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Videoüberwachung am Sendlinger Tor nicht jedermanns Sache
Zentrum · Geteilte Meinungen
Videoüberwachung am Sendlinger-Tor-Platz: Denn die Kriminalität sei hier stark gestiegen, sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger. Foto: js
Zentrum · Der Sendlinger-Tor-Platz wird seit kurzem videoüberwacht. Drei Kameras sollen dafür sorgen, dass die Kriminalität auf dem Platz und dem Park an der Nußbaumstraße abnimmt. Einige Geschäftsinhaber aus der Gegend begrüßen die Maßnahme, aus der Bevölkerung kommen jedoch kritische Stimmen.
Auch der Bezirksausschuss Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt (BA 2) lehnt die Überwachung ab. Insgesamt 31 Schilder weisen seit einigen Tagen darauf hin: Wer am Sendlinger-Tor-Platz steht, wird beobachtet. Was sich dort abspielt, wird auf Video aufgezeichnet und drei Wochen lang gespeichert. »Die Straftaten haben hier erheblich zugenommen«, erklärt Wolfgang Wenger, Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums. Körperverletzung, Diebstahl und Raub seien stark gestiegen. Der Grund: Zahlreiche Drogen- und Alkoholabhängige halten sich dort auf. Am Orleansplatz sei die Lage vor ein paar Jahren ähnlich gewesen: »Dort ist die Kriminalität seit dem Einsatz der Kameras um 40 Prozent zurückgegangen.« Da sich in der Innenstadt nun ein neuer Brennpunkt entwickelt habe, seien die Geräte in Haidhausen abgebaut und dorthin verlagert worden.
Nasr Bilali, der in einem türkischen Imbiss-Restaurant am Sendlinger-Tor-Platz arbeitet, glaubt, dass die Maßnahme bereits Wirkung zeigt. »Vor allem abends ist es oft schlimm wegen der Betrunkenen«, klagt er. Seit es die Kameras gebe, habe sich die Situation jedoch etwas entspannt: »Es ist besser so, man fühlt sich sicherer.« Auch eine Mitarbeiterin der benachbarten Apotheke, die namentlich nicht genannt werden wollte, findet: »Es ist angenehmer, wenn diese Leute weg sind.«
Anderer Ansicht ist Ralf Scheck, der regelmäßig seine Mittagspause auf dem Platz verbringt. »Ich bin strikt gegen diese Überwachung«, sagt er. Zwar erlebt er häufig »unschöne Dinge«, immer wieder werde er von Süchtigen nach Drogen oder Geld gefragt. Jedoch glaube er nicht, dass die Kameras das Problem beseitigen werden: »Die Drogenkriminalität wird dadurch nicht weniger, sie findet nur woanders statt.« Zum Sendlinger Tor werden viele der Süchtigen jedoch weiterhin kommen. In der Gegend befinden sich nämlich zahlreiche Arztpraxen und Kliniken, in denen die Menschen behandelt und mit Ersatzstoffen versorgt werden. »Ich konsumiere seit 30 Jahren Drogen«, sagt einer der Passanten. Regelmäßig suche er hier seinen Arzt auf: »Das wird trotz der Kameras so bleiben.« Ob er sich weiterhin auf dem Platz aufhalten werde, wisse er jedoch noch nicht.
Gegen die Überwachung spricht sich auch der BA aus. »Wir wollen das nicht«, sagt der Vorsitzende Alexander Miklosy (RoLi). Statt die Süchtigen zu vertreiben, müsse man ihnen helfen.
Julia Stark
Artikel vom 06.07.2010Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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