Nur moderate Sparmaßnahmen in Nazareth und Immanuel

Bogenhausen · Vor der Fusion

Sie sind sich mit ihren Kirchenvorständen einig: Pfarrer Rhinow (li.) von Nazareth in der Parkstadt und Pfarrer Stählin von Immanuel in Denning.	Foto: ikb

Sie sind sich mit ihren Kirchenvorständen einig: Pfarrer Rhinow (li.) von Nazareth in der Parkstadt und Pfarrer Stählin von Immanuel in Denning. Foto: ikb

München/Bogenhausen · Wie in der Wirtschaft so auch in der Kirche: Brummt das Geschäft, werden mehr Menschen eingestellt. Steigen aber die Ausgaben und stagnieren oder gar sinken die Einnahmen, gibt’s Einschnitte, meist wird dann am Personal gespart.

Mit dieser Sachlage sehen sich derzeit die vier evangelischen Kirchengemeinden im 13. Stadtbezirk konfrontiert. »Die Landeskirche hat in den vergangenen Jahrzehnten ihre Personalpläne üppig überschritten. Künftig funktioniert das nicht mehr, kann sich die Kirche das nicht mehr so gut leisten«, konstatiert Pfarrer Markus Rhinow von der Nazarethkirche in der Parkstadt Bogenhausen. So beabsichtigen die Nazareth- und die Immanuelkirche im Stadtteil Denning quasi notgedrungen eine Fusion. Der Nazareth-Kirchenvorstand befürwortet diesen Schritt, um die strukturelle Schieflage der Gemeinde zu korrigieren, ist bereit, die »von oben« vorgeschlagene Stellenkürzung umzusetzen. Und auch der Immanuel-Vorstand votierte jetzt für den Zusammenschluss.

Die Vaterunserkirche in Oberföhring indes will keine Vereinigung, strebt vielmehr eine Zusammenarbeit und Kooperationen aller vier Gemeinden an. Und der Kirchenvorstand von Dreieinigkeit in Altbogenhausen erachtet dem Vernehmen nach die Zeit für ein Zusammenwachsen momentan noch nicht für reif, eine »Pfarrei Bogenhausen« ist aus dortiger Sicht ein Projekt fürs nächste Jahrzehnt.

Ohne Reform geht in der evangelischen Landeskirche nichts mehr. Markus Rhinow ist der Ansicht, dass man sie jetzt anpacken muss: »Eine Fusion wäre unglaublich mutig und zukunftsweisend, würde klar machen, dass wir nicht nur auf den eigenen Kirchturm schauen, sondern lernen, gemeinsam Kirche zu sein. Das Modell wäre wegweisend, böte eine sinnvolle Struktur für die Zukunft.« Und, auf diese Versicherung legt der Pfarrer besonderen Wert: »In beiden Kirchen wird es nach wie vor wöchentlich Gottesdienste geben. Es sind keine großen Streichungen geplant!«

Im Prodekanat stehen von fünf theologisch-pädagogischen Stellen (TP) für Diakone und Religionslehrer eine halbe und von 16 Pfarrstellen 1,5 Stellen auf der Streichliste. Nun gilt es, die Kürzungen zu verteilen. Bilden Nazareth und Immanuel eine Pfarrei, entfiele von 2,5 eine halbe Pfarrstelle. In jedem der beiden Gotteshäuser wäre dann jeweils ein Pfarrer aktiv. Hinzu kommt die Streichung einer halben TP-Stelle in der Dreieinigkeitskirche. Die Diakonenstelle in der Vaterunserkirche (rund 2.300 Mitglieder) und der neu gebildeten Gemeinde Immanuel/Nazareth bliebe erhalten. Jedoch müsste die Vaterunserkirche 25 Prozent von dessen Arbeitszeit an die fusionierten Gemeinden abgeben.

Markus Rhinow, seit elf Jahren in Amt und Würden, betreut in Nazareth rund 1.400 Kirchenmitglieder. Im Anfang April 1962 eingeweihten Gotteshaus in der Barbarossastraße ist Platz für 440 Gläubige. Doch meist besuchen gerade mal zwei Dutzend Christen die Gottesdienste, in Ausnahmefällen sind es knapp 100. »Zu einem normalen Gottesdienst kommen etwa 50 Gläubige«, so Pfarrer Martin Stählin von der Immanuelkirche, die Platz für 340 Besucher der 4.300 Köpfe zählenden Gemeinde bietet. Im Fall der Fusion hätte die Kirchengemeinde, die sich dann auch einen neuen Namen suchen muss, rund 5.700 Mitglieder.

Im Prodekanat München-Ost mit insgesamt rund 37.000 Gläubigen in zwölf Gemeinden – sechs in der Stadt, vier im Landkreis München (Haar, Ismaning, Kirchheim und Feldkirchen), zwei im Landkreis Ebersberg (Baldham und Zorneding) – ist Nazareth die kleinste, wenn auch äußerst aktiv in der Jugend- und Seniorenarbeit, mit Konzerten, mit Flohmärkten, mit dem Café Begegnung, mit der StattAuto-Aktion und vielem mehr. »Wir haben eine leichte Event-Orientierung«, umschreibt Rhinow schmunzelnd all diese Aktivitäten.

Knapp 40.000 Euro erhält Nazareth jährlich an Zuwendungen aus Kirchensteuermitteln, berechnet nach der Zahl der Mitglieder. Und die werden nicht mehr, ganz im Gegenteil: Viele Senioren wohnen im Viertel, entsprechend hoch ist die Rate der Todesfälle. Dazu kommen Kirchenaustritte und der Wegzug von jungen Ehepaaren, deren Wohnung für eine Familie zu klein ist. So schrumpfte die Zahl der 1966 beim Höchststand registrierten mehr als 5.200 Mitglieder um etwa 75 Prozent. Auf der anderen Seite stehen die steigenden Fixkosten wie Unterhalt, Heizung und Reinigung für Kirche, Gemeindehaus und Kindergarten sowie der Aufwand fürs Personal.

Wie geht es jetzt weiter? Die Zeit drängt, denn Vereinbarungen müssen gefunden werden. Bis spätestens November muss alles klar sein, wegen der Vorbereitungen für die Kirchenvorstandswahl 2012. ikb

Artikel vom 10.05.2011
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