Seit 50 Jahren beliebt: Kinderturnen beim TSC Maxvorstadt

Maxvorstadt · Wichtiger denn je

Gretl Dorr mit vier ihrer kleinen Turner Von links nach rechts: Lukas, Sophia, Maxi und Leonardo (v.l.n.r.).	Foto: js

Gretl Dorr mit vier ihrer kleinen Turner Von links nach rechts: Lukas, Sophia, Maxi und Leonardo (v.l.n.r.). Foto: js

Maxvorstadt · Kinder sollen sich austoben dürfen, brauchen aber auch ein bisschen Disziplin, findet Gretl Dorr. Seit 50 Jahren ist sie beim TSC Maxvorstadt Übungsleiterin für das Kinderturnen, an dem derzeit etwa 200 Buben und Mädchen aus dem Viertel im Alter von einem bis zwölf Jahren teilnehmen. »Die Zeiten haben sich geändert«, sagt sie. Dennoch macht ihr die ehrenamtliche Aufgabe immer noch großen Spaß.

Eine Flugrolle, ein Rad und einen Handstand – beim Kinderturnen des TSC können die kleinen Anwohner des Stadtteils eine Menge lernen und ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen. »Das ist wichtig, gerade in der Großstadt, wo viele Kinder in Etagenwohnungen leben und kaum rauskommen«, betont Dorr. Allerdings geht es nicht nur um wildes Toben: »Wir machen hier kein Kasperletheater.«

Aus jahrzehntelanger Erfahrung weiß die Übungsleiterin: Kinder brauchen Erfolgserlebnisse. Deshalb versucht sie, den kleinen Teilnehmern bei ihren Turnstunden, die jeweils dienstags bis donnerstags zwischen 17 Uhr und 19 Uhr in der Schwindschule stattfinden, neue Fähigkeiten beizubringen. »Jedes Kind freut sich, wenn es plötzlich etwas kann, was es vorher noch nicht konnte«, erklärt sie. Mit dieser Methode hat Dorr von Anfang an gute Erfahrungen gemacht. Davon profitieren auch die Anwohner. Einige Familien aus der Maxvorstadt besuchen ihre Turnstunden bereits seit Generationen: »Manche waren schon als Kleinkinder bei der Eltern-Kind-Gruppe und kommen nun mit ihren eigenen Kindern.« Dennoch hat sich in all der Zeit auch einiges verändert. »Heute hören die meisten mit neun Jahren mit dem Turnen auf«, hat Dorr beobachtet. Eine Gruppe für Zehn- bis 13-Jährige sei in den vergangenen vier Jahren nicht mehr zustande gekommen. Der Grund: die schulischen Anforderungen. Dabei sei Sport in der Pubertät besonders wichtig, gerade für Jungen: »Bewegung hilft, Aggressionen abzubauen.«

Keine Probleme hat Dorr hingegen damit, sich auf die Jugendkultur einzustellen. Zwar räumt sie ein: »Die Kinder benehmen sich heute ganz anders als früher, sie sind viel lebhafter.« In den Sechzigern habe eine einzige Anweisung ausgereicht, und schon hätten sich alle in Reih und Glied aufgestellt, »heute muss ich viel mehr mit ihnen reden.« Jedoch habe sie sich angepasst – auch in Sachen Jugendsprache. Und die Musik, die sie zur Gymnastik spielt, kommt von ihrer Enkelin. Weniger nachsichtig ist Dorr dagegen mit den Erwachsenen. »Manche Mütter kommen in Jeans zum Turnen«, moniert sie. Allerdings hat sich die Welt aus Dorrs Sicht in einigen Dingen auch zum Guten verändert. »Bis vor 15 Jahren haben die meisten Männer sich geweigert, überhaupt einen Kinderwagen zu schieben«, erinnert sie sich. Heute hingegen gingen die Väter mit ihren Söhnen und Töchtern sogar zu ihrer Eltern-Kind Gruppe. Julia Stark

Artikel vom 24.03.2010
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