Malteser Hilfsdienst stellt neues Hilfsprojekt im Landkreis vor

Taufkirchen/ Landkreis · Mahlzeiten-Paten dringend gesucht

Martin Lanzinger und Lydia Staltner stellen das Projekt Malteser Mahlzeiten-Patenschaften in Taufkirchen vor. Foto: Schwarz-Mehrens

Martin Lanzinger und Lydia Staltner stellen das Projekt Malteser Mahlzeiten-Patenschaften in Taufkirchen vor. Foto: Schwarz-Mehrens

Taufkirchen/ Landkreis · Täglich ein warmes Essen, ein gutes Wort – das ist heute nicht mehr für jeden selbstverständlich. Gerade ältere, kranke und behinderte Menschen, die auf die Dienste von Hilfsorganisationen angewiesen sind, können sich das oft nicht leisten. Auch im Südosten des Landkreises München und in den südöstlichen Stadtteilen der Landeshauptstadt, dem Liefergebiet der Malteser Dienststelle Taufkirchen, ist Armut zunehmend spürbar.

Hier kostet beim »Essen auf Rädern« oder, wie es bei den Maltesern heißt, beim »Mahlzeitendienst« ein Menü mit Suppe, Hauptgericht und Dessert 8,10 Euro. Dafür gibt es nicht nur gesundes und abwechslungsreiches Essen, auch der freundliche und hilfsbereite Service ist inbegriffen. Aber billig ist das nicht. Selbst im Speckgürtel um München haben immer weniger Menschen das nötige Geld zur Verfügung.

Als sich bei den Maltesern die Abmeldungen vom Mahlzeitendienst häuften, rief die Bezirksgeschäftsstelle München nach Gesprächen mit den örtlichen Tafeln das Projekt Mahlzeiten-Patenschaften 2009 ins Leben. Sie wollte die Betroffenen, darunter auffallend viele Senioren, nicht allein lassen. Kooperationspartner wurde der Verein Lichtblick Seniorenhilfe. Der neue Dienst ist aufgrund seiner großen Resonanz inzwischen auf die gesamte Region Bayern und Thüringen ausgedehnt worden. Vor kurzem wurde er auch bei den Taufkirchner Maltesern gestartet. Dabei untermauerten Martin Lanzinger, Geschäftsführer der zuständigen Malteser Bezirksgeschäftsstelle Gräfelfing, und Lydia Staltner, Vorsitzende von Lichtblick Seniorenhilfe, die Altersarmut mit Zahlen. Laut dem Sozialverband VdK leben in Bayern rund 400.000 ältere Menschen an der Armutsgrenze oder darunter. Fast 90.000 erhalten neben ihren Altersbezügen staatliche Grundsicherung. In München bekommen 11.000 und im Landkreis München 1.500 mittellose Ruheständler Grundsicherung.

Lanzinger und Staltner waren sich einig, dass bei der Versorgung in Not geratener Senioren oder in ihrer Mobilität eingeschränkter Bedürftiger mit täglich einer warmen Mahlzeit nur gemeinsam geholfen werden kann. Der Münchner Verein Lichtblick Seniorenhilfe fördert das Projekt aktuell mit 25.000 Euro. Weitere finanzielle Hilfe ist nötig, wobei die Malteser zusätzlich zur Förderung durch die Kommunen auf die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung angewiesen sind. Denn nach Abzug der kommunalen Zuschüsse fehlen für die Finanzierung einer Mahlzeit noch immer 6 Euro. Bei sieben Mahlzeiten pro Woche kommt aufs Jahr gerechnet ein stattlicher Betrag von 2.184 Euro zusammen. Dieser Betrag muss aus Spenden und gegebenenfalls aus Eigenmitteln der Bedürftigen finanziert werden. Erst wenn er für ein Jahr zur Verfügung steht, vergeben die Malteser eine Mahlzeiten-Patenschaft. Dem Bezirksgeschäftsführer zufolge soll damit den Begünstigten Sicherheit bei der Essensversorgung gegeben werden. Voraussetzung für eine Patenschaft ist der Nachweis persönlicher und wirtschaftlicher Bedürftigkeit. Zum einen muss der Antragsteller über 75 Jahre alt oder in seiner Mobilität eingeschränkt sein. Zum anderen muss er Sozialhilfe beziehen, oder es bleiben ihm nach Abzug von Miete und Nebenkosten monatlich weniger als 400 Euro zum Leben, oder er hat einen Berechtigungsschein der örtlichen Tafel beziehungsweise eine Sozialcard. Allerdings ist beim betroffenen Personenkreis die Hemmschwelle sich zu melden oft sehr hoch.

Hier hofft Lanzinger auf Unterstützung seitens der Kommunen, Tafeln und Seniorendienste. Zudem sichern die Malteser völlige Anonymität zu. Im Gegensatz zu Kinderpatenschaften erfahren die Spender nicht, wem ihre Spende zugute kommt. Und die Begünstigten erhalten ihr Essen mit dem regulären Mahlzeitendienst ohne Unterschied zu den zahlenden Kunden. Nach gut einwöchiger Anlaufzeit gab es für den Bereich der Taufkirchner Malteser bereits zwei Anträge für eine Mahlzeiten-Patenschaft, wie von Lanzinger telefonisch zu erfahren war. Sie müssen jetzt noch geprüft werden. Margret Ponse, die Leiterin der Taufkirchner Dienststelle, geht davon aus, dass Bedarf an Mahlzeiten-Patenschaften vor allem im belieferten Münchner Stadtgebiet besteht. Nach ihren Erfahrungen haben die meisten Senioren im Landkreis Angehörige, die sich um sie kümmern können. In der Stadt leben dagegen viele mutterseelenallein.

Das Liefergebiet der Taufkirchner Malteser umfasst die Gemeinden Taufkirchen, Oberhaching, Unterhaching, Sauerlach (mit Arget), Aying, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Ottobrunn, Neubiberg, Haar sowie die Münchner Stadtteile Perlach, Trudering, Ramersdorf, Giesing und Harlaching. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 6 66 28 80.

esm

Artikel vom 07.04.2010
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