Grundschule an der Friedenstraße feiert 90. Geburtstag – alle sind eingeladen

Ottobrunn · 90 Jahre Schulgeschichte: Feierlichkeiten am 7. Mai

Ein Bild von der Grundschule an der Friedenssstraße aus dem Jahre 1945. Foto: Privat

Ein Bild von der Grundschule an der Friedenssstraße aus dem Jahre 1945. Foto: Privat

Ottobrunn · Viel Grund zum Feiern gibt es heuer in Ottobrunn: Die Grundschule an der Friedenstraße wird 90 Jahre alt. Mit einem Festtag am Freitag, 7. Mai, will man das Ereignis würdigen. Höhepunkt soll ein »Klassenfoto« werden, das später einmal wegen seiner breiten Altersspanne von sich reden machen dürfte:

Eingeladen sind nämlich nicht nur Schüler, Eltern und Lehrer aus dem aktuellen Schulbetrieb, auch »Ehemalige« sollen sich im Pausenhof versammeln und in die Linse gucken. Ob die jetzigen ABC-Schützen aus der ersten Klasse, Studenten oder Auszubildende, die in den 90er-Jahren die Schulbank gedrückt haben, ob Vertreter der 68er-Generation oder der 70-jährige Pensionär: An diesem Tag sollen alle Anwesenden Teil der »großen Schulfamilie« sein. Die Schulleitung hat bereits kräftig die Werbetrommel gerührt – mit beachtlichen Ergebnissen: »Wir haben zahlreiche Anfragen, die Telefone laufen schon heiß«, freut sich Konrektorin Corinna Reichle.

Eine der »Ex«-Schülerinnen ist die 67-jährige Christa Dobiasch, die seit ihrer Geburt in Riemerling wohnt und von 1948 bis 1956 die Volksschule im Herzen Ottobrunns besuchte. Sie kann sich noch gut an die ersten Wochen und Monate erinnern. Klirrend kalt waren in jenem Jahr die Wintertage, eine Stunde benötigte die damals Sechsjährige, um die drei Kilometer lange Strecke von der Nelkenstraße in Hohenbrunn in die Friedenstraße zurückzulegen. »Frühmorgens um 7 Uhr, als ich losging, war es noch ganz dunkel. Ich bin durch den tiefen Schnee gestapft und habe immer wieder hinter mich gelugt, ob Klassenkameraden kommen«, erzählt sie. Damals fuhren auf der Rosenheimer Landstraße noch keine Autos, und der Schneepflug wurde von einem Pferd gezogen, das ein Bauer ritt. Im Klassenzimmer bollerte ein Ofen, oft genug pfiff der eisige Wind durch die Ritzen. Die Kinder saßen mit Wollhandschuhen an den Bänken, während Maria Schreiner, die Lehrerin mit den eisgrauen Haaren, an der Tafel unterrichtete oder strengen Blicks die Reihen auf- und abschritt und die Schulhefte musterte.

Vergessen wird Dobiasch auch ihren ersten Schultag nicht, tief ins Gedächtnis haben sich ihr die Ereignisse der beschwerlichen Nachkriegszeit eingebrannt: »Schultüte hatte ich keine, aber zu Hause hatte mir meine Mutter aus Goldpapier eine Tüte gebastelt mit Plätzchen, einigen Süßigkeiten und zwei Bananen.« Missen möchte die verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder ihre Grundschulzeit auf keinen Fall: »Es waren wunderbare Jahre, an die ich gerne zurückdenke. Ich könnte mir gut vorstellen, heute wieder in dieser Schule glücklich zu sein und zu lernen.« Im Herbst 2008 hat Dobiasch anlässlich der 60-jährigen Einschulung zahlreiche Klassenkameraden angeschrieben und ein Treffen im Wolf-Ferrari-Haus organisiert. Die große Resonanz hat sie selbst überrascht: Obwohl viele von ihnen nicht mehr in Deutschland wohnen, sind sie der Einladung gerne gefolgt, schließlich kamen 25 ehemalige Klassenkameraden aus aller Herren Länder zusammen.

Die Geschichte der Schule an der Friedenstraße in unmittelbarer Nähe zur Ottokirche, einem der ältesten Bauwerke in Ottobrunn, ist die Geschichte eines stetigen Wachstums. Errichtet wurde sie 1920, »nicht weit von der Putzbrunner Straße entfernt, mitten in einem Fichtenwald«, wie es in der Schulchronik heißt. Nötig wurde der Bau, weil der Schulweg zu den bestehenden Einrichtungen in Unterhaching und Perlach weit und beschwerlich war. »Deshalb sollte und musste bald eine neue Schule gebaut werden«, halten die Einträge fest. Mit Erfolg: 1923 später besuchten bereits 71 Kinder die Schule, weswegen an die damalige Holzbaracke ein weiterer Klassenraum angebaut wurde. 1934 waren es bereits über 200 Kinder, weitere Umbauten gab es vor allem in den Jahren 1926 bis 1952, als die Schule einen Erweiterungsbau mit Hausmeisterwohnung bekam. Später schlossen sich eine Turnhalle, ein Werkraum und mehrere Nebenräume an.

1998 folgte eine umfangreiche Generalsanierung, die sich über mehrere Jahre erstreckte. »Derzeit haben wir insgesamt zwölf Klassen in vier Jahrgangsstufen, die Klassenstärken variieren zwischen 20 und 25 Schülern pro Klasse«, informiert Reichle. Um die lebhafte Geschichte ihrer Einrichtung zu würdigen, haben die Schüler eine Projektwoche ins Leben gerufen, deren Ergebnisse am Freitag, 7. Mai, präsentiert werden sollen. Der Festakt beginnt um 12.30 Uhr mit verschiedenen Grußworten, musikalisch umrahmt wird er durch eine Aufführung des Schulorchesters. Zum Abschluss um 16.30 Uhr wird es ein Abschlusskonzert mit Darbietungen der Schulklassen sowie eine Aufführung des Theaterstücks »Zeitreise« geben.

Mit von der Partie sein wird auf jeden Fall Christa Dobiasch, die »ihrer« Schule im Zentrum Ottobrunns auch weiterhin treu bleiben will. Ihre eigene Geschichte ist so bewegt wie die der Einrichtung selbst: 1956 besuchte die Hohenbrunnerin die Mittelschule in München-Laim, anschließend folgte eine Ausbildung zur Reisekauffrau in einem Reisebüro in München. Ihr Job führte sie rund um den Erdball: Die Wüsten Arabiens hat sie gesehen, Russland, Indien, Südamerika. Nun steht sie wieder in dem Raum, in dem alles begonnen hat, als sie ein kleines blondes Mädchen mit Zöpfen war. Damals wie heute zeigen sie die Fotos lachend.

mst

Artikel vom 28.04.2010
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