Adelheid Rupp spricht von »Sünde des Wegsehens«

Giesing · Gedenken an die »Weiße Rose«

Der SPD-Gedenkzug auf dem Weg zum Grab der »Weiße Rose«-Mitglieder. Foto: SPD

Der SPD-Gedenkzug auf dem Weg zum Grab der »Weiße Rose«-Mitglieder. Foto: SPD

Giesing · »Sie haben hingesehen, wo andere weggesehen haben. Im Angesicht all der von Menschen erdachten, geplanten und durchgeführten Unmenschlichkeit haben sie sich für die Menschlichkeit entschieden.« So lauteten die Kernsätze der SPD-Betreuungsabgeordneten für den Stimmkreis Ebersberg, Adlheid Rupp, bei der Gedenkveranstaltung »Weiße Rose«, zu der die SPD im Münchner Süden alljährlich auf den Friedhof am Perlacher Forst am Grab von Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst einlädt.

Vor 67 Jahren, am 22. Februar 1943, waren sie hingerichtet worden. Bezugnehmend auf Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten, sprach Rupp von »der Sünde des Wegsehens«. Diese habe es allerdings nicht nur in der Nazizeit gegeben. Sie gebe es zu jeder Zeit, auch in unseren Tagen. »Das Wegsehen bei gewalttätigen Überfällen, bei rassistischen und fremdenfeindlichen Umtrieben, oder bei der alltäglichen Gewalt gegen Kinder.« Aber jede und jeder könne etwas dagegen tun. »Es war das erklärte Ziel der Weißen Rose, andere Menschen zum Widerstand zu bewegen. Sie wollten zu einer Zeit, als die Nazis noch auf dem Höhepunkt ihrer Macht waren, als die Propaganda noch Siegesmeldung auf Siegesmeldung feierte, dazu beitragen, dass die Deutschen selbst dem Terrorregime ein Ende bereiten«, sagte Rupp vor der Niederlegung eines Kranzes mit weißen und roten Blumen vor Parteimitgliedern und Freunden, darunter auch der ehemalige bayerische Verfassungsrichter und Münchner Bürgermeister Klaus Hahnzog, der sich heute in der Stiftung »Weiße Rose« engagiert.

Der Umgang mit der »Weißen Rose« und den ermordeten Mitgliedern nach dem Krieg ist nach Rupps Darstellung sehr zwiespältig. »Ihrer wurde schon früh, auch von offizieller Seite, gedacht. Doch diejenigen, die an ihrer Ermordung beteiligt waren, wurden nie ernsthaft zur Verantwortung gezogen.« Nicht zuletzt habe man in den Zeiten des Kalten Krieges auch immer wieder versucht, sie für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Richtig und wichtig sei, »dass es immer wieder Initiativen gibt, die das Wirken der ›Weißen Rose‹ und der Geschwister Scholl stärker in das Bewusstsein der Menschen rücken.« Ob es nun Gedenkveranstaltungen seien, Projekte mit Jugendlichen oder auch die Errichtung von Gedenkorten. Doch die wichtigsten Denkmäler für die »Weiße Rose« und alle anderen »errichten wir selber durch unser Handeln«, betonte die Landtagsabgeordnete. »Wenn wir uns entgegenstellen, wenn Neonazis in unseren Städten auftreten. Wenn wir Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit nicht zulassen. Wenn wir für Freiheit und Gerechtigkeit eintreten. Wenn wir hinsehen, wenn wir uns nicht zu unschuldigen Schuldigen machen.« Zahlreiche weiße Rosen legten die Teilnehmer der Feier, die unter dem Motto »Wir gedenken, wir erinnern« stand, nach Minuten des Schweigens am Grab nieder, bevor der mit roten Fahnen geschmückte Zug noch Alexander Schmorell an dessen letzter Ruhestätte und am Mahnmal der namentlich aufgeführten 94 in Stadelheim hingerichteten Nazigegner gedachte.

Artikel vom 24.02.2010
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