Von Alkohol bis Diamanten: Versteigerungen beim Finanzamt

Schwabing · Im Auktionsfieber

»Zum Ersten, zum Zweiten… und… zum Dritten!« – wer wohl bei Max Sonderholzers Versteigerung für das Münchner Finanzamt den Zuschlag für die Rollei-Kamera bekommen hat? 	Foto: ko

»Zum Ersten, zum Zweiten… und… zum Dritten!« – wer wohl bei Max Sonderholzers Versteigerung für das Münchner Finanzamt den Zuschlag für die Rollei-Kamera bekommen hat? Foto: ko

Schwabing · Autos, Boote, Designerkleidung, Spirituosen, elektronische Geräte: Es gibt nichts, was Ferdinand Stern und Max Sonderholzer nicht schon unter dem Hammer gehabt hätten. Die beiden Mitarbeiter des Münchner Finanzamtes versteigern in den Räumen der Behörde an der Winzererstraße Ware von Steuerschuldnern. 24 Stunden vor der nächsten Versteigerung. Bei Stern und Sonderholzer klingelt das Telefon in einer Tour.

Informationen zur Auktion am nächsten Tag werden abgefragt, Organisatorisches muss geklärt werden und manchmal ruft sogar ein verzweifelter Steuerschuldner an, der bis auf den letzten Drücker versucht, sein Hab und Gut zurück zu holen. Das passiere aber eher selten, sagt Stern. Und bei den Versteigerungen selbst gebe es gar keinen Ärger. Denn bis die Ware letztendlich unter den Hammer käme, seien die größten Emotionen beim säumigen Zahler oft schon ausgeschöpft. In der großen Halle an der Winzererstraße ist auch genug Platz für große Gegenstände, Sofas und Schränke etwa. Auf mehreren Tischen reiht sich an diesem Dienstag ein ganzes Arsenal an Flaschen. Campari, Wodka, Tequila – Hochprozentiges, das ein Gastronom im Gegenzug der nicht beglichenen Steuerschuld abgeben musste.

»Man kann nie genau sagen, was pro Versteigerung kommt«, sagt Sonderholzer. Er und Stern erinnern sich an eines ihrer teuersten Objekte, einen Flitzer von Bugatti, der für 180.000 Euro weggegangen ist. Die beiden haben vor den Toren Münchens am Ammersee auch schon einmal ein Katamaran für ein anderes Finanzamt versteigert.

Mindestens 50 Prozent des von einem Sachverständigen festgelegten Schätzwerts müssen pro Auktionsgegenstand geboten werden, darunter geht die Ware nicht raus. Ferdinand Stern organisiert Finanzamt-Auktionen seit 1984 und zwar sehr gerne. »Es ist interessant und kein stupider Schreibtischjob.« Neben den verschiedensten Gegenständen, die dabei unter den Hammer kommen, ist oft auch das jeweilige Publikum sehenswert. Mit dem einen oder anderen Bieter geht wohl auch mal der Auktionsgaul durch. Überbieten heißt es dann, koste es, was es wolle. »Das Trumm muss her, sogar wenn es schließlich durch gegenseitiges Überbieten im Handel günstiger wäre – Hauptsache der andere Interessent bekommt es nicht«, schildert Max Sonderholzer das Verhalten so mancher Auktionsbesucher. Auch ganz unterschiedliche Klientel lässt sich bei den Versteigerungen blicken. Vom Flohmarkthändler, der sich Schnäppchen bei Durchschnittsware erhofft, bis zu »Leuten mit dem entsprechenden finanziellen Background« laut Ferdinand Stern, die hochwertige Uhren und kostbare Diamanten ergattern wollen.

Spezielle Auktionen gibt es auch für Schusswaffen. Wobei die Bieter hier selbstverständlich entsprechende Papiere, den Waffen- oder Jagdschein, vorlegen müssen. Die nächste Versteigerung im Finanzamt an der Winzererstraße 47a findet am Mittwoch, 24. März, ab 9.15 Uhr statt. Die ersteigerte Ware muss bar bezahlt und gleich mitgenommen werden.

Weitere Informationen und Termine, zum Beispiel für Kfz-Auktionen, gibt es unter www.finanzamt.bayern.de in der Rubrik »Versteigerungen«. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 16.03.2010
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