90 Jahre Trachtenverein D’ Hachingertaler wird groß gefeiert

Unterhaching · Aus Liebe zur Heimat

Hans Berger und Heinz Spielmann zeigen stolz die beiden Fahnen des Vereins, die jeweils das Konterfei des König Ludwig II. zeigen. Vorplattler Xaver Trost und Heinz Spielmann von den D’ Hachingertalern Anfang der 60er-Jahre. F.: VA

Hans Berger und Heinz Spielmann zeigen stolz die beiden Fahnen des Vereins, die jeweils das Konterfei des König Ludwig II. zeigen. Vorplattler Xaver Trost und Heinz Spielmann von den D’ Hachingertalern Anfang der 60er-Jahre. F.: VA

Unterhaching · Gleich zwei Tage lang feiert der Heimat- und Trachtenverein D’ Hachingertaler mit einem abwechslungsreichen Programm seinen 90. Geburtstag. Ganz traditionell soll es dabei zugehen, betont der Vereinsvorstand ­Rudolf Maier.

So startet am Samstag, 25. Juni, der Geburtstagsreigen um 17.30 Uhr mit der Totenehrung am Kriegerdenkmal. Um 20 Uhr findet dann ein festlicher Heimatabend im Festzelt des Bürgerfestes statt. Dabei sind unter anderem die Riederinger Sänger, deren Vorgänger, wie Rudolf Maier erklärte auch bereits 1951 beim 30-jährigen Vereinsjubiläum auftraten, der Hachingertaler Dreigesang und die Goaßlschnoizer, um nur einige zu nennen. Karten zu acht Euro gibt es an der Abendkasse, aber auch bereits jetzt über die Homepage des Trachtenvereins unter www.d-hachingertaler.de zu bestellen. »Wer jetzt schon Karten kauft, der bekommt natürlich auch die besten Plätze reserviert«, wirbt Rudolf Maier.

Interessantes zum Trachtenverein D’ Hachingertaler

Der Höhepunkt des Festabends wird der Kronentanz sein, der zu diesem ganz besonderen Anlass mit zwölf statt mit acht Paaren aufgeführt wird. Schon lange proben die Trachtler für diesen Auftritt, verrät Silvia Maier-Neumann vom Festausschuss. Der Kronentanz wird nur zu ganz besonderen Anlässen aufgeführt, diese Gelegenheit sollte man sich also nicht entgehen lassen, wirbt Maier. Aber nicht nur am Samstag wird er gezeigt, sondern auch am Sonntag, 26. Juni, beim Festakt am Nachmittag. Höhepunkt am Sonntag wird der große Festzug mit sechs Fuhrwerken, acht Kapellen und 50 Vereinen durch den Ort sein. Dabei sind auch 30 befreundete Vereine wie beispielsweise der Trommlerzug aus Pähl und die D’Hochgründecker aus Bischofshofen.

Los geht der Festzug um 14 Uhr. Der Start ist am Festplatz, der nur einen Steinwurf entfernt vom Rathausplatz liegt. Der stolze Festzug zieht sich von der Rathausstraße über die Hauptstraße bis hin zur Ecke Tölzerstraße und zurück. »Wir hoffen natürlich, dass möglichst viele Unterhachinger da sein werden, um den Festzug zu begleiten«, so Maier. »Unser herzlicher Dank gilt an dieser Stelle der Gemeinde, die uns wirklich vorbildlich unterstützt«, betont Maier.

Während der Festtage wird es auch die reich bebilderte Festschrift für drei Euro zu kaufen geben, ebenso wie das Festabzeichen für »an Zwickl«, wie Silvia Maier schmunzelnd erklärt. Spannend liest sich die Geschichte des Vereins, der echtes bayerisches Brauchtum hochhält. Gegründet wurde der Verein 1921 vom »Müller-Jaki«, der mit Gleichgesinnten gerne bayerische Volksmusik machte. Sonntagnachmittags traf man sich um gemeinsam zu singen, zu tanzen und zu plattln. Damals hieß der Verein jedoch noch »Eichenlaub«.

Einen neuen Namen gab sich der Verein bereits 1922, ab sofort wurde der Name »D’ Hachingertaler« geführt. Der Begründer des bekannten Trachtenvereins ging übrigens bald danach nach Afrika, um dort als Missionar tätig zu sein. Er ließ es sich aber nicht nehmen, im Mai 1924 zur Fahnenweihe dem Verein einen Besuch abzustatten. Ein Bild von König Ludwig II. schmückt die Fahne, damit wollte man sein Bedauern darüber ausdrücken, dass es in Bayern keinen Monarchen mehr gab, erläuterte Maier. Die nächste große Zäsur im Vereinsleben stellte der zweite Weltkrieg dar, der große Lücken in die Reihen der Vereinsmitglieder riss.

