Neuntklässler wurden über richtiges Verhalten aufgeklärt

Vaterstetten · Schüler lernen Zivilcourage

Rollenspiele gehörten mit zur Schulung, wie hier eine Pöbelei im Linienbus.

Rollenspiele gehörten mit zur Schulung, wie hier eine Pöbelei im Linienbus.

Vaterstetten · Der tragische Fall von Dominik Brunner, der zu Tode geprügelt wurde, weil er Kinder vor pöbelnden Jugendlichen schützen wollte, ist noch lebhaft in Erinnerung.

Viele Menschen fragen sich seitdem, wie man in solchen Situationen helfend eingreifen kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Jörg Cordruwisch, Jugendsozialarbeiter an der Hauptschule Vaterstetten, hat deshalb Marcus Dannapfel an die Schule eingeladen. Der Polizeiermittlungsbeamte führt Kurse zum Thema „Sicher im Alltag – Selbstsicherheit und Zivilcourage“ durch. Zusammen mit Kollegin Juliane Ullrich klärte er die Neuntklässler über das richtige Verhalten in Gefahrensituationen auf.

Rollenspiel zeigt Problematik auf

„Wir wollen keine Helden oder Einzelkämpfer aus Euch machen“, betonten sie. Vielmehr käme es darauf an, sich mit anderen Passanten abzusprechen und sich ganz gezielt Hilfe zu holen. Das wurde bei einem Rollenspiel besonders deutlich: Dannapfel mimte einen betrunkenen, pöbelnden Fahrgast in einem Linienbus. Schüler, die beherzt eingreifen wollten, konnte er zunächst einschüchtern, bis diese sich an den „Busfahrer“, Klassenlehrer Hans Müller, wandten, der den Betrunkenen kurzerhand aus dem imaginären Bus warf. „Seid vorsichtig, wenn Ihr in so einer Situation den Betrunkenen beruhigen wollt und ihn dabei anfasst. Die Berührung kann missverstanden werden und führt womöglich zu noch mehr Aggression!“, warnte Dannapfel. Er empfahl, Mitreisende gezielt um Hilfe zu bitten: „Sprecht die Leute konkret an, etwa: ‚Sie dort in dem blauen Mantel‘.“ Und noch einen Tipp hatte er parat: „Wenn Ihr in solch einer Situation alleine im Bus- oder Zugabteil sitzt, dann setzt Euch lieber an den Gang als ans Fenster, da könnt Ihr leichter flüchten. Sonst legt der Angreifer womöglich seine Füße auf den Sitz gegenüber und versperrt Euch so den Weg.“

Belebte Orte gefährdeter als stille dunkle Ecken

Die Polizisten erläuterten auch rechtliche Bestimmungen zu Notwehr oder unterlassener Hilfeleistung und räumten mit einigen Irrtümern auf: „An welchen Orten fühlt Ihr Euch unwohl?“, fragten sie und erhielten zur Antwort: bei Dunkelheit im Park, in Unterführungen, Parkhäusern oder an Bahnhöfen. Nur 0,7 Prozent aller Straftaten in Deutschland passieren an solchen Orten, erfuhren die überraschten Schüler daraufhin. Wesentlich mehr geschehe an belebten Orten wie etwa in Fußgängerzonen. Aber: „Fast 70 Prozent der Täter brechen die Tat ab, wenn man sich verbal, mit lauter, energischer Stimme zur Wehr setzt! Sich zu wehren, lohnt sich!“ Die Schülerinnen und Schüler zogen nach dem Kurs ein positives Resümee. Zum Glück sei bislang noch keiner von ihnen in einer bedrohlichen Situation gewesen, erzählten sie, aber nun wüssten sie, wie sie sich im Notfall zu verhalten haben.

Artikel vom 03.03.2010
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