Die in Heidelberg geborene Dolmetscherin Silvia Renate Sommerlat war 1972 als Hostess bei den Olympischen Sommerspielen in München tätig. Dort lernte sie den späteren schwedischen König Carl XVI. Gustaf kennen und lieben. 1976 wurde sie seine Frau und ist seitdem allseits als Königin Silvia von Schweden bekannt. Wer nun glaubt, dass sie sich seitdem auf Repräsentationsaufgaben beschränkt hätte, der irrt. Die heute 81-Jährige setzt sich für soziale Zwecke ein. So gründete sie im Jahr 1999 die Institution „World Childhood Foundation” (Deutsche Welt-Kindheitsstiftung), die sich vor allem den Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch widmet. Auch Opfer – hauptsächlich Mädchen und Frauen – werden von der Stiftung unterstützt.
Genau 50 Jahre nach ihrer so folgenreichen Tätigkeit bei den Olympischen Spielen ist Ihre Majestät Königin Silvia nun wieder in München. Von Ministerpräsident Söder und der stellvertretenden Bayerischen Ministerpräsidentin, Sozialministerin Ulrike Scharf, wurde sie im Thronsaal der Residenz empfangen und mit der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste ausgezeichnet.
Mit der Medaille würdigte Ulrike Scharf den Einsatz der Monarchin für die World Childhood Foundation. Am Festakt nahmen unter anderem auch Seine Königliche Hoheit Herzog Franz von Bayern, Seine Königliche Hoheit Leopold von Bayern, Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Ursula von Bayern und Landtagspräsidentin Ilse Aigner teil.
In ihrer Laudatio bezeichnete Ministerin Scharf Ihre Majestät als „Königin durch Haltung, innere Größe und Menschlichkeit“. Sie sei „Vorbild für Verantwortung, mahne mit der Wucht der Wahrheit und einer Klarheit, die berührt“. Weiter sagte die Ministerin: „Kinderschutz ist Maßstab für Menschlichkeit. Kinder brauchen Sicherheit und Erwachsene, die für sie aufstehen. Mitmenschlichkeit ist eine Aufgabe, Verantwortung und Verpflichtung – gegenüber der Gemeinschaft, gegenüber den Schwächsten, gegenüber der Zukunft.“ Ihre Majestät inspiriere mit ihrem Wirken: „Ich bin dankbar für Ihr Engagement. Sie lassen unser Land heller leuchten.“
Mit der World Childhood Foundation hat Königin Silvia ein weltweites Netzwerk für das Wohl der Kinder entwickelt. Allein in Deutschland gibt es elf Childhood-Häuser. Scharf findet es wichtig, dass neben dem Haus in München nun noch ein zweites in Bayern eröffnet wird – in Würzburg. Die Ministerin betonte dabei auch neue Formen, etwa das Amalie-Nathan-Haus in Fürth. Für Scharf steht fest: „Das sind Schutzorte für Kinder und Jugendliche, die körperliche und sexualisierte Gewalt erlitten oder erlebt haben. Kinderschutz ist Verfassungsauftrag, Kinderschutz ist aber vor allem auch eine Herzenssache.“
Im Anschluss an den Festakt und ein Mittagessen, das von Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder gegeben wurde, tagte die Childhood Foundation mit Königin Silvia und Ministerin Scharf in der Residenz. Ihre Majestät erklärte dazu: „Die Childhood-Häuser, basierend auf dem europäischen Barnahus-Modell, sind der Versuch, bestehende Strukturen der Medizin, Psychologie, Jugendhilfe, Polizei und Justiz aufzunehmen, die Kompetenzen der verschiedenen Professionen zu bündeln und weiterzuentwickeln. Hierbei ist nicht nur ein entscheidender Schlüssel, unter einem Dach zusammenzukommen, wenn Kinder, die Gewalt erlebt haben, Schutz, Unterstützung und rechtliche Klärung brauchen, sondern vielmehr noch das gemeinsame Handeln am Wohl des Kindes und den Kinderrechten auszurichten.
In Bayern werden wir morgen das zweite Childhood-Haus und damit die dritte Einrichtung dieser Art eröffnen, die sich am Barnahus-Modell orientiert. Ich wünsche mir, dass dieser Weg sich fortsetzt und wir gemeinsam in Bayern und in Deutschland noch viele weitere dieser Einrichtungen auf den Weg bringen können. Die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung angekündigte Bundesförderung für Childhood-Häuser wird dieses Vorhaben hoffentlich weiter beflügeln.“ Unter der Adresse www.childhood-de.org/ finden sich weitere Informationen.
Die Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste wurde 1970 vom damaligen Sozialminister Fritz Pirkl gestiftet. Bis zu 20 Persönlichkeiten bekommen sie pro Jahr verliehen. 1.100 Würdenträger sind es seither. Zu ihnen gehören beispielsweise der frühere Bundespräsident Roman Herzog, Fußball-Legende Thomas Müller, die Schauspielerinnen Senta Berger und Uschi Glas, der Sänger Peter Maffay, der frühere Top-Sportler Sven Hannawald, die „Tatort“-Kommissare Dr. Maria Furtwängler und Miroslav Nemec, Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm und Sängerin Stefanie Hertel. Beim Großteil der Geehrten handelt es sich um sozial engagierte Bürgerinnen und Bürger.