Wer hat an der Uhr gedreht? So könnte ich fragen, denn das Museumsjahr ist wieder einmal wie im Flug vergangen und die letzten zwei Wochen der Saison liegen vor uns. Und wir lassen es nicht gemütlich ausklingen, sondern gehen noch einmal in den Endspurt. Dieses Wochenende wird Kirta gefeiert, die traditionelle Kirchweih. Schauen Sie einmal, wenn Sie an einer Kirche vorbeikommen, ob Sie den Zachäus entdecken, so nennt man im Volksmund die rote Fahne mit weißem Kreuz, die an Kirta von den Kirchtürmen weht. Bei uns finden Sie dann dazu passend das richtige Essen zum Kirtawochenende in unserem altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen«. Es lockt gebratenes Geflügel zu Mittag genauso wie Kaffee und Kuchen für die nachmittägliche Einkehr. Lassen Sie sich kulinarisch mit frischen bayerischen Schmankerln verwöhnen und genießen Sie unser selbstgebrautes Museumsbier, das mit viel Liebe, Handarbeit und nicht zuletzt handwerklichem Können in unserer historischen Brauerei entsteht.
Handwerkliche Fähigkeiten besitzen auch die zahlreichen Aussteller, die an unserem historischen Handwerkermarkt an diesem Samstag und Sonntag ihre Waren anbieten und zum Teil auch direkt vor Ort fertigen, sodass Sie hautnah dabei sein können, wenn gedrechselt und getöpfert wird, sowie geschnitzt, gewoben und vieles andere mehr.
Ebenfalls ein Handwerker, den Sie regelmäßig bei uns im Museum antreffen, ist der Uhrmacher. Und der bringt mich zum nächsten Thema, denn kommende Woche wird wirklich an der Uhr gedreht! Am Sonntag, den 27. Oktober, wird die Uhr zurückgedreht. Die Zeitumstellung gab es in Deutschland zum ersten Mal im Jahr 1916, dabei gab es schon viel früher Befürworter für das Drehen an der Uhr. Benjamin Franklin äußerte sich Ende des 18. Jahrhunderts und sprach von Energievergeudung durch die längere künstliche Beleuchtung und sogar ein Insektenforscher schlug im 19. Jahrhundert eine Zeitumstellung vor. Wenn sich auch die Gelehrten mit so abstrakten Dingen beschäftigten, für die Bauern war seit jeher der Lauf der Sonne entscheidend oder das Läuten der Kirchenglocken.
Uhren besaßen anfangs nur Personen der Oberschicht und die einfachen Leute waren auf öffentliche Uhren angewiesen, von denen es unterschiedliche gab, von Kirchturmuhren über Uhren an Rathäusern oder Sonnenuhren an öffentlichen Plätzen. Zuhause benutzte man unter Umständen Sanduhren, um kurze Zeitintervalle zu messen, aber auch Kerzen mit Stundeneinteilung gab es. Wirklich wichtig war die Uhrzeit aber nicht.
Erst mit Vormarsch der Eisenbahn und exakten Fahrplänen hielt eine genauere Zeitmessung Einzug in das private Leben und heute haben wir meist viele Termine und Zeitdruck. Deswegen kann ich Sie nur ermutigen, einen Ausflug zu uns ins altbayerische Dorf zu unternehmen. Im Freilichtmuseum tauchen Sie ein in eine längst vergangene Zeit, egal ob dieses Wochenende am Handwerkermarkt oder unter der Woche auf einen gemütlichen Museumsbesuch.
Am 3. November steht dann mit der Schlierseer Leonhardifahrt gleichzeitig der letzte Saisontag bei freiem Eintritt an. Dabei lassen sich prachtvoll geschmückte Rösser, Kutschen und Truhenwagen bestaunen, die von der großen Wertschätzung gegenüber dem heiligen Leonhard künden. Sie sehen, es geht noch einmal rund zum Saisonende und ich hoffe Sie noch einmal hier bei uns im altbayerischen Dorf begrüßen zu dürfen.
Ich freue mich auf Ihren Besuch,
Ihr Markus Wasmeier