Größte Glocke des Carillons jetzt in Mariahilf zu besichtigen

Au · Fast an Ort und Stelle

Da hing die »Paulanerin« noch im Biergarten vom Nockherberg. Andreas  Steinfatt (Mi.), Geschäftsführer des Stifters Paulaner Brauerei, freut sich mit Mariahilf-Pfarrer Gottswinter (li.) und Mesner Schmidt (re.).	Foto: Gabriele Heigl

Da hing die »Paulanerin« noch im Biergarten vom Nockherberg. Andreas Steinfatt (Mi.), Geschäftsführer des Stifters Paulaner Brauerei, freut sich mit Mariahilf-Pfarrer Gottswinter (li.) und Mesner Schmidt (re.). Foto: Gabriele Heigl

Au · Letzten Mittwoch zierte sie noch den Nockherberg-Biergarten. Prächtig und mattgolden glänzend erfreute sie die Starkbierfreunde. Rundum konnte sie bestaunt und ihre geprägte Aufschrift gelesen werden: »Ich, die Paulanerin, lege den Grund, über der Au künd ich die Stund. Der Brauerei Stimme will ich allezeit sein. Mein Ton und das Bier bleiben immer rein.«

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Zusammen mit dem Logo der Paulaner Brauerei, dem Heiligen Franz von Paula, kündet sie von ihrem Spender. Paulaner-Geschäftsführer und Chef am Nockherberg Andreas Steinfatt: »Wir sind mit der Au und der Mariahilfkirche sehr verbunden, fanden es eine tolle Idee und wollten den Herrn Pfarrer unterstützen.«

Die »tolle Idee« ist ein Projekt, das in Mariahilf seit einiger Zeit vorangetrieben wird. Ein Carillon soll Einzug in die leere zweite Glockenstube der Kirche finden. Dabei handelt es sich um ein instrumental spielbares, großes Glockenspiel. 58 Glocken wird es einmal umfassen und zusammen mit den in der oberen Glockenstube schon hängenden fünf großen Läuteglocken als Bayerns größtes Glockeninstrument erklingen.

Die 35.000 Euro für die Glocke hat die Paulaner Brauerei gut angelegt. Markus Gottswinter, Pfarrer von Mariahilf: »Außer einigen Urkunden sind mit die ältesten historischen Zeugnisse der Stadt München die Glocken des Frauendoms. Die Größte und die Kleinste datieren auf das 14. Jahrhundert und sind sogar älter als das Gebäude selbst, stammen also noch aus dem Vorgängerbau.« Nicht unwahrscheinlich also, dass man noch in 700 Jahren auf dieser Carillonglocke vom Paulaner-Bier lesen kann. Hinzu kommt, dass Kirchenglocken lebendige historische Zeugnisse sind, die nach wie vor jeden Tag »zum Einsatz« kommen, von allen in der Stadt gehört werden können. Auch Pfarrer Gottswinter zeigt sich beeindruckt: »Sie sind klingende Zeugen der Geschichte.«

»Wir haben die Reben, uns fehlt noch der Weinstock«

Letzten Donnerstag ist die »Paulanerin« ihrem künftigen Zuhause ein großes Stück näher gekommen. Mit Hilfe der technischen Ausrüstung der Brauerei wurde das 2,2 Tonnen wiegende Prachtstück mit dem Schlagton C1 in das Kirchenschiff am Mariahilfplatz verfrachtet. Dort wird sie neben einer Ausstellung über den Werdegang der Glocke bis zum Ende der Sommerdult am 7. August zu bewundern sein. Kinder dürfen sie auch anfassen und anschlagen.

Bis sie dann an Ort und Stelle hoch oben im Turm zusammen mit ihren Kolleginnen von den anderen Stiftern einziehen kann, sind allerdings noch viele Vorarbeiten nötig. Im Mai werden Stahlträger eingebaut, die die Decke oben in der Glockenstube abstützen sollen; schließlich wird das Carillon zusammen mit den fünf Läuteglocken 22 Tonnen wiegen. Im Juni soll der Glockenstuhl des neuen Instruments eingebaut werden.

Im September ist es dann so weit: die Glocken werden an ihren Einsatzort hochgezogen. »Das wird eine größere Aktion werden, denn zumindest die Paulanerin werden wir nur von außen in die Glockenstube bringen können«, so Richard Schmidt, Mesner der Kirche und technischer Organisator des Projekts. Auch er selbst hat eine Glocke gestiftet, die er aber wohl eigenhändig nach oben bringen kann: »Es ist die kleinste der Glocken. Und mein Name steht drauf«, meint er stolz. Zwei Glocken suchen noch einen Spender, eine für 7.000, eine für 10.000 Euro. Auch der Glockenstuhl aus Lärchenholz und der Spieltisch müssen noch finanziert werden. Mesner Schmidt greift zu einer biblischen Metapher: »Man kann sagen, dass wir die Reben haben, aber es fehlt uns noch der Weinstock.« Patenschaften für die Holzpfeiler des Stuhls, mit dem Namen des Stifters versehen, gibt es zwischen 500 und 5.000 Euro pro Pfeiler. Der Spieltisch kostet 30.000 Euro. Vielleicht findet sich bald eine zahlungskräftige Münchner Firma, die die Gelegenheit ergreift, sich in die Kirchenhistorie der Au einzuschreiben.

So fehlen der Pfarrei also noch rund 100.000 Euro von insgesamt 480.000 Euro, die das Carillon am Ende kosten wird. Die 380.000 Euro waren in Rekordzeit zusammen. Ursprünglich war als Termin zur feierlichen Einweihung die 175-Jahr-Feier der Kirche angepeilt worden, also das Jahr 2014. Aber da alles so gut läuft, sieht es so aus, als ob schon zur Mai-Dult 2012 ein erstes Carillon-Konzert über der Au ertönen wird. Gabriele Heigl

Artikel vom 19.04.2011
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