Kirchseeon, Zorneding und Vaterstetten starten Kampagne »Frei ab 12«

Vaterstetten · Gemeinsam im Kampf für Jugendschutz

Hinten, v. li.: Die Jugendpfleger Rainer Schott und  Jörg Cordruwisch (Vaterstetten), Götz Beckenbauer (Hauptamtsleiter Vaterstetten), Martin Gill (Jugendpflege Zorneding); vorne: Bürgermeister Udo Ockel (Kirchseeon), Robert Niedergesäß (Vaterstetten) und

Hinten, v. li.: Die Jugendpfleger Rainer Schott und Jörg Cordruwisch (Vaterstetten), Götz Beckenbauer (Hauptamtsleiter Vaterstetten), Martin Gill (Jugendpflege Zorneding); vorne: Bürgermeister Udo Ockel (Kirchseeon), Robert Niedergesäß (Vaterstetten) und

Vaterstetten · Ist es normal, dass Kinder im Alter von zehn oder elf Jahren schon Alkohol trinken und rauchen? Offensichtlich lautet bei der Allgemeinheit die Antwort auf diese Frage: »Och – ähm ….. das tun doch alle«.

Schluss damit, sagen die Jugendpfleger der drei hintereinander an der S4 gelegenen Gemeinden Vaterstetten, Zorneding und Kirchseeon und wollen nun Verantwortung dafür übernehmen. »Es geht einfach nicht, dass Erwachsene wegschauen, wenn Jugendliche mit der Zigarette oder der Flasche auf der Straße stehen«, meint Vaterstettens Jugendpfleger Jörg Cordruwisch.

»Unsere Aktion zielt nicht direkt auf die Jugendlichen ab, sondern auf alle, die einen Erziehungsauftrag haben – also Eltern, Lehrer, Trainer in Vereinen usw.«. Die Jugendpfleger wünschen sich selbstbewusste und mutige Erwachsene, die Problemen nicht ausweichen, sondern ihre Verantwortung zum Einschreiten dort sehen, wo sich Kinder und Jugendliche vor ihren Augen gefährden. Hinschauen, einmischen und Stellung beziehen, das ist das Ziel der Maßnahme.

Die drei Aktionsgemeinden sehen die Suchtprävention in der Gefahr sich unglaubwürdig zu machen. »Unser Flyer ist schon ein wenig provokant«, meint der Jugendpfleger der Gemeinde Zorneding, Martin Gill. Aber schließlich will man wachrütteln mit Aussagen wie: »Täglich sterben 300 Menschen an den Folgen des Rauchens, aber nur 21 bei Verkehrsunfällen«. Die Statistik spricht weiter klare Worte: Waren im Jahr 2000 213 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wegen Alkoholmissbrauchs in stationärer Behandlung, so waren es 2007 bereits 379 – Tendenz weiter steigend. Die Bürgermeister der drei Gemeinden sind überzeugt, dass mit dieser Aktion bei den Erwachsenen ein Lernprozess in Gang zu setzen ist, der mehr Zivilcourage und aktiven Jugendschutz fördert. »Wenn es selbstverständlich ist etwas zu sagen, und es nicht normal ist, einfach an einem rauchenden Zwölfjährigen nur kopfschüttelnd vorbeizugehen, dann hat die Aktion Erfolg« so der Tenor der drei Jugendpfleger.

Was soll nun also geschehen?

Die drei Gemeinden wollen deutlich machen, wie wichtig klare Stellungnahmen, konsequente Einhaltung des Jugendschutzgesetzes und soziale Kontrolle für eine Verzögerung in den Einstieg in den Suchtmittelgebrauch sind. Auch im privaten Bereich sollten die Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes eingehalten werden. »Vorbildfunktion« ist hier das Schlagwort, denn wie soll man den Kindern gegenüber argumentieren, wenn man selbst ununterbrochen an der Zigarette zieht.

Hierzu werden die Jugendpfleger im Laufe der Aktion, die zunächst auf ein Jahr angesetzt ist, Veranstaltungen und Trainingseinheiten zum Thema Zivilcourage anbieten – auch in Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen. Außerdem wollen sie Feste für Jugendliche ab zwölf Jahren veranstalten, auf denen »die Post abgeht« – aber ohne Alkohol und Zigaretten. »Das funktioniert super«, ist sich Cordruwisch sicher und schwärmt schon von einer Tiefgaragenparty in Baldham mit einer »absolut coolen Band«.

Die Flyer zur Aktion liegen ab sofort an den Pforten der drei teilnehmenden Rathäuser aus und werden über Schulen, Vereine, Arztpraxen und andere Einrichtungen verteilt. Für Ideen und Unterstützung zu den geplanten Veranstaltungen sind die Jugendpfleger, die über die jeweiligen Rathäuser direkt erreichbar sind, immer offen.

Stefanie Ederer

Artikel vom 19.05.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...