Projekt hat sich bewährt, erste Erfolge zeigen sich

Ramerdorf · Ein Jahr Kinder- und Jugendhaus

Zur Arbeit gehören auch die Förderung der motorischen Fähigkeiten. Foto: Johanniter/Birgit Betzelt

Zur Arbeit gehören auch die Förderung der motorischen Fähigkeiten. Foto: Johanniter/Birgit Betzelt

Ramersdorf · Die Kluft zwischen erfolgreichen und benachteiligten Kindern und Jugendlichen ist abermals größer geworden, so das Ergebnis des im Juni veröffentlichten dritten deutschen Bildungsberichts. Seit nunmehr einem Jahr versucht das Johanniter Kinder- und Jugendhaus in Ramersdorf dagegen zu halten. Zwanzig Grundschüler verbringen hier ihre Nachmittage, machen Hausaufgaben und verbessern ihre Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse nach individuellen Förderplänen.

Doch im Kinderhaus geht es auch um ganzheitliche Unterstützung. So gehören das tägliche gemeinsame Mittagessen, Musik- und Bewegungsangebote genauso dazu wie das Erlernen von Konfliktstrategien. Auch praktische Dinge des täglichen Lebens wie Kochen oder Einkaufen werden geübt. Dass das Johanniterhaus auf dem richtigen Weg ist, zeigen die Erfolge des ersten Jahres. »Es läuft sehr gut«, berichtet Leiterin Renate Schemann, »Lehrer und Eltern sind sehr zufrieden.« Die Kinder haben in diesem Jahr nicht nur Fortschritte im schulischen Bereich gemacht, sondern haben sich auch im emotionalen Bereich positiv entwickelt. So wie Tarek und Sinan. Während der eine durch Unruhe und Aggressivität auffiel, konnte sich der schüchterne Sinan nicht mitteilen. Mittlerweile kommen beide gut zurecht. Tarek hat gelernt, dass sich Konflikte auch ohne Gewalt lösen lassen, Sinan ist zum festen Spielpartner der Gruppe geworden. Doch nicht nur die Arbeit innerhalb des Kinderhauses ist entscheidend für den Erfolg des Projektes, betont Schemann. Vor allem die enge und sehr gute Zusammenarbeit mit den Eltern, den Schulen und den Fachstellen vor Ort sei wichtig. Nur durch die gute Vernetzung im Stadtteil, die Wertschätzung der Fachkollegen und das Vertrauen der Eltern, sei die Arbeit überhaupt möglich. Trotz der spürbaren Erfolge gönnt sich Renate Schemann keine Ruhe. Regelmäßig werden die individuellen Förderpläne aktualisiert, auch die Ergebnisse der monatlichen Elterngespräche und das kontinuierliche Feedback der Lehrer fließen mit ein. Nach den Erfahrungen des ersten Jahres will sie im zweiten Jahr besonders viel Wert auf die Sprach- und Leseförderung legen. Sicher sei sie zufrieden mit dem was sie erreicht haben, doch so viel mehr Hilfe wäre nötig, so Schemann. Allerdings sei das Haus für die nächsten Jahre voll ausgelastet, neue Kapazitäten könnten nur durch einen Anbau geschaffen werden. Aber sie denkt nicht nur an das eigene Haus: »Meine Hoffnung ist, dass sich genügend Förderer finden, damit sich andere Bundesländer trauen Kinderhäuser zu bauen.«

Andrea Pietsch

Artikel vom 28.07.2010
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