Bürgerversammlung für Vaterstetten und Baldham mager besucht

Vaterstetten · Verkehrsprobleme an erster Stelle

Bürgermeister Robert Niedergesäß referierte vor  vielen, leeren Stühlen. Foto: ed

Bürgermeister Robert Niedergesäß referierte vor vielen, leeren Stühlen. Foto: ed

Vaterstetten · Mit 80 Bürgern war die diesjährige Bürgerversammlung für Vaterstetten und Baldham eher mager besucht. Bürgermeister Robert Niedergesäß erklärte ausgiebig, was der Gemeinderat im vergangenen Jahr getan hat, und welche Planungen anstehen:

Das undankbarste Thema kam zuerst – die Finanzen. Wie anderen geht es auch der Gemeinde Vaterstetten nicht mehr so gut. An einer Erhöhung der Grundsteuer führte kein Weg vorbei, in den letzten Tagen flatterte den Hausbesitzern der neue Gebührenbescheid ins Haus.

Besonders intensiv werden derzeit Pläne verfolgt, die gewerbliche Entwicklung voranzutreiben. »Unsere Gemeinde hat ein relativ kleines Gewerbegebiet«, so der Bürgermeister. »Wir verbuchen mit 7,5 Millionen Euro Gewerbesteuer eine, auf zwar niedrigem Niveau, aber stabile Summe. Aber wir hätten gerne eine breitere Basis«. Hierzu soll das Gewerbegebiet in Parsdorf nach Richtung Grub vergrößert werden, eventuell mit der Nachbargemeinde zusammen. »Interessenten gibt es genug, wir prüfen dies gerade.«

Eine Herausforderung ist auch der ab 2013 gültige Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. »Die Betriebs- und Personalkosten in unseren Kinderbetreuungsstätten haben sich in den letzten neun Jahren verdoppelt auf derzeit zwei Millionen Euro«, erklärte Niedergesäß. Viele der Kindergärten waren so alt, dass es nicht mehr wirtschaftlich war, sie einfach zu sanieren. Ein Neubau wie beim Katharina von Bora Haus, St. Nikolaus in Parsdorf und auch die Beteiligung am Neubau des St. Josef Kindergartens mit Krippe, Hort und Kindergarten sieht Niedergesäß als kommunale Pflichtaufgabe. Dank Fördermittel des Bundes oder des Landes konnten die energetischen Sanierungsmaßnahmen der Schulen größtenteils »fremd« finanziert werden.

Doch nicht alles muss unbedingt Geld kosten. Die Gemeinde hat im vergangenen Jahr auch viele schöne Dinge auf den Weg gebracht, die die Kasse so gut wie gar nicht belasten: Der Indoorspielplatz ist so ein Beispiel, oder die Minigolfanlage auf dem Gelände des ehemaligen Wertstoffhofes beim Sportpark. Ein Waldklettergarten ist in Planung, und der Naturlehrpfad wird demnächst eröffnet. Viele kleine Projekte sind so umgesetzt worden, die die Gemeinde attraktiv machen.

Auf die Finanzen folgte die Energiepolitik. Autark sein im Jahr 2030, so will es die »Energiewende«. Ein Windgutachten, das für den Landkreis erstellt wurde, lässt da hoffen: Der beste Platz für ein Windrad wäre hinter dem Parsdorfer Gewerbegebiet, also an einer Stelle, wo es auch niemanden stört.

Geologisch ist die Großgemeinde auch prädestiniert in Sachen Geothermie. Aber finanziell kann sie dies nie alleine stemmen. So knüpfen die Spezialisten gerade zarte Bande mit den Nachbargemeinden Zorneding, Grasbrunn und Haar. Auch hier laufen die Verhandlungen auf Hochtouren.

Am Thema Elektromobilität ist man dran, wann allerdings die erste Stromtankstelle in Betrieb genommen wird kann in der Gemeindeverwaltung noch niemand sagen.

Das Thema Straßenbau und Verkehr scheint von allen das sensibelste Thema in Vaterstetten und Baldham zu sein. Der Zustand der Straßen nach dem harten Winter ist ein Ärgernis bei den Bürgern. Dietmar Schneider meldete sich hierzu aus dem Publikum und verlangte vom »Verkehrsminister« der Gemeinde eine Stellungnahme zum maroden Zustand mancher Straßen in Baldham. Manfred Weber aber stellte dazu klar, dass er erst Straßen komplett sanieren lassen möchte, wenn sicher ist, dass sie nicht zeitnah wegen der neuen Energieversorgungsmöglichkeiten wieder aufgerissen werden müssen. Eine weitere Bürgerin stellte die Problematik auch für ihre Wohnstraße dar. Weber versprach, dass Kaltasphalt als Interimslösung die Gefahr für Radfahrer mindern soll. Auch in den Unterführungen bei den beiden S-Bahnhöfen hatte derselbe Bürger-Kritik anzubringen – eine »Radlerautobahn« sei das, gefährlich für Fußgänger. Weber sagte, er sei auch nicht glücklich gewesen mit der Entscheidung, die Unterführung auch für Radler freizugeben. Das hätte ein Gremium aus Polizei, Verkehrsexperten und Gemeinderäten so entschieden. Gerade vor ein paar Tagen aber hätte er in der Vaterstettener Unterführung probeweise so genannte Leuchtlinsen und eine Markierung auf dem Boden anbringen lassen, sodass der Radler gezwungen sei einen Sicherheitsabstand von 70 Zentimetern zu lassen. Wenn sich der Versuch bewährt, wird in der Baldhamer Unterführung eine solche »Streckenführung« nachgerüstet.

Mit der Antwort, dass die Gemeinde zwar keinen Einfluss auf die Bewirtschaftung der Bahnhofskioske habe, aber mit der Bahn in Kontakt sei, den Betrieb wieder aufzunehmen, konnte ein weiteres Bürgeranliegen befriedigt werden.

Ederer

Artikel vom 26.05.2010
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