Jugendraum Neufarn eröffnet – Nutzer haben renoviert

Vaterstetten · Selbst Werte schaffen

Bürgermeister Robert Niedergesäß (Bildmitte) applaudiert den Neufarner Jugendlichen, die die Räume gestaltet haben. Foto: Ederer

Vaterstetten · Manchmal ist Ärger gar nicht schlecht – diesen Eindruck könnte man beim Anblick des neu gestalteten Jugendraumes in Neufarn gewinnen. Im Frühjahr 2009 musste der Raum aufgrund erheblicher Mängel beim Brandschutz und im Sanitärbereich geschlossen werden. Das war die Gelegenheit nicht nur sicherheitstechnisch alle Auflagen zu erfüllen, sondern auch beim Interieur Hand anzulegen. »Ein düsterer Kellerraum war das letztes Jahr noch«, berichtet ein Jugendlicher, »aber das haben wir total geändert«.

Die Gebäudesanierung übernahm die Gemeinde Vaterstetten. 40.000 Euro investierte sie für die Umbaumaßnahmen. So wurde eine Tür für den Fluchtweg eingebaut – früher war das ein Fenster, durch das man hätte hinausklettern müssen. Außerdem musste eine Wand entfernt werden, um allen Anforderungen des Brandschutzes zu genügen.

Alle anderen Arbeiten aber packten die Neufarner Jugendlichen selbst an: Seit November vergangenen Jahres gingen insgesamt 25 junge Leute in fast jeder freien Minute mit Pinsel und Farbe in den Keller und renovierten. »Was man selbst mitgeschaffen hat, das schätzt man auch mehr«, sagte Bürgermeister Robert Niedergesäß bei der Wiedereröffnung. Als kleine Belohnung für alle Mühen hat er den fleißigen Renovierern auch ein Geschenk zum Einstand versprochen: Ein Kickertisch wird demnächst den neuen Jugendraum bereichern.

Damit das Zusammensein der Jugendlichen auch in den richtigen Bahnen verläuft, hat die Gemeinde eine Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) eingehen können. Diese ist auch Träger des Jugendzentrums (JUZ) in Vaterstetten, das es seit 28 Jahren gibt. Mit der Wiedereröffnung des Jugendraums in Neufarn verfügt die Großgemeinde Vaterstetten jetzt über einen zweiten Jugendraum im Rahmen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die »Chefs« des JUZ, Ernst Fischer und Uwe Radzkowski, wollen ihre hier gesammelten Erfahrungen nun auch in Neufarn einbringen. Sie haben zusammen mit den Jugendlichen die hellen Farben ausgesucht, die Theke erneuert und ein neues DJ- Pult installiert.

Nun können die 102 Neufarner Kinder und Jugendlichen im Alter von acht bis 18 Jahren den Raum nach ihren Vorstellungen nutzen. Aber auch die Kids aus dem benachbarten Parsdorf und Purfing sind willkommen. Die Jugendpfleger wollen allen Eltern vermitteln, dass der Jugendschutz in ihrer Arbeit einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. »Eltern sollen wissen, dass sich ihr Nachwuchs im Jugendraum sicher und wohlfühlen kann«, erklärt Vaterstettens Jugendpfleger Jörg Cordruwisch. »Der Jugendraum Neufarn soll Raum für soviel Eigenverantwortung wie möglich und soviel professionelle Begleitung wie nötig geben«. Die Profis wollen in der Neufarner Jugend selbst Nachwuchs in ihrer Arbeit heranziehen. Ein Ausbildungsprogramm macht es möglich, dass Aktive Schritt für Schritt mehr Verantwortung übernehmen und vor Ort eine interne Lehre zum Jugendleiter absolvieren können.

Skaterbahn in Eigenregie

Überhaupt setzt Cordruwisch in seiner Arbeit sehr auf das eigene Engagement der Jugend. Die Skaterbahn im Sportgelände ist hier ein gutes Beispiel. Auch sie ist in die Jahre gekommen und soll jetzt im Frühjahr komplett erneuert werden. Wie sie aussehen soll bestimmen die Jugendlichen selbst. Der Jugendpfleger hat mit ihnen über die Wintermonate hinweg einen Plan bis ins Detail ausgearbeitet – genau wie sich die Skater ihre Anlage wünschen. Auch hier werden die Jugendlichen die Ärmel hochkrempeln und selbst mitarbeiten, selbst Werte schaffen. Und trotz angespannter Haushaltslage wird die Gemeinde auch dieses Projekt finanziell unterstützen. Stefanie Ederer

Artikel vom 09.02.2010
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