Der Münchner Liedermacher Christoph Weiherer sagt und singt, was er denkt

München · „Mit dem Papst kann ich nichts anfangen“

„Bayerisch spreche ich seit ich sprechen kann“: Christoph Weiherer.	Foto: Enrico Belmonte

„Bayerisch spreche ich seit ich sprechen kann“: Christoph Weiherer. Foto: Enrico Belmonte

Christoph Weiherer, Liedermacher und Radikal-Poet mit urbayerischem Dialekt und einer ureigenen Mischung aus Musik, Komik und Kabarett, feiert am 19. März seinen 30. Geburtstag mit Musiker- und Kabarettkollegen im Schlachthof. Wir sprachen mit dem Münchner Liedermacher über Heimatgefühle, Schubladendenken und Papst Benedikt XVI.

SamstagsBlatt: Herr Weiherer, Sie sind frech, aber auch zurückhaltend, singen mal rockig, mal balladenhaft, schlagen laute, aber durchaus auch leise Töne an. Ist es Ihnen wichtig, dass man sie nicht in bestimmte Schubladen stecken kann?

Weiherer: Scheinbar ist das so, ja. Genau kann ich das nicht sagen, weil meine Songs nicht bewusst entstehen, weil ich mir nicht vornehme, heute ein lustiges und morgen ein trauriges Lied zu schreiben. Ich nehme, was kommt, sozusagen.

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Sie singen Ihre Lieder alle auf bayerisch. Wie wichtig ist Dialekt für Sie?

Weiherer: Für mich persönlich ist Dialekt sehr wichtig; aber nur, weil ich keine andere Sprache spreche beziehungsweise meine Lieder in keiner anderen Sprache schreiben kann. Bayerisch spreche ich seit ich sprechen kann. Hochdeutsch kann ich eigentlich nur in Briefen schreiben und auf Englisch kann ich mich ein bisschen unterhalten oder auch mal einen Text lesen. Aber einen Song schreiben, wo so viel Seele und so viel Herz drinsteckt, das geht bei mir nunmal nur auf bayerisch. Trotzdem bin ich kein Bayern-Fanatiker, es ist nicht so, dass ich mich nicht mit einem Hamburger oder einem Kölner unterhalten würde, nur weil er nicht bayerisch spricht.

Ihre Musik sowie Ihre sozial- und gesellschaftskritischen Texte erinnern an den frühen Hans Söllner. Beabsichtigt oder eher ein störender Vergleich?

Weiherer: Weder noch. Eher Zufall. Wir kommen beide aus einer ähnlichen Gegend, haben ähnliche Botschaften, singen bayerisch und spielen Gitarre. Da ist man mit Vergleichen schnell zur Hand. Beabsichtigt ist dies aber in keinster Weise. Der Vergleich, der ja von allen Kritikern immer wieder gerne gezogen wird, ehrt mich aber schon, da ich Hans Söllner sehr schätze.

Sie haben nach dem Schulabschluss eine Ausbildung als Chemielaborant gemacht. Wann haben sie gemerkt, dass das nicht das Richtige für Sie ist?

Weiherer: Ach, sowas merkt man schnell. Im Endeffekt wusste ich schon vorher, dass das nichts für mich ist. Nur wusste ich nicht, was ich sonst machen soll. Ich hab damals nur eine einzige Bewerbung geschrieben, es gab keinen Plan B. Und die Ausbildung war auch sehr spannend und abwechslungsreich aber nach der Ausbildung hab ich mich in diesem Beruf schnell gelangweilt. Und dann auch relativ schnell entsprechend gehandelt.

Sie kommen aus der gleichen Gegend wie unser Papst Benedikt XVI. Gibt es weitere Gemeinsamkeiten?

Weiherer: Naja, frisurentechnisch sind wir ziemlich auf einer Wellenlänge! Nein, im Ernst, ich kann mit dem Papst nichts anfangen und bin auch aus der Kirche ausgetreten. Aber ich glaube, wir sind beide sehr konservativ. Nur in unterschiedliche Richtungen eben.

Wie wichtig ist für Sie Heimat?

Weiherer: Ich finde es gut, wenn ein Mensch weiß, wo er hingehört. Wenn er seine Heimat kennt und im Idealfall auch noch schätzt. Ich mag meine Heimat (Zeilarn, Anm. d. Red.). Wobei sich diese ja auch immer wieder verändern kann. So lebe ich zum Beispiel seit Jahren in München, was mittlerweile auch ein Stück weit meine Heimat geworden ist. Meine Wurzeln liegen natürlich woanders. Und dort werden sie auch immer bleiben.

Sie feiern am 19. März Ihren 30. Geburtstag mit Freunden und Kollegen im Schlachthof. Was ist mit (fast) 30 anders als mit 20?

Weiherer: Ich habe jetzt nicht mehr so lange zu leben, brauche aber dummerweise mehr Schlaf. Und ich hoffe, ich bin ein bisschen gescheiter geworden. Wobei, gerade daran zweifle ich manchmal doch sehr!

Von Stefanie Moser

Christoph Weiherer empfängt am Freitag, 19. März, beim „Open Ku(h)bar Special“ im Münchner Schlachthof Freunde und Kollegen, die ihn auf seinem Weg als Musiker und Kabarettist in den vergangenen acht Jahren begleitet haben. Mit dabei sind Keller Steff & Band, Roland Hefter, Matthias Matuschik, Christoph & Lollo, Tiger Willi, Vocki Vomit, natürlich Weiherer selbst sowie der ein oder andere Überraschungsgast. Beginn ist um 20.30 Uhr, Einlass um 18.30 Uhr, Karten zu 14 Euro sind im Vorverkauf unter www.im-schlachthof.de Telefon 72 01 82 64, sowie an allen Vorverkaufsstellen von München Ticket erhältlich.

Artikel vom 04.03.2010
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