90 Jahre erklingen die Männerchorstimmen aus Ramersdorf

Ramersdorf · Wo gesungen wird

Der Männerchor München-Ramersdorf e. V. im Jahr 1949, mit Standarte vor dem Alten Wirt Ramersdorf. 	Foto: Privat

Der Männerchor München-Ramersdorf e. V. im Jahr 1949, mit Standarte vor dem Alten Wirt Ramersdorf. Foto: Privat

München/Ramersdorf · »Ein Männerchor klingt ganz einfach besser, als ein gemischter Chor«, ist Reinhard Hammerl überzeugt. Er ist Vorstand des »Männerchor München-Ramersdorf e.V.« (MCM), der dieses Jahr sein 90-jähriges Bestehen mit einem großen Musikabend »Über Berge, Länder und Meere« am 14. Mai, um 18 Uhr im Hofbräukeller, Innere Wiener Straße 19 feiert.

Hammerl ist seit 20 Jahren dabei, »aus Überzeugung«, wie er sagt. Der passionierte Sänger kennt viele Stücke aus dem Repertoire von Volks- und Kärntner-Liedern, Musical-Songs, Gospels und klassischen Gesängen, die in Ramersdorf mit Blick auf »Qualität statt Quan­tität« erarbeitet werden.

Dafür sorgt seit 1995 Chorleiter Gerald Häußler, der selbst Bariton im Chor des Bayerischen Rundfunks und Lehrbeauftragter an der Musikhochschule ist. Aber auch auf organisatorischer Ebene erfordert es »Fingerspitzengefühl, den Chor zusammen zu halten«, sagt Hammerl. Das war schon in den Anfangsjahren so, kurz nachdem sich die Sangesge­meinschaft »Liederkranz Ramersdorf« im Sommer 1920 von »einer kleinen Anzahl kampferprobter Genossen, Ramersdorfer Bürgern« gebildet hatte, berichtet die Jubiläums-Festschrift. Diskussionen und Unzufriedenheit führten dazu, dass sich der Chor spaltete und der »Liederkranz Ramersdorf« mit 15 aktiven Sängern ins Gasthaus zur Post zog, während die »Sängerrunde« als gemischter Chor im Ramers­dorfer Saal verblieb. Erst 1961 traf man sich wieder.

Einigkeit herrschte noch, als am 7. und 8. Juli 1923 beim ersten Gründungsfest die neue Vereins-Standarte feierlich eingeweiht wurde. Sie trägt auf der einen Seite den Schriftzug »Männergesangs Verein Liederkranz Ramersdorf«, der sich um eine Lyra schmiegt, und auf der anderen Seite ein Abbild der Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf. Mit dieser unterstreicht der Männergesangsverein seine Verbundenheit zu Ramersdorf sowie, dass er sich ausschließlich dem Gesang widmet.

Die kirchliche Weihe der Standarte erfolgte im Juli 1923. Jetzt konnte sie »auf dem Friedhof ausgelassen werden« und wurde bei »Fahnenweihen anderer Vereine« stolz präsentiert. Den Sängern zeigte sie an, wo man sich bei Sängerfesten oder Beerdigungen versammelte. Zumindest bis 1961, als sie im Zuge einer Restaurierung sie verschwand, wie Quellen berichten. Ausgerechnet am 1. April 2010 bekam der ­Männerchor eine E-Mail aus Mais­ach vom dortigen Gesangsverein: Man habe im Keller eine Standarte mit der Aufschrift ´«Männergesangsverein-Liederkranz Ramersdorf« gefunden. Und dies war kein Scherz. Die mit gesandten Fotos zeigten die 1923 geweihte Vereinsstandarte. Ohne Zweifel! Aber die Standarte und neun inzwischen noch aufgetauchte Freundschaftsbänder müssen für etwa 7.000 Euro restauriert werden. Der Männerchor hofft auf einen Zuschuss des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach, zu dem sich der BA prinzipiell positiv äußerte.

Aktuell proben die 34 Männer des MCM, die zwischen 37 und 92 Jahre alt sind, montagabends in der Gaststätte »Wilder Mann« in der Anzinger Straße für den großen Musikabend am kommenden Samstag. Sie freuen sich auf den Abend und hoffen insgeheim, dass die Standarte ihnen bei der Fronleichnamsprozession von St. Pius nach Maria Ramersdorf wieder anzeigt, wo sich der MCM aufstellt und es klingen lässt.

Den Spaß am Singen soll auch die neue Aktion »Sing mal wieder« des MCM fördern. Ein ungezwungenes Singen von Volksliedern, alten Schlagern und anderem für jeden findet erstmals am Dienstag, 17. Mai, um 16 Uhr im Pfarrheim der Evangelisch-Lutherischen Gustav-Adolf-Kirche, Hohenaschauer Straße 3 in Ramersdorf statt. Jeder ist herzlich eingeladen. Angela Boschert

Artikel vom 10.05.2011
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