Bilder im Kopf

Vaterstetten · Blumenbinder, Philosoph und Sammler

Peter Meier mit Sammelstück. Foto: Privat

Peter Meier mit Sammelstück. Foto: Privat

Vaterstetten · »Am liebsten bin ich künstlerisch und erfinderisch tätig – vom Aufwachen bis zum Einschlafen«, sagt Peter Meier aus Baldham über sich selbst. Neben seiner künstlerischen Ader, mit der er als Florist auch im täglichen Berufsleben seine Kunden erfreut, hat er allerdings noch eine große Leidenschaft: Das Sammeln von alten Gegenständen.

Angefangen vom Kommoden-Knauf bis hin zum überlebensgroßen König-Ludwig-Bild – es gibt nichts, was man bei Peter Meier in seinem Raritätenlager nicht finden kann.

Umzug nach Vaterstetten

Doch jetzt ist Schluss mit der Sammlerei. Nach 40 Jahren sagt Peter Meier: »Das muss jetzt eingestellt werden.« Er zieht nur mit seinem Blumenladen von Baldham-Dorf in die belebte Ortsmitte von Vaterstetten, in die Wendelsteinstraße. Wirtschaftliche Zwänge machen diesen Schritt unumgänglich: »Dieser Gewerbesaustall ruiniert uns Kleinen. Blumenfelder werden zu Gewerbeflächen, Tankstellen und Möbelhäuser haben unbegrenzte Öffnungszeiten und verkaufen Blumen und Dekoware.« Von dem neuen Standort erhofft sich Peter Meier mehr Laufkundschaft in seinem Blumenladen und damit bessere Geschäfte.

Bis zum Umzug im August sollte sein Lager möglichst schon etwas lichter aussehen. Jetzt stehen Kisten, Truhen, Koffer und Einzelteile dicht gedrängt aneinander, nur schmale Gänge lassen eine Besichtigung zu. Doch umso interessanter ist die Tour durch den zweistöckigen Stadel, im Übrigen auch täglich zu den Verkaufszeiten des Blumenladens geöffnet.

»Sammeln ist meine Leidenschaft, denn jedes Teil hat seine Geschichte!«, erklärt Peter Meier den Grund, der zu diesem Sammelsurium geführt hat. »Da ist beispielsweise ein alter Ofen, 100 Jahre alt. Was sich da außen herum alles abgespielt hat! Das kann Bilder im Kopf zaubern, die man sonst nicht hat. Ganz kostenlos!«, lacht der 68-Jährige, der in Schwabing aufgewachsen ist. Oder das Radl, mit dem ein Bauer aus Wolfratshausen in den Ersten und in den Zweiten Weltkrieg geradelt und auch jeweils wieder damit heimgekommen ist. 95 Mark hat Peter Meier dem Bauern dafür gegeben, die Geschichten dazu gab es gratis. Oder auch die vielen alten Werkzeuge, die jetzt zum Verkauf stehen. Ein alter Hammer, eine Rodungswinde, eine Säge: »Da sehe ich meinen Vater und meinen Großvater damit arbeiten«, sinniert Peter Meier.

Kein Gerede um nichts

Seine kurzen Mundart-Gedichte und seine Kabarett-Stücke sind vielen in der Gemeinde und der näheren Umgebung bekannt. Immer wieder schafft er es aber auch mit seiner Mentalität des »Sofort-Machers«, wie er sich selbst bezeichnet, diskussionswürdige Dinge auf den Punkt zu bringen, sei es beim Erfinderstammtisch oder beim Gewerbeverband.

Richtig glücklich macht ihn der Familienverbund, in dem er mit seiner Frau lebt. Der Sohn wohnt mit seiner Familie im Haus – jeder hat seinen Bereich und doch ist die Familie zusammen. »Das ist das Tollste, was es gibt.« Und sein Sohn ist es dann auch, der dem Vater im August und September helfen wird, wenn der Räumungsverkauf für das Raritätenlager beginnt und Geschichten ihren Besitzer wechseln.

Artikel vom 12.05.2010
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