Wie getrennte Paare mit Kindern Weihnachten feiern

München · Allein, aber nicht einsam

Eigentlich entspricht die Heilige Familie auch nicht der Norm. Darauf zielt das Motto des Familienbrunches „Schöne Bescherung für Jungfrau Maria, das Heilige Kind, Stiefvater Josef...“. Foto: VA

München · Kaum ein Fest ist so mit Erwartungen belastet, ja überfrachtet, wie Weihnachten, das Familienfest schlechthin bei dem sich in Harmonie alle unter dem festlich geschmückten Baum versammeln. Die Realität sieht oft anders aus. Und so sind die Tage um Heiligabend immer wieder eine Herausforderung, für uns alle, speziell aber für Alleinerziehende, ob unverheiratet, getrennt, geschieden oder verwitwet.

Allein ein Kind zu erziehen ist heute weit verbreitet, in Bayern in fast jeder fünften Familie, in München in rund 26.000 Haushalten. Aber gerade an besonderen Alltagsmomenten wie Schuleintritt, aber auch Wochenende oder eben Weihnachten werde vielen Alleinerziehenden besonders bewusst, „dass sie alles allein entscheiden müssen“, meint die Münchner Sozialpädagogin Angelika Gneist, die Alleinerziehenden-Gruppen leitet.

„In Sportvereinen, Arbeitsstellen, Kindergarten und Schule gibt es Weihnachtsfeiern – aber an Weihnachten selber sind viele der Alleinerziehenden dann doch alleine“, weiß Annette Habert von der evangelischen Fachstelle für alleinerziehende Frauen und Männer. „Andere kulturelle Veranstaltungen an den Feiertagen sind für viele Familien finanziell nicht tragbar“. Deshalb veranstaltet die Fachstelle zum zweiten Mal einen Familienbrunch für Alleinerziehende an Weihnachten – in München und Umgebung wohl einmalig: am 25. Dezember im Gemeinderaum der Himmelfahrtskirche, Kidlerstraße 15, in Sendling. Beginn ist um 10 Uhr mit einem Gottesdienst. „Vergangenes Jahr kamen Familien aus ganz München zu uns“, erzählt Habert. „Auch dieses Jahr gehen wir nach Gottesdienst und Brunch auf den Spielplatz, um anschließend den Tag mit einem Theaterbesuch abzuschließen. Beim Brunch bitten wir um eine Spende, denn Pfarrerin Christine Sippekamp kocht für die Familien – richtig edel und vom Feinsten.“ Unter dem vielsagenden Motto „Schöne Bescherung für Jungfrau Maria, das Heilige Kind, Stiefvater Josef und alle anderen besonderen Familien“ sind auch alleinlebende Eltern eingeladen, deren Kind beim anderen Elternteil Weihnachten feiert. „Ebenso können sich Senioren anmelden, die Familienanschluss suchen und vielleicht sogar während des Jahres über den Oma-Opa-Service der Evangelischen Kirche ein Kind stundenweise unterstützen und begleiten möchten“, erklärt Habert.

Anmelden sollte man sich für den Familienbrunch bei Annette Habert, Tel. 55 25 80 40. Mal andere Formen des Feierns ausprobieren, wie beim Familienbrunch in Sendling, und sich was vornehmen, gerade, wenn das Kind etwa beim Ex-Partner ist, das empfiehlt Angelika Gneist allen Alleinerziehenden für heikle Festtage. Die Sozialpädagogin, selbst lang alleinerziehend einer heute erwachsenen Tochter, leitet den offenen Treff für Alleinerziehende, den die Nachbarschaftshilfe in der Schwabinger Seidlvilla (Nikolaiplatz 1b, Tel. 39 82 99) seit September anbietet: am heutigen Samstag, 18. Dezember, und am 22. Januar, jeweils 15 bis 17 Uhr, ab Februar dann immer am ersten Samstag im Monat.

„Man kann es nicht allen recht machen. Gerade was die Kinder angeht“, rät Gneist. Denn die sind an den Feiertagen oftmals besonderem Stress ausgesetzt. „Alle wollen was von ihnen: Mutter, Vater, Großeltern: Oft feiern die Kleinen mehrmals Weihnachten, manchmal sogar an einem Tag!“ Man muss auch nicht alles gleich gut hinkriegen, wofür andere Jahre brauchen, findet die Sozialpädagogin. Wichtig sei, so entspannt wie möglich zu feiern und mal eine Atempause einzulegen – wohl der Weihnachtstipp schlechthin, ob alleinerziehend oder nicht! Von Michaela Schmid

Artikel vom 16.12.2010
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