„buntkicktgut“ holt Jugendliche von der Straße

München · Raus aus dem Abseits!

Rüdiger Heid (3.v.li.) und das Team von „buntkicktgut“ freuen sich über den Beginn der Sommersaison-Liga. Foto: tg

Rüdiger Heid (3.v.li.) und das Team von „buntkicktgut“ freuen sich über den Beginn der Sommersaison-Liga. Foto: tg

München · Der Pulsschlag der Fußballfans weltweit läuft beschleunigt. Denn: Im Sommer 2010 wird die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika sie von Bänken, Logenplätzen oder aus Sesseln vor den Fernsehgeräten reißen. Das sportliche Großereignis strahlt auch auf „buntkicktgut“, Münchens Interkulturelle Straßenfußball-Liga, aus. Sie will sich im Jahr der WM mit allerlei Festivals und internationalen Turnieren – gewissermaßen mit einer „kleinen WM“ – einer breiten Öffentlichkeit präsentieren.

Vom 20. bis zum 24. Mai soll ein international besetzter Straßenfußball-Wettbewerb, die „buntkicktgut-open“, Fußballfreunde in den Olympiapark locken. 40 Teams werden dort antreten. Neben einem bunten Kulturprogramm mit Auftritten von Ballartisten ist auch ein „Marktplatz der Neugierde“ geplant. Soziale Organisationen könnten dort ihre integrativen Projekte vorstellen. Bei den interkulturell hochaktiven Münchner Straßenkickern machen mittlerweile zweitausend Jugendliche zwischen acht und 21 Jahren in über hundert Mannschaften und acht Ligen mit. „buntkicktgut“ ist zu einem Exportartikel geworden, der fast auf dem ganzen Globus Nachahmer gefunden hat.

Fußball verbindet Kulturen

Ein Netzwerk von Partnerschaften und Projekten verbindet die Münchner Straßenfußballer mit dem Rest der Welt. Der Fußball soll helfen, benachteiligten Jugendlichen Werte zu vermitteln. „Fußball ist eine eigene Sprache. Sie funktioniert ohne Worte. Gerade da, wo Sprachlosigkeit herrscht, ist der Fußball ein Medium, mit dem Verständigung möglich ist – durch Gestik und Mimik“, sagt Rüdiger Heid, Projektleiter von „buntkicktgut“. Der gelernte Geograph, der seit seiner Kindheit für Fußball schwärmt, engagiert sich seit langem ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche, die in Deutschland Schutz vor Bürgerkriegen in ihren Heimatländern gesucht und sich – nur zum Teil mit den Eltern – um Asyl beworben haben. Und die in sogenannten Gemeinschaftsunterkünften sich selbst überlassen sind. Dabei ist ihm aufgefallen, dass sie alle Fußball spielen: sei es gegen Garagentore oder Hauswände. Heid: „Fußball war das einzige, was sie alle kannten. Jeder wollte sich und anderen beweisen, dass er es am besten kann.“ Dadurch sei er auf den Gedanken gekommen, die Kinder mit dem Ball von der Straße zu holen und sie sozial einzubinden.

Durch den regelmäßigen Liga-Betrieb seien die Übungsleiter und „buntkicktgut“-Mitarbeiter nahe an den Jugendlichen dran. Heid: „Wir erkennen Defizite und können Maßnahmen entwickeln, die den Jugendlichen helfen.“ So setze sich die Straßenfußball-Liga unter anderem dafür ein, den jungen Leuten Praktikums- oder Ausbildungsplätze zu vermitteln. Sie gebe ihnen Rückhalt, auch gegenüber den Eltern, die häufig keinen Blick für die Defizite ihrer Kinder hätten. Heid: „Diese Kinder haben unsere besondere Unterstützung nötig.“

Sommersaison wird eröffnet

Die Winter-Liga ist gerade abgeschlossen worden. „In der nächsten Woche starten wir in die Sommersaison“, erklärt Heid. Bis zu den Sommerferien dauere die Spielzeit. Die Münchner Jugendlichen hätten dann wieder Gelegenheit, mit 15 Übungsleitern in den Stadtteilen zu trainieren. Disziplin und beruflich wichtige Fähigkeiten würden dadurch geschult, weiß der Projektleiter. Das komme auch daher, dass die Jugendlichen den Liga-Rat selbst verwalten und an Entscheidungen beteiligt würden. Viele Unterstützer und Förderer wirken daran mit, dass „buntkicktgut“ jungen Leuten weiterhin Respekt, Fairness und Selbstvertrauen vermittelt. Sogar der ein oder andere Profi-Ballkünstler sei in der Talentschmiede von „buntkicktgut“ bereits entdeckt worden. TG

Artikel vom 08.04.2010
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