Im SamstagsBlatt-Interview erzählt Florian Simbeck, warum er soziale Netzwerke nutzt

„Ich bin ein Facebook-Junkie, aber nur privuflich“

„Eltern müssen ihren Kindern klarmachen, dass sie im Netz Spuren hinterlassen“, sagt Florian Simbeck. Foto: VA

„Eltern müssen ihren Kindern klarmachen, dass sie im Netz Spuren hinterlassen“, sagt Florian Simbeck. Foto: VA

„Voll krass“ und „brontal“: Als „Erkan & Stefan“ haben Florian Simbeck und sein Partner John Friedmann die Sprache von Jugendlichen nachhaltig beeinflusst. Seit einiger Zeit gehen die beiden getrennte Wege. Florian Simbeck tritt am 1. Mai nun als Standup-Comedian im Schlachthof auf. Sein neues Programm: „LOL“. Wir haben mit dem 38-jährigen Münchner vorab gesprochen.

SamstagsBlatt: Herr Simbeck, in Ihrem neuen Programm wollen Sie Einblicke in Ihr Leben mit und ohne Trainingsanzug gewähren. Was kann sich der Zuschauer darunter vorstellen?

Simbeck: Die Öffentlichkeit kennt von mir ja hauptsächlich die Figur „Stefan“, die ja tatsächlich nicht identisch mit meiner Person ist. Im wirklichen Leben kann ich mich artikulieren und bin bei weitem nicht so dämlich. Ich bin sogar verheiratet und habe Kinder. Aus diesen beiden parallelen Leben und den skurrilen Überschneidungen, die sich hieraus immer wieder ergeben, werde ich ein paar witzige Geschichten erzählen.

Ihr Programm heißt „LOL“, das steht für „Laughing Out Loud“ und bedeutet im Netzjargon so viel wie „Lautes Lachen“. Sind Sie ein Freund von Chats, Blogs und sozialen Netzwerken?

Simbeck: Ja, ich bin sozusagen ein Facebook-Junkie, nutze es aber nur „privuflich“. Viele Kids nutzen ja MySpace oder StudiVZ, weil sie Öffentlichkeit suchen. Ich habe ja beruflich bedingt bereits ausreichend Öffentlichkeit, andererseits tausche ich aber auch gerne lustige Beobachtungen, Fotos, Sprüche aus und teste die Sachen für meine Comedy. Facebook ist hierzu ideal, aber eben nur im engen Freundeskreis. Für Fremde oder Freunde von Freunden sind meine Blogs und Fotos nicht sichtbar.

Sie haben bei Facebook über 500 Freunde. Wie viele sind es im realen Leben?

Simbeck: Tja, hier fängt die Comedy an. Als ich mit Facebook anfing, war meine Freundesliste sehr kurz. Ich hatte kein Verständnis für Leute mit über 100 Freunden. Schnell kamen bei mir aber Schulfreunde und Verwandte dazu, Studienkameraden, Freunde aus meiner Zeit in USA, befreundete Schauspieler und Comedians, Produzenten und Autoren. Es ist erstaunlich, wie viele Leute man im Laufe einer langen Karriere in dieser Branche schon kennen und schätzen gelernt hat, und wie viele man normalerweise auch wieder aus den Augen verloren hätte. Die Unterhaltungsbranche und das Hirn eines Comedians leben aber von Kontakten mit anderen. Wenn ich also beispielsweise für ein paar Tage in Berlin oder Hamburg bin, poste ich das vorher. Irgendjemand hat meistens Zeit und ich kann mich an fast jedem freien Tag mit Freunden oder alten Bekannten treffen. Ich unterscheide also nicht zwischen Facebook-Freunden und echten Freunden, sondern nutze solche Portale, um mit lieben und interessanten Menschen, die mir im realen Leben sympathisch sind, in Kontakt zu bleiben. Trotzdem gibt es regelmäßig ein paar, die ich aufnehme und dann später doch wieder lösche. Man löscht ja nur die Verbindung und nicht den Menschen. Aber ein komisches Gefühl ist das immer wieder.

