14.000 Spiele des Spiele-Archivs bekommen eine neue Heimat

Haar · Umzug steht an

Tom Werneck (r.) probiert mit Raphael Renter bei der Spieleerfinder-Messe eines der vielen neuen Brettspiele aus. 	Foto: Schunk

Tom Werneck (r.) probiert mit Raphael Renter bei der Spieleerfinder-Messe eines der vielen neuen Brettspiele aus. Foto: Schunk

Haar · Viel Arbeit steht dem Verein Bayerisches Spiele-Archiv Haar (BSAH) ins Haus – müssen doch die 14.000 vorhandenen Spiele , die derzeit in der Gemeindeverwaltung gelagert werden, ins Haus 70, im Areal des Isar-Amper-Klinikums an der Vockestraße 72 umziehen. Dies war Anlass für den langjährigen Vorsitzenden Tom Werneck den Club den Bürgervertretern im Rathaus vorzustellen.

»Das ist nicht selbstverständlich, wir wissen die Unterstützung zu schätzen«, dankte der 71-jährige Werneck Bürgermeister Helmut Dworzak für die gemeindliche Hilfe. Die Kommune stellt dem Verein nämlich Räume im Rathaus und in der Tierklinik zur Verfügung. Im Gegenzug fördert das BSAH – 1996 von Werneck mit einem privaten Spielefundus gegründet – das Spiel in Familie und Gesellschaft und macht den Gemeindenamen bundesweit bekannt, da das Archiv hierzulande einzigartig ist, da Teilnehmer der Spieleerfinder-Messe aus ganz Europa kommen.

An jedem zweiten und vierten Dienstag im Monat findet ein Spieleabend statt, stets kommen zu den Treffen 30 bis 70 Besucher, die weder Eintritt noch Mitgliedsbeitrag bezahlen müssen. Fazit im Rückblick: 400 Spieleabende mit rund 16.000 vergnügten Teilnehmer. Nach dem gleichen Muster finden Treffen von Spielbegeisterten in Sendling, Aschheim, Karlsfeld und Bad Aibling statt.

Die Aktivitäten können sich sehen lassen: Das BSAH engagiert sich Jahr für Jahr auf der Haarer Künstlermeile, bei der Internationalen Spieleerfinder-Messe, die alljährlich im November im Bürgerhaus Haar stattfindet. »Die Messe«, so Werneck, »ist eine Fabrik der Ideen, wobei die Zahl der schlauen Köpfe auf 100 begrenzt ist. Außerdem gibt es Spiele-Treffen für Eltern und Kinder im AWO-Hort und im Kindergarten Sonnenblume, ebenso wie die jährliche Ausstellung »Spiel des Jahres« im Foyer des Rathauses. Dazu kommt im M.O.C in München eine der bedeutendsten Spiele-Veranstaltungen für Verbraucher im November, die meist mehr als 60.000 Besucher anlockt. Auch die BSAH-Außendarstellung passt: Die Webpage ist von Grund auf neu gestaltet worden, darin findet sich ein »Who is who« der Welt des Spiels sowie Fotos von Forschern, Kreativen, Produzenten und anderen mehr der Spielebranche.

Zusammen mit Bernward Thole gründete Werneck zusätzlich das Deutsche Spiele-Archiv Marburg (DSAM). Der Hintergedanke dabei: Um mögliche Verluste durch Feuer oder andere Einflüsse ausgleichen zu können, waren die gleichen Spiele räumlich getrennt von Haar dort untergebracht. Doch das DSAM hat jetzt seine Aktivitäten eingestellt – zu hohe Kosten, zudem fand Archivleiter Thole keinen Nachfolger. Inzwischen hat das Spielzeug-Museum der Stadt Nürnberg Fundus und Datenbank von Marburg übernommen. Was weiter geschieht, wird sich demnächst weisen. Aus Haarer Sicht ist eine Zusammenarbeit angestrebt. Werneck will »gemeinsam an einem Strang ziehen«. Die Kooperation und der Auszug aus dem Rathaus verbunden mit dem Einzug ins Haus 70 erfordert aber eine Ergänzung und die komplette Neuerfassung des Bestands an Spielen, denn bislang wurde die Marburger Datenbank mit benutzt.

Doch bis es so weit ist, heißt es für den Vorsitzenden und seine Helfer schrauben, schrauben und nochmals schrauben: Im Haus 70 müssen 750 Meter Regalboden für Spiele, Zeitschriften, Bücher und Kataloge mit mehr als 6.000 Schrauben zusammengefügt und anschließend bestückt werden. Etwa bis Jahresende soll alles, einschließlich der restlichen Einrichtung mit Computer und Konferenzecke, über die Bühne gegangen sein. Bis dahin will Tom Werneck aktiv bleiben, aber auch einen Nachfolger gefunden haben, der sein Hobby-Lebenswerk weiterführt, um ein ähnliches Verfahren wie in Marburg zu vermeiden. Und: Das gesamte Bayerische Spiele-Archiv Haar wird just zu diesem Zeitpunkt Eigentum der Gemeinde. ikb

Artikel vom 08.06.2010
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