Bürger aus Untergiesing wollen Kutscherhäuschen erhalten

Giesing/Harlaching · Rettet die Birkenau

1.250 Unterschriften für den Erhalt der Kutscherhäuschen in der Birkenau wurde kürzlich von engagierten Bürgern an Hep Monatzeder übergeben.	Foto: mst

1.250 Unterschriften für den Erhalt der Kutscherhäuschen in der Birkenau wurde kürzlich von engagierten Bürgern an Hep Monatzeder übergeben. Foto: mst

Giesing/Harlaching · Im Kampf um den Erhalt der historischen Anwesen Birkenau 12 gehen die Bürger erneut in die Offensive: 1.250 Unterschriften hat die Bürgerinitiative Untergiesing »Rettet die Birkenau« bereits zusammengetragen, um den drohenden Abriss der beiden »Kutscherhäuschen« zu verhindern.

Jetzt wurde die Liste dem Dritten Bürgermeister der Stadt München, Hep Monatzeder (Grüne), im Rathaus übergeben. »Die Menschen in Untergiesing lieben ihr Viertel in seiner gewachsenen Struktur, seinem Charme und besonderem Charakter«, heißt es in der Erklärung, die mit einem fast flehentlichen Appell schließt: »Wir bitten Sie, im Namen all dieser und vieler anderer Mitbürger um Ihre Unterstützung. Bitte unternehmen Sie alles in Ihrer Macht Stehende, um den Abriss in der Birkenau 10 und 12 und weiterer Kutscherhäuser zu verhindern und eine Lösung zu finden, die Gebäude zum Wohle aller zu erhalten.« Alleine die Wortwahl zeigt, welche Sprengkraft das Thema inzwischen entwickelt hat – ein Thema, das nicht nur die Bürger, sondern auch den Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching (BA) schon seit Monaten beschäftigt. Denn einst waren sie denkmalgeschützt und gehörten zum Münchner Stadtbild wie die Isar oder die Frauentürme: die Kleinhäuser der Birkenau inmitten des so genannten »Kutschengevierts« im Herzen Untergiesings. Doch die könnten jetzt der Abrissbirne zum Opfer fallen. Grund: Bei der Lokalbaukommission im städtischen Planungsreferat war im Frühjahr 2010 ein Antrag eingetroffen, der neues Baurecht in der Birken­au prüfen lassen möchte.

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Für die Alteingesessenen ein unerträglicher Affront: Denn sollte hier Baurecht entstehen, wird es um die beiden Häuschen bald geschehen sein. Bereits zuvor kündeten die Zeichen nichts Gutes an: So war schon im vergangenen Jahr das Anwesen »Birkenau 12« aus der Denkmalliste der Stadt gestrichen worden. »Warum, das kann sich bis heute niemand erklären«, kritisiert Stefan Burger von der Bürgerinitiative und verweist auf die Faktenlage. So habe der Denkmalschutz 2004 darauf bestanden, für die Sanierung des Straßenbelags in der Birken­au nur Großkopfsteinpflaster zu verwenden. Damit solle der »Charakter des Kutschenviertels« erhalten bleiben, zitiert Burger aus einem Schreiben des Landratsamts. Mit einem hohen Betrag war diese Baumaßnahme durch die Denkmalschutzbehörde bezuschusst worden. »Es ist für uns Bürger deshalb nicht nachvollziehbar, warum nur wenige Jahre später durch Abriss der Kutscherhäuser eben dieser Charakter zerstört werden soll«, hebt Burger hervor. Behördenvertreter indes sehen das anders: Wie Burkhard Koerner vom Bayerischen Denkmalamt in der September-Sitzung des Bezirksausschusses ausführte, werde die Birkenau als Ganzes »mit Sicherheit nicht« – wie von den Bewohnern gefordert – in den Ensemble-Schutz aufgenommen werden. Auch sei festgestellt worden, dass von der historischen Substanz der beiden Häuschen kaum mehr was übrig geblieben sei, erklärte Koerner und verwies auf die zahlreichen Umbaumaßnahmen innerhalb des Gebäudes.

Für Burger und die Vertreter der Bürgerinitiative hört sich diese Argumentation jedoch wie eine Farce an: »Wir sind der Meinung, dass sich die Münchner Geschichte auch in den Häusern der einfachen Leute widerspiegelt.« Eine Auffassung, die auch der BA »über alle Fraktionsgrenzen hinweg« teile, wie es in dem Schreiben an Monatzeder heißt. Der stellvertretende Rathauschef bekundete Sympathie mit den Forderungen: Die Birkenau sei eine Wohngegend mit historischem Charme und ein Kleinod inmitten einer Gegend mit reger Bautätigkeit. »Gegenüber dem Schyrenbad sind schon viele Bausünden entstanden.« Er werde sich für den Erhalt der beiden Häuschen einsetzen, erklärte Monatzeder: »Wir haben hier eine Entwicklung, die wir gar nicht wollen.« Gleichzeitig dämpfte er allzu große Erwartungen auf Erfolg. Sei bei einem Gebäude einmal Baurecht ausgewiesen, käme es »einer Enteignung gleich«, dies rückgängig zu machen.

Auch dem Wunsch der Bürgerinitiative, dass die Landeshauptstadt die Anwesen erwirbt und sich um deren Erhalt kümmert, musste er eine Absage erteilen: Zum einen zwinge die angespannte Haushaltslage zu einem strikten Sparkurs. Zum anderen sei die Stadt bei einem Kauf gezwungen, »eine Re-Privatisierung« einzuleiten, was faktisch wieder zu neuem Baurecht führen werde. mst/HH

Artikel vom 02.11.2010
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