Veränderungen, zumal die widerwilligen, sind häufig schmerzhaft. Wie sehr, das wurde bei der Sonderveranstaltung zum Thema Gehwegparken deutlich, zu der der Unterausschuss Mobilität im Bezirksausschuss Laim (BA 25) eingeladen hatte. Zahlreiche Bürgerschreiben – sowohl für als auch gegen das Gehwegparken – hatten das Gremium in den vergangene Wochen erreicht, sodass man die Notwendigkeit sah, interessierten Bürger einen extra Infoabend im ASZ anzubieten. Mit über 200 Anwesenden hatte man dann aber doch nicht gerechnet. Viele von ihnen kamen mit ihrem persönlichen Anliegen und geladen mit ihrem Missmut über das „plötzlich verbotene“ Gehwegparken.
„Wo sollen denn die Autos hin?“, fragen sich viele Stadtteilbewohner, die seit zwanzig oder dreißig Jahren halbseitig auf dem Gehweg vor ihrer Haustüre parken, „ohne das es je Probleme gab“, wie mehrere Bürger bei der Infoveranstaltung versichern. Warum sich an dieser Gewohnheit nun etwas ändern soll, ist für viele nicht verständlich. Insbesondere die verschärfte Ahndung und die Möglichkeit per „Petzer-App“ Gehwegparker anzuzeigen, sorgt für Empörung. So kamen etwa Anwohner aus der Heinrich-Goebel-, der Burgkmair-, der Hörkher-, der Heinrich-Heine-, der Stöberl-, der Justinus-Kerner- oder der Agricolastraße, um ihrem Ärger Luft zu machen.
Zugleich gibt es auch gegenteilige Ansichten. Bürger, die sich etwa für ausreichende Gehwegbreiten und sichere Fußgängerwege einsetzen sowie dafür, dass der öffentliche Raum unter allen Verkehrsteilnehmern gerechter als bisher aufgeteilt werden möge. Auch der Behindertenbeirat sprach sich klar für ein konsequentes Verbot des Gehwegparkens aus, das für viele behinderte Verkehrsteilnehmer Ursache für „tägliche Konflikte im Straßenraum“ sei, wie Vorstandsmitglied Michael Hausmanninger betonte.
Unzufrieden mit der momentanen Lage zeigen sich jedenfalls beide Lager. Viele Laimer Straßen würden derzeit zum „Kampfplatz“ und die Sicherheit aller damit schlechter als vor der Ahndung der Gehwegparker, beklagen etwa Anwohner der Agricolastraße. Den Wunsch nach Lösungen äußerten daher beiden Seiten.
Vertreter des BAs wie auch des Mobilitätsreferats (MOR) und der Polizei gaben am Veranstaltungsabend allen Bürgeranliegen Raum und zeigten für die meisten Problemlagen Verständnis. Klar wurde aber auch: In Sachen Gehwegparken gibt es kein Zurück.
„Es hilft nichts, wir müssen da ran“, erklärte Isabel Strehle, Leiterin des Verkehrsbereichs im MOR. Die Rechtslage sei klar, so Stephan Hochkirch von der Polizeiinspektion 41: „Gehwegparken ist nicht erlaubt und war es auch noch nie.“ Warum die bisherige Duldung nun aber plötzlich geahndet wird? Isabel Strehle erläutert: „Das Mobilitätsverhalten hat sich in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren geändert.“ Die Viertel seien verdichtet, es gäbe deutlich mehr Fahrzeuge in der Stadt, wovon allerdings die wenigsten führen und die meisten stünden. Zudem hätten sich die Automodelle geändert; viele passten nun nicht mehr in die alten Garagen, und würden im öffentlichen Raum geparkt. 34 Prozent der Wege würden die Münchner indes zu Fuß zurücklegen.
Diese und weitere Argumente sind auch Grundlage der Mobilitätsstrategie der Stadt, mit der sich der Stadtrat kürzlich befasste und u. a. entschied, die Priorität des Fußverkehrs zu erhöhen. Dazu gehört, dass – in einem mehrjährigen Prozess – Gehwege attraktiver und sicherer werden. 80 Zentimeter Restgehwegbreite soll es dann nicht mehr geben, wie Isabel Strehle erklärt. Langfristig wird man sich auch in Laim an diese Entwicklung anpassen müssen.