Ramersdorf: Rosenheimer Straße trennt Ortsmitte und Politiker

Ramersdorf · Barriere aufheben

Ramersdorf · Schon vor 25 Jahren wurde ein Bebauungsplan für den immerhin 1.000 Jahre alten Ortskern von Ramersdorf beschlossen. Jetzt wurden die Ergebnisse einer dazu erforderlichen Machbarkeitsstudie auf Bitten des Bezirksausschusses (BA) 16 Ramersdorf Perlach öffentlich vorgestellt.

Die »große Lösung« sei zwar teurer, aber effizienter, erläuterte Bauoberrat Markus Groß vom Planungsreferat dem BA. Sie würde kurz gefasst den Verkehr auf die westliche Trasse der Rosenheimer Straße verlegen, das Dorfkernensemble erhalten und aufwerten und es vor Lärm schützen sowie »maß- und qualitätvoll« nachverdichten. Sie sollte aber innerhalb der nächsten fünf Jahre in Angriff genommen werden.

Die Machbarkeitsstudie untersuchte, wie die Barrierewirkung der Rosenheimer Straße aufgehoben werden kann. Sie trennt den alten Ortskern um die Kirche Maria Ramersdorf herum von der denkmalgeschützten Mustersiedlung westlich der Rosenheimer Straße. Desweiteren wurden u. a. Möglichkeiten untersucht, den Ramersdorfer Ortskern aufzuwerten und als Nahbereichszentrum zu stärken. ­Eine Tunnel- oder Troglösung für den Mittleren Ring wurde nicht berücksichtigt. Die untersuchte so genannte »kleine Lösung« (Kosten etwa 2 Millionen Euro) würde die Rosenheimer Straße mit ihren zwei getrennten Richtungstrassen belassen, aber beide auf je eine Fahrspur reduzieren. Die Barrierewirkung bliebe, Lärmschutz für Dorfkern und Mustersiedlung könnte nur durch Lärmschutzwände erreicht werden, die frei werdenden Flächen kämen Radfahrern und Fußgängern zugute.

Bei der »großen Lösung« (geschätzte Kosten: 6,1 Millionen Euro) würden beide Richtungsfahrbahnen der Rosenheimer Straße zwischen Kirchseeoner Straße und Innsbrucker Ring auf der jetzigen stadtauswärts führenden Trasse zusammengefasst und die Kirchseeoner Straße auf eine Fahrspur je Richtung reduziert. Das löst nach Ansicht der Planer die Barrierewirkung der Rosenheimer Straße auf, der Ortskern wäre durch Abrücken der Rosenheimer Straße weniger von Lärm belastet. Zudem würde der Ortskern verkehrsberuhigt und durch arrondierende Grünflächen frei gestellt. Er würde als denkmalgeschütztes Ensemble aufleben und durch zusätzliche Flächen für Einzelhändler in seiner Zentrenfunktion gestärkt werden.

Durch eine maßvolle Schaffung zusätzlicher Wohnflächen im Ortskern könnte den Kosten aus der Straßenverlegung ein wirtschaft­licher Nutzen gegenüber ­gestellt werden. Grundeigentümer sind die Stadt, die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS) und Privatleute. Bei dieser Lösung bräuchte die Mustersiedlung eine Lärmschutzwand oder Bebauung als Lärmschutz. Ob und wie man den Autobahnknoten verkleinern kann, wird allerdings erst das weitere Verfahren klären.

Die Stadtteilpolitiker dankten Groß für die detaillierten Erläuterungen, bemängelten aber, dass Lärmschutz mittels Wohnbebauung – davon viele Sozialwohnungen – erreicht werden soll. Das sei eine Platzfrage, sagte Groß, da die Gaststätten auf der Fläche zwischen den heutigen Fahrbahnen der Rosenheimer Straße und der Gaststätte »Alter Wirt« erhalten werden sollten. Für einen Grünwall, wie vorgeschlagen, gäbe es zu wenig Platz. Es kämen aber auch Geschäfte als Bebauung in Betracht. Josef Kress del Bondio (SPD) befürchtet, dass die Barrierewirkung der Rosenheimer Straße bliebe, auch wenn sie nur noch eine Trasse sei. Dazu Groß: der Ortskern und die Mustersiedlung sollen nicht zu einem Zentrum verschmolzen werden, sondern beide für sich gestärkt werden. Man könne hier durch Grünachsen eine optische Verbindung schaffen.

Kritisch sah der Landtagsabgeordnete Markus Blume (CSU) die vorgeschlagene ­Lösung, weil ihm Über­legungen zur Verbesserung des Mittleren Rings fehlten. Seine Kollegin Claudia Stamm (B90/Die Grünen) sah die Vorschläge keinesfalls als Nulllösung, sondern als »kleinen, sinnhaften Schritt«. Noch bis zum 29. Juli hat der BA Zeit, sich zu dieser Beschlussvorlage zu äußern und Wünsche anzubringen. Der Stadtrat wird voraussichtlich am 22. September darüber entscheiden. Sofern der Stadtrat das Konzept annimmt, soll die Öffentlichkeit in Form eines Workshops einbezogen werden sowie ein neuer Wettbewerb ausgelobt werden, schlagen die Planer vor. Der Wettbewerb wäre aus dem Soziale Stadt-Topf zuschussfähig, müsste aber innerhalb der nächsten fünf Jahre stattfinden. Ziel ist ein umsetzbares Konzept mit ausgewogenem Kosten-/Nutzenverhältnis.

Angela Boschert

Artikel vom 06.07.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...