Kreisverkehr am Kißkaltplatz der Weisheit letzter Schluss?

Schwabing · »Nettes Provisorium«

Beim Verkehrskonzept »Minikreisverkehr« (oben) dürfen Busse und andere lange Fahrzeuge gerade über den Platz fahren. 	F./Gr.: Hautum Infrastruktur GmbH

Beim Verkehrskonzept »Minikreisverkehr« (oben) dürfen Busse und andere lange Fahrzeuge gerade über den Platz fahren. F./Gr.: Hautum Infrastruktur GmbH

Schwabing · Für Werner Lederer-Piloty, Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12), kann die momentane Verkehrsregelung am Kißkaltplatz mit Kreisverkehr so nicht bleiben. Zwar sei dieses »Provisorium ganz nett«, eher kann sich der Stadtteilpolitiker dort aber zum Beispiel einen so genannten »Minikreisverkehr« vorstellen.

Für ein Brainstorming in Sachen Verkehrsleitmöglichkeiten am Kißkaltplatz haben sich kürzlich Vertreter unter anderem des BA, des Baureferates und des Kreisverwaltungsreferates (KVR) an einen Tisch gesetzt.

Laut Jürgen Marek, Pressesprecher des Baureferates, ist der »Prozess Kißkaltplatz jetzt im Fluss«, konkrete Ergebnisse gebe es aber noch nicht. Marek könnte sich einen kleineren Kreisel vorstellen als den jetzigen, der in der Mitte begrünt wird. Der Unterschied zu der von Werner Lederer-Pilotys angedachten Variante ist, dass beim »Minikreisverkehr« in der Mitte keine Insel ist, sondern die Mitte nur durch einen anderen Belag gekennzeichnet wird, an dem PKW im Kreis vorbei fahren. Größere Fahrzeuge wie Busse und LKW dürfen über diese Mittelinsel fahren. Für Lederer-Piloty hat diese Variante den großen Vorteil, dass man mehr Platz gewinne und etwa Trottoirs verbreitert werden könnten. Was laut dem BA-Vorsitzenden für mehr Aufenthaltsqualität sorgen würde.

Zwar ist Lederer-Piloty klar, dass Änderungen am Kißkaltplatz nicht ganz oben auf der To-Do-Liste der Stadt stünden. Außerdem hätte das Baureferat auch keinen Auftrag vom Stadtrat. Er bemängelt aber, dass das Baureferat den »Minikreisverkehr« von vornherein anzweifelt: Beim »Runden Tisch« hätten die Vertreter des Baureferates Bedenken geäußert, ob nicht der Bus zu sehr ruckele, wenn er über die Mitte fahre. Außerdem fürchtet das Baureferat laut Lederer-Piloty, dass Nachahmer in Pkw den Bussen geradlinig über den »Minikreisverkehr« hinterher fahren würden, statt wie es die Verkehrsordnung für sie vorschreibe, im Kreisel. Jürgen Marek vom Baureferat sagt hierzu, dass das später Aufgabe des KVR sei, das Verkehrsverhalten der Fahrer zu beobachten. Er glaubt aber, dass zumindest die Busse eine »Schleppkurve« bräuchten, die nur im größeren Kreisel gewährleistet sei. Der Landschaftsarchitekt Andreas Hautum hat Erfahrung mit dem »Minikreisverkehr«. Er hat schon mehrere realisiert – unter anderem in Oberhaching. »Das funktioniert völlig problemlos.« Auch für ihn ist der große Vorteil der Platzgewinn. Wie viel es kosten würde, einen Minikreisel am Kißkaltplatz einzurichten, darüber kann der Verkehrsplaner nichts sagen. Denn im ersten Schritt, nämlich den Kreisverkehr erst einmal einzurichten, hätte der Kißkaltplatz laut Hautum noch nichts gewonnen. Das sei erst der Fall, wenn es an die Gestaltung und Optimierung der Gesamtfläche ginge. Und erst dann und sobald die gewünschte Investition feststehe, sei es sinnvoll über Kosten zu sprechen. Im Übrigen liegen sowohl für Andreas Hautum als auch für Werner Lederer-Piloty andere Lösungen im Bereich des Möglichen. Lederer-Piloty will ganz einfach »über den Ort neu nachdenken«.

Was in der nächsten BA-Sitzung am kommenden Dienstag, 14. Dezember, um 19.30 Uhr im Freizeitheim Freimann, Burmesterstraße 27, passieren wird: Das Gremium wird über Änderungen am Kißkaltplatz beraten. Und dann kann auch die nächste Runde in Sachen »Runder Tisch« der Beteiligten eingeläutet werden. Akuter Handlungsbedarf besteht am Kißkaltplatz übrigens auch deshalb nicht, weil die aktuelle Verkehrssituation dort seit 2009 mit der weißen dauerhaften Markierung nicht provisorisch, sondern rechtlich hieb- und stichfest ist. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 07.12.2010
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