Saisonrückblick: Die »Junglöwen« meistern den Umbruch

Gibt im Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 die Richtung vor: Jürgen Jung. Foto: Anne Wild

München · Es war eine Zäsur in der jüngeren Geschichte des TSV 1860, als im Juni 2009 Ernst Tanner, mit dessen Name die bundesweit als hervorragend geltende Jugendarbeit der Münchner häufig in den Medien verbunden war, die Löwen in Richtung Hoffenheim verließ. Tanner war zuvor 14 Jahre lang als Jugendtrainer, -koordinator und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums in Giesing tätig.

Zunächst nur als Fachmann für die Ausbildung von Jungkickern in den Kraichgau geholt, bekleidet der kantige Oberbayer heute den Posten des Sportdirektors beim Bundesligisten im nordwestlichen Baden-Württemberg. In seiner Zeit beim TSV 1860 München formte Tanner zahlreiche Nachwuchskräfte zu begehrten Bundesligaspielern.

Große Fußstapfen also, in die sein Nachfolger an der Grünwalder Straße treten sollte. Die Vereinsführung entschied sich trotz in einigen Zeitungen kolportierter namhafter Bewerber, die Nachfolge Tanners intern zu regeln und beförderte den heute 34-jährigen Diplom-Sportökonomen Jürgen Jung vor einem Jahr zum obersten Ausbilder der Junglöwen – zuständig für die Führung des U19- und U23-Teams. Ihm zur Seite wurde für den organisatorischen Bereich Sebastian Weber gestellt, der bis dahin in der Presseabteilung des TSV 1860 tätig war. Jungs früheren Posten als Juniorenleiter übernahm sein bisheriger Assistent Roy Matthes, der damit verantwortlich für den Unterbau bis zu den U17-Junioren zeichnet. Jung, der sein Diplom an der Universität Bayreuth mit einer Arbeit zum Thema »Soziale Kompetenz im Jugendfußball« erwarb, ist seit acht Jahren für den TSV 1860 in verschiedener Funktion im Nachwuchsbereich tätig. Kenner loben den sympathischen Aichacher als umsichtigen Löwen mit Herz und Seele und exzellenten Fachmann.

Nur wenige Monate zuvor war auch die Fußballabteilung durch Neuwahlen von einem Führungswechsel erfasst worden. Den langjährigen ehrenamtlichen Funktionären und Tanner-Weggefährten Wolfgang Hauner, Jakob Kraus und Josef Eineder folgten Robert Reisinger, Daniel Bauer und Thomas Probst als Abteilungsleiter und Kassier.

Ein Umbruch auf ganzer Linie also, der manchen Verehrern der Ausgeschiedenen Anlass für Endzeit-Prophezeiungen war. Doch wer die Ära erfolgreicher Junglöwen mit dem Abgang Tanners am Ende glaubte, wurde eines Besseren belehrt. Die neuen Gesichter wuchsen rasch in ihre Rollen hinein, setzten mit einer Reihe geschickter Personalverpflichtungen eigene Akzente und legten ein erstes Jahr hin, das sich in sportlicher wie organisatorischer Hinsicht sehen lassen kann. Das U23-Team erreichte unter Trainer Dieter Märkle in einem starken Schlussspurt den als Saisonziel ausgegeben einstelligen Tabellenplatz in der Regionalliga Süd und beendete die Saison auf Rang 7. Die Leistung ist umso höher zu bewerten, wenn man weiß, dass die »kleinen Löwen« im Laufe der Saison eine Reihe gut ausgebildeter Stammkräfte an den Profikader abtreten mussten. Ebenfalls auf Tabellenplatz 7 landeten die von Alexander Schmidt trainierten U19-Junioren in der A-Junioren Bundesliga Süd/Südwest. Eine Platzierung, die ihnen vor der Saison nicht jeder zugetraut hat. Den U17-Junioren gelang mit Coach Ivica Erceg in der B-Junioren Bundesliga Süd/Südwest sogar der Sprung auf den dritten Platz und damit die inoffizielle »Bayerische Meisterschaft«, vor dem FC Bayern und dem Nachwuchs aus Nürnberg und Fürth. Ihr großes Saisonziel erreichten auch die U15-Junioren, die sich – trainiert von Steffen Galm – in der Bayernliga Süd als Tabellenzweiter direkt für die vom Verband neu ins Leben gerufene C-Junioren Regionalliga qualifizierten.

Die erfreuliche sportliche Bilanz der Saison 2009/2010 zeigt, dass der Ämterwechsel bei den Junglöwen keineswegs zu einem Kompetenzverlust geführt zu haben scheint.

Alfons Seeler

Artikel vom 22.06.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen

München (weitere Artikel)
TSV 1860 aktuell (weitere Artikel)