Nur ein Prozent der Kinder spricht Dialekt

Bairisch stirbt aus

Bairisch ist vom Aussterben bedroht, warnt die UNESCO. In ihrem „Atlas der Bedrohten Sprachen“ listet die Kommission 13 bedrohte Regionalsprachen auf, darunter auch den bairischen Dialekt. Die Gründe für das weltweite Aussterben von Sprachen sind vielfältig: Kriege, Vertreibungen und Stigmatisierungen gehören ebenso dazu wie Migration und Vermischung der Sprachen. „In den 50er-Jahren wurden wissenschaftliche Untersuchungen unkritisch übernommen und Dialekt mit einem niedrigen Bildungsstand gleichgesetzt“, sagt Martin Bauer, Vorsitzender vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V.

Doch genau das Gegenteil sei der Fall. „Es ist erwiesen, dass Dialektsprecher sowohl beim Erlernen der Schriftsprache als auch beim Erlernen von Fremdsprachen Vorteile haben“, konstatiert Bauer. Mittlerweile sei in Ballungszentren wie München nur noch weniger als ein Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren der bairischen Sprache mächtig. „Wenn wir nicht aufpassen, dann verschwindet der Dialekt ganz“, sagt Bauer.

Mit der Sprache würden auch die kulturellen Eigenheiten sterben, „irgendwann hört sich dann von Flensburg bis Berchtesgaden alles gleich an“, fürchtet Bauer. „Das kann rasend schnell gehen.“ Um das zu stoppen, sei viel Aufklärungsarbeit nötig, für die frühkindliche Erziehung sei vor allem das Verständnis für die Vorteile des Dialekts wichtig. „Das heißt nicht, dass jetzt jede Erzieherin oder jeder Lehrer nur noch bairisch mit den Kindern reden soll, ein südlich korrektes Hochdeutsch ist auch schon viel wert“, sagt Bauer.

Von Stefanie Moser

Artikel vom 25.03.2010
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