Açilim: erfolgreich bei der Unterstützung von Migrantenfamilien

Haidhausen · Offen für Integration

Der monatliche Ausflug auf den Reitsbergerhof in Vaterstetten: Eine der vielen Veranstaltungen, die Açilim letztes Jahr angeboten hat.	Foto: Açilim

Der monatliche Ausflug auf den Reitsbergerhof in Vaterstetten: Eine der vielen Veranstaltungen, die Açilim letztes Jahr angeboten hat. Foto: Açilim

Haidhausen · Vielsprachige Stimmen schwirren durchs Haus, von großen und kleinen Menschen. Englisch, polnisch, marokkanisch, afghanisch, spanisch. Am häufigsten außer dem Deutschen hört man das Türkische. Das Projekt Açilim in der Orleansstraße 13 widmet sich der »präventiven Arbeit mit Migrantenfamilien«. Es ist im August 2001 vom Verein »Aktiv für interkulturellen Austausch e.V.« (AKA) ins Leben gerufen worden. Der AKA ist ein gemeinnütziger Verein in Haidhausen, der 1974 als Arbeitskreis der Kirchengemeinden entstand.

Açilim: stammt aus dem Türkischen und ist das Substantiv zum Verb açilmak = sich öffnen. Und offen stehen die Açilim-Veranstaltungen den Menschen aller Nationen, allerdings – und deshalb auch der Name – bilden türkische Familien schon aufgrund der Bedarfslage den Schwerpunkt. Das vom Stadtjugendamt München seit 2001 geförderte Projekt arbeitet sehr erfolgreich. Jetzt hat Açilim den Bericht für das Jahr 2009 vorgestellt.

In der Zielsetzung heißt es: Migrantenfamilien sollen für Fragen der Erziehung und Gewaltprävention sensibilisiert werden, bürgerschaftliches Engagement soll geweckt und gestärkt werden. Außerdem sollen Einrichtungen der Jugendhilfe mit Unterstützung von Açilim Zugang zu Migrantenfamilien gewinnen. Diese Ziele hat Açilim im letzten Jahr mit einer Fülle von Veranstaltungen verfolgt. Neben Vorträgen, etwa zum Thema »Zwangsheirat und Zwangsehe«, Seminaren und Workshops sowie Elterngesprächen (über gesunde Ernährung, Drogenprävention, Schul- und Erziehungsfragen) arbeiteten besonders erfolgreich die Mutter-Kind-Spiel- und Lerngruppen.

Geleitet werden diese von der deutschen Erzieherin Stephanie Gronau. Sie ist sich sicher: »Die Grundlagen des Schulerfolgs werden im Kleinkindalter gelegt.« Von den 69 Kindern in ihren Gruppen hat über die Hälfte einen türkischen Migrationshintergrund. Neun Kinder stammen aus binationalen Familien, sechs Kinder haben deutsche Mütter. Außerdem sind unter anderem folgende Herkunftsländer vertreten: Irak, Kongo, Togo, Georgien, die USA und Kuba. Damit ist ganz klar, dass die »Spielsprache« Deutsch ist. Im Jahresbericht heißt es: »Die Gewinnung deutscher Mütter trug dazu bei, dass viele Migrantenmütter viel über die deutsche Lebensführung und Erziehungsstile erfahren konnten.« Die Kinder sind zwischen einem und dreieinhalb Jahren alt. Sie frühstücken, spielen, tanzen, singen, basteln, turnen gemeinsam. Dabei legt Stephanie Gronau besonderen Wert auf die Förderung kognitiver und sprachlicher Kompetenzen. Aber genauso wichtig sind ihr die manuellen Fähigkeiten, die Feinmotorik, die Grobmotorik und natürlich auch die soziale Kompetenz, die nur im Miteinander der Gruppe vermittelt werden kann.

Zudem würden die Mütter in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt und bekämen Anregungen zur Gestaltung des Alltags mit kleinen Kindern, so Stephanie Gronau. Aber natürlich spielt die Sprache eine große Rolle für Kinder diesen Alters, besonders für Familien mit Migrationshintergrund. Daher haben in den Gruppen das Betrachten von Bilderbüchern, sowie gemeinsames Singen, Fingerspiele und Bewegungsspiele einen großen Stellenwert.

»Sehr wichtig ist es auch, die aktive Mitarbeit der Mütter zu erreichen.«, heißt es im Jahresbericht. Dass das gelingt, erkennt man daran, dass die Mütter oft auch an den Informationsgesprächen des offenen Frauentreffs teilnehmen. Am 11. Juni lädt Açilim ab 10 Uhr zu einem türkischsprachigen Vortrag in die Orleansstraße 13 ein. Thema: »Dialog in der Familie«.

Gabriele Heigl

Artikel vom 01.06.2010
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