Schleißheimer Muslime fordern angemessenen Ort des Gebets

Unterschleißheim · Platz für den Glauben

Regelmäßig treffen sich die muslimischen Frauen der Gemeinde Unterschleißheim in der »Keller-Moschee«.	Foto: Julia Stark

Regelmäßig treffen sich die muslimischen Frauen der Gemeinde Unterschleißheim in der »Keller-Moschee«. Foto: Julia Stark

Unterschleißheim · Beim wöchentlichen Freitagsgebet stehen die Mitglieder des muslimischen Vereins Fatih Camii aus Unterschleißheim oft bis auf die Treppen. Der zur Moschee umgebaute Kellerraum des Hotels Star Inn am Rathausplatz ist viel zu klein. Dennoch wird es zunächst bei dieser Lösung bleiben – das Grundstück, das die Stadt dem Verein angeboten hat, wurde von der Mitgliederversammlung abgelehnt.

Bis zu 400 Menschen drängen sich an muslimischen Feiertagen auf rund 200 Quadratmetern zum Gottesdienst zusammen. »Vor allem im Sommer ist das viel zu eng«, sagt Necla Kilic, die Frau des Vereinsvorsitzenden Mustafa Kilic. Der Platz in dem angemieteten Keller reiche einfach nicht aus. Deshalb sucht der Verein schon lange nach einem Grundstück, auf dem er ein eigenes Gemeindezentrum errichten kann.

Die Stadt hat den muslimischen Gläubigen bereits vor geraumer Zeit ein Areal angeboten, auf dem sie dieses Projekt verwirklichen könnten: Ein Grundstück in der Nähe des Unterschleißheimer Sees, unweit der Autobahn. Geholfen ist dem Verein mit diesem Vorschlag jedoch nicht. »Unsere Mitgliederversammlung hat sich zweimal gegen dieses Areal ausgesprochen«, berichtet Kilic. Der Grund: Der Ort ist zu abgelegen. »Viele Frauen von uns haben keinen Führerschein«, erklärt Kilic. Ohne Auto sei das Grundstück jedoch kaum zu erreichen. »Wir brauchen etwas im Zentrum«, sagt sie. Auf ein alternatives Angebot der Stadt kann die Gemeinde jedoch nicht hoffen. »Wir haben keine kostengünstigen Flächen in zentraler Lage«, erklärt Sprecher Thomas Stockerl. Grundsätzlich befürworte die Kommune die Errichtung eines muslimischen Vereins- und Gebetshauses jedoch weiterhin: »Wir halten es für wichtig, dass unsere Moslems sich hier treffen können.«

Die Räumlichkeiten am Rathausplatz seien völlig unzureichend. Allerdings sei es nachvollziehbar, dass der Verein nicht an das Areal zwischen Autobahn und See ziehen wolle. »Uns war von vornherein bewusst, dass das nicht das ideale Grundstück war«, so Stockerl. Nun bleibt der Gemeinde nichts anderes übrig, als nach privaten Kauf- oder Mietangeboten zu suchen. »Das ist aber sehr schwierig«, klagt Kilic. Sowohl bei Vermietern als auch bei Anwohnern stoße sie immer auf Vorurteile: »Viele Menschen bringen Islam mit Terrorismus in Verbindung.« Geplant sei daher, das neue Gemeindezentrum offen zu gestalten. Schon jetzt führt Kilic regelmäßig Schulklassen durch die Moschee. »Wir wollen den Leuten zeigen, wie wir leben, damit sie merken, dass sie keine Angst vor uns haben müssen«, sagt sie.

Wenn ausreichend Platz vorhanden sei, wolle die Gemeinde solche Aktionen erweitern. »Gerne würden wir die Menschen auch zu unseren Festen einladen«, erklärt sie. In dem beengten Keller ist das jedoch nur begrenzt möglich. Stockerl bedauert die Vorbehalte gegen den Verein. »Das sind sehr seriöse Leute«, sagt er. Die Stadt werde versuchen, zwischen der Gemeinde und Anbietern von Grundstücken und Immobilien zu vermitteln. Eine Garantie könne er jedoch nicht geben. »Ob ein privater Vertrag zustande kommt, können wir als Kommune nicht beeinflussen.« J. Stark

Artikel vom 02.03.2010
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