Ohne vier Leistungsträger musste sich der EHC München in Schwenningen geschlagen geben

Topspiel verloren, Charaktertest bestanden

Eishockey ist Spielkultur. Manchmal ist es aber auch einfach nur harte Arbeit, wie Mike Kompon hier im Spiel gegen Bremerhaven beweist.	Foto: Heike Feiner

Eishockey ist Spielkultur. Manchmal ist es aber auch einfach nur harte Arbeit, wie Mike Kompon hier im Spiel gegen Bremerhaven beweist. Foto: Heike Feiner

Gunnar Leidborg flüchtete sich in Sarkasmus, viel mehr blieb dem Bremerhavener Coach auch nicht übrig. »Wir wollten heute nicht wieder fünf Gegentore bekommen«, erklärte der bullige Schwede, setzte das mittlerweile halbleere Glas Bier erneut an und stellte folgerichtig fest: »Das haben wir geschafft. Diesmal waren es sieben.«

Von Tobias Schneider

Mit 3:7 wurden seine Mannen soeben vorgeführt, waren chancenlos gegen einen souverän aufspielenden EHC, der nach einem Gyori-Doppelpack bereits nach fünf Minuten mit 2:0 führte. Mike Kompon (2), Chris Bahen, Austin Wycisk und Neville Rautert netzten noch für die hoch überlegenen Münchner ein. Eine Freude sei es gewesen, dem EHC zuzusehen, umschmeichelte Leidborg seinen Münchner Kollegen Pat Cortina. Von so viel Lobhudelei wollte der Italo-Kanadier natürlich nichts wissen, zu viele Chancen habe das Team zugelassen, zu nachlässig ohne Puck agiert. Sei’s drum.

»Nach der Niederlage in Schwenningen war das eine Charakterfrage und die Jungs haben sie bestanden«, sagte der EHC-Coach. Denn das Topspiel am Freitag hatte Kraft gekostet. »Das war ein Fight, eine Defensivschlacht«, so Cortina, der trotz der 1:2-Niederlage nach Penaltyschießen mit der Erkenntnis überraschte, dass es »unser bestes Spiel seit langer, langer Zeit war.«

Personell ging der EHC am Stock: Neben den gesperrten Dylan Gyori und Kevin Lavallee fehlten mit den verletzten Andi Raubal und Martin Schymainski gleich vier absolute Leistungsträger. Raubal fällt mit einer schweren Knieverletzung aller Voraussicht nach bis Saisonende aus. Im Fall von Schymainski, der sich im Training am Fuß verletzte, sind die Aussichten weniger trübe. »Wir haben die Hoffnung, dass er in den Playoffs wieder dabei sein kann«, ließ Cortina durchblicken. Unter den personellen Umständen verkaufte sich der EHC prima. Erst eine Minute vor Schluss, als Schwenningen den Torhüter zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis nahm, zappelte der Puck hinter Sebastian Elwing im Netz.

Martin Buchwieser hatte zuvor im zweiten Drittel den EHC in Front gebracht. In der »Penalty-Lotterie« zogen dann die Gastgeber das Gewinner-Los. Der Kampf um den ersten Platz, der in den Playoffs den Heimspiel-Vorteil garantiert, ist dadurch weiterhin völlig offen. Vier Punkte liegt der EHC bei noch acht ausstehenden Spielen in der Hauptrunde in Front, am Sonntag gewann Schwenningen ebenfalls. »Das wird bis zum Schluss eng, aber hey, natürlich wollen wir Erster werden – und das werden wir auch«, kündigte Mike Kompon an. Ein weiterer Schritt dazu ist am Freitag nötig, dann gastiert der SC Riessersee zum großen Derby in München. Die Partie steht, im Zuge der Münchner Olympiabewerbung 2018, unter dem Motto »Feuer und Flamme für Olympia« - eine tolle Kulisse ist also vorprogrammiert.

Artikel vom 16.02.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...