Wie gefährlich ist das Internet? Wie können Eltern ihre Kinder schützen?

Simbeck: Eltern müssen ihren Kindern klarmachen, dass sie im Netz Spuren hinterlassen können, die ihnen eventuell Wege ins spätere Berufsleben verbauen können. Den Umgang mit dem Internet müssen Kinder und junge Erwachsene genauso lernen wie den Umgang mit einer Kreditkarte oder einem Handy. Meine Kinder wissen auch, dass sie mich rufen sollen, wenn irgendein Fenster mit Bildern von nackten Frauen aufgeht. Dann übernehme ich.

In „Erkan & Stefan“ waren Sie sehr nahe an der Jugend dran. Wie gelingt Ihnen das heute?

Simbeck: Manchmal frage ich mich: Waren wir wirklich so nahe an den Kids dran oder haben die uns nachgemacht? Ich denke, dass ich noch immer gut mit einem 16-Jährigen mithalten kann, was Musik und Videogames angeht. Ich zocke einfach wahnsinnig gerne. Aber es war ja schon immer auch die Fähigkeit zur Betrachtung aus der Distanz, die einen dazu befähigt, Comedy daraus zu formen. Wahrscheinlich wäre ich ein guter Jugendberater, denn ich kann mich gleichzeitig identifizieren, ohne in den Verdacht zu geraten, mich anbiedern zu wollen.

Und wie oft werden Sie auf der Straße noch im Neuperlach-Slang angesprochen?

Simbeck: Täglich. Es hört nie auf, macht aber Spaß und hält frisch. Wenn ich für jedes Handyfoto, das ich von mir machen lasse, zehn Cent bekäme, dann hätte ich am Ende der Woche... ja, so zwei Euro fünfzig.

Viele Ihrer Fans sehnen sich ja nach dem Comedy-Duo „Erkan & Stefan“ zurück. Wird es ein Comeback geben?

Simbeck: Schwierige Frage. Natürlich werden wir ständig auch von innerhalb der Branche auf ein Comeback angesprochen. Im Augenblick genießen wir es aber, auch andere Rollen in Filmen und Serien spielen zu dürfen. Unser Erkan & Stefan-Publikum hat sich seit unserer Mitwirkung bei „Findet Nemo“ auch drastisch verjüngt und findet nicht mehr den Weg zu Comedy-Konzerten. Wir waren Teil eines Zeitphänomens, und die Erkan-Kette und ein Handtuch von mir sind derzeit sprichwörtlich im Museum für Zeitgeschichte der Bundesrepublik Deutschland in Leipzig. Wenn, dann glaube ich eher an ein Comeback von mir und John Friedmann als Duo, vielleicht als so etwas wie die neuen Münchner Tatort-Kommissare. Eine Facebook-Gruppe, die das vorschlägt, gibt es sogar schon.

Erst kürzlich standen Sie mit Ihrer Frau beim „Perfekten Promi-Dinner“ vor der Kamera. Wie wichtig ist Essen für Sie?

Simbeck: Je mehr ich mich der großen 40 nähere, desto mehr achte ich auf eine gute und ausgewogene Ernährung.

Es muss also nicht immer Döner sein.

Simbeck: Das wäre ja genauso langweilig wie jeden Tag ein Drei-Sterne-Essen zu bekommen. Das Gefährlichste sind allerdings die Filmsets. Da hat man oft Drehpausen und überall stehen Schnittchen rum. Wenn man da nicht aufpasst, spielt man im nächsten Film schnell eine Gewichtsklasse höher.

Von Stefanie Moser

Florian Simbeck tritt am 1. Mai sowie am 4. und 5. Juni im Schlachthof auf. Karten gibt es zu 13 Euro im Vorverkauf.

Gewinnspiel: Wir verlosen 3x2 Karten.

Artikel vom 22.04.2010
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