Neustart im Januar 1946

Am 16. Januar 1946 wurde das Vereinsleben wieder aufgenommen. Ein herausragendes Ereignis war das 30-jährige Vereinsjubiläum, das unter der Leitung von Paul Kiem und Hans Seidl stand. Paul Kiem war damals ein bekannter Musiker und Volksliedsammler, der wesentlich zur Wiederbelebung der bairischen Volksmusik in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts beitrug. Inspiriert wurde er in seinem Tun von Ludwig Thoma, den er persönlich kannte und der ihm eine Sammlung österreichischer Volkslieder geschenkt hatte.

1961 wurde die Vereinsfahne restauriert und feierlich nachgeweiht. 1967 und 1969 fuhren die Hachinger Taler Sänger und Musikanten zu einem Volksmusikwettbewerb nach Bischofshofen, wo sie die begehrte »Silberne Amsel« gewannen. Damit hatten sie für die Städte-Partnerschaft zwischen Bischofshofen und Unterhaching den Grundstein gelegt. Zusammen mit dem 52. Isargaufest feierten die Trachtler 1971 ihr 50-jähriges Bestehen. Rund 70 Vereine gehörten damals zu den Gratulanten.

Erntefest wurde 1972 gegründet

1972 riefen die Trachtler das Erntefest ins Leben, das seitdem im Klostergarten der Barmherzigen Schwestern stattfindet und sich bis heute größter Beliebtheit erfreut. Zu den unvergessenen Vorsitzenden gehörte Alfons Griesberger, der von 1978 bis 2002 die Geschicke des Vereins mit viel Liebe und Engagement leitete. Aus gesundheitlichen Grüden stellte er sich 2002 nicht mehr zur Wahl, die Ernennung zum Ehrenvorstand erlebte er leider nicht mehr, bedauerte Maier. Auch das Frühjahrssingen wurde in seiner Amtsperiode mit in den Veranstaltungskalender aufgenommen. Das Vereinsleben bereichert haben auch die neuen Räumlichkeiten im Untergeschoss der Hachinger Halle, die in Eigenregie zu Vereinsräumlichkeiten ausgebaut und im Januar 2011 eingeweiht wurden.

Stolz ist der Trachtenverein nicht nur auf die gute Kameradschaft, sondern auch auf ihre Tracht. Getragen wird ausschließlich die Miesbacher Gebirgstracht. »Wir tragen Tracht, nichts Trachtlerisches«, erklärt Maier. Allerdings sind hier die Regeln ein wenig freier als früher. So hätten verheiratete Frauen früher nur den Schalk, ein schwarzes, bodenlanges Dirndl und einen Goldschnurrhut getragen und nur die Unverheirateten ein Miedergewand, deren Rocklängen genau einen Maßkrug vom Boden entfernt endet.

Auch hätten früher nur die Ledigen bei den Tänzen mitgemacht, heute ließe sich das gar nicht mehr realisieren, erklärt Maier. Wichtig ist aber nicht nur die Tracht sondern auch die Frisur, vor allem bei den Damen. Da heute nur noch wenige Frauen so langes Haar haben, dass man sie in einem Dutt zusammenbinden kann, darf hier auch mit entsprechenden Haarteilen gearbeitet werden, bekannte Silvia Maier schmunzelnd. 168 Mitglieder zählt der Verein, davon gehören 17 der Kinder- und Jugendgruppe an. »Die Madln und Buam werden aus dem großen Fundus des Vereins eingekleidet, da entstehen keine Kosten für die Eltern«, erklärt Maier.

Kleine Trachtler sind willkommen

Nicht ganz einfach sei es, die Kinder für das Vereinsleben zu begeistern, deshalb hat sich der Vorstand jüngst aufgemacht und die Grundschule in der Dorfstraße in Taufkirchen besucht, um dort den Mädchen und Buben bayerisches Brauchtum vorzustellen. Da wurde gesungen und geplattelt, sehr zur Freude der Kinder, wie Maier berichtete. Wer demnächst Profis beim Tanzen in echter Tracht zusehen möchte, der sollte sich das letzte Juniwochenende dick im Kalender eintragen. hw

Artikel vom 07.06.2011
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