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Die Partymeile kämpft gegen die geplante Schließung
München · Kult soll Kult bleiben
Die Party soll weitergehen: Die Verantwortlichen der Kultfabrik wollen eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags erwirken. Foto: hgb
Am 31. Dezember 2010 sollte Schluss sein – sollte. Doch das endgültige Aus ist noch nicht absehbar. Die Verantwortlichen der Kultfabrik und der Optimolwerke am Ostbahnhof verhandeln derzeit mit der Stadt, um eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags für das Veranstaltungs- und Partyzentrum zu erwirken. Indes stößt „das größte Partyareal Europas“, so angepriesen im Internetauftritt der Kultfabrik, bei den Kommunalpolitikern in Berg am Laim auf wenig Gegenliebe.
Doch die Chancen, dass die geplante Schließung um einige Jahre verschoben wird, stehen nicht schlecht. Bis Mitte März werden wohl die Weichen für die Zukunft des Areals an der Friedenstraße Ecke Grafinger Straße gestellt sein.
- München · Da schau her! Albert Ackerland über Ruhe und Großstadt“
Artikel vom 04.02.2010 - Zum Thema: „Kult soll Kult bleiben – Die Partymeile kämpft gegen die
geplante Schließung“
Artikel vom 04.02.2010: So seh ich das: Redakteurin Stefanie Moser's Meinung zum Thema
Vehement protestieren die Münchner und oberbayerischen Jungen Liberalen (JuLis), gemeinsam gegen die geplante Stilllegung. Anke Pöhlmann, Vorsitzende der Jungen Liberalen in der Landeshauptstadt, betont: „In einer Metropole wie München müssen auch die Freiräume junger Menschen für ihre Freizeit respektiert und berücksichtigt werden. Und: München ist attraktiv, zieht stets junge Menschen an, da muss man langfristig denken und handeln.“ Weiter argumentiert die 21-jährige Jurastudentin: „Wir meinen, dass in der Kultfabrik ein annehmbarer Ausgleich zwischen den Interessen der Anwohner und denen der jungen Münchner geschaffen wird.“
Landtagsabgeordneter Tobias Thalhammer pflichtet rundum bei: „Man wird durch die Schließung der Kultfabrik die Clubszene nicht lahmlegen können, was in einer Weltstadt mit Herz auch nicht gewünscht ist. Das Problem der nächtlichen Unruhe würde sich dadurch vielmehr nur weiter Richtung Innenstadt verlagern.“ Vor allem letzteres Argument des 30-jährigen Nachwuchspolitikers scheint auch den Planern im Rathaus bekannt und bewusst zu sein. Die JuLis fordern die Besitzer und die Vermieter des Geländes auf, „sich für die Erhaltung des Zentrums auszusprechen und damit ein klares Zeichen für die Akzeptanz junger Menschen in München zu setzen.“
Und das tun sie auch, nichts wäre ihnen lieber als eine Vertragsverlängerung, denn dies ist die Basis ihres Geschäfts. Dazu Mathias Scheffel, mit Wolfgang Nöth Geschäftsführer der Optimolwerke: „Wir sind Mieter, wollen weiter mieten – und auch der Besitzer will grundsätzlich weiter verpachten. Wir haben enorme Aufbauarbeit geleistet und viel Geld investiert. Jetzt kommt es darauf an, was die Behörden sagen. Ob das Gelände einmal bebaut wird, ist momentan doch fraglich. Und die Zahl der Beschwerden, das hat uns das Kreisverwaltungsreferat bestätigt, ist stark rückläufig.“ 13 Clubs, ein Restaurant, eine Mietbar, ein Schmuckladen und sechs Imbisse beherbergt das Optimol, das mit dem Slogan „Optimal