema der Woche.

München · Zum Thema: Wenig Protest gegen die Volksbefragung

Was ist nur mit den Deutschen los? Kein kollektiver Aufschrei der Empörung, keine Gehorsamsverweigerung, keine Demonstrationen, kurz kein: „Ich bin dagegen!“ Das war 1987 ganz anders.

Die damalige Volkszählung war monatelang Gegenstand heftiger Diskussionen. Man schrie „Überwachungsstaat“ und war bereit zum Boykott. Natürlich gibt es auch jetzt Stimmen, die warnen, Leute, die sich nicht „erfassen“ lassen möchten, die sich ärgern über Fragen nach ihrer Religion, den Zugriff von Hackern fürchten oder die daran zweifeln, dass ihr Name am Ende der Befragung wirklich gelöscht wird. Diese Ängste wirken auf mich wie aus der Zeit gefallen. Man braucht gar nicht immer auf Facebook verweisen.

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Auch wer sich dem Social Networking verweigert, gibt in der Regel in einem einzigen Monat mehr von sich preis, als bei einem Zensus: Wir bestellen im Internet viele auch sehr intime Dinge, wir hinterlegen bei allen möglichen Firmen unsere Kreditkarten-Infos, wir akzeptieren auf öffentlichen Plätzen eine lückenlose Kameraüberwachung, demnächst laufen wir am Flughafen durch den „Nacktscanner“. Und dann soll der Staat nicht wissen dürfen, wie mein Familienstand ist, ob ich Arbeit suche, ob mein Vater aus dem Ausland ist? Schließlich ist die Datensammelei zu was nutze, sie soll Planungssicherheit schaffen, auch mit dem Ziel, Steuergelder richtig anzulegen. Und da haben wir doch alle was davon. So seh ich das.

Artikel vom 16.06.2011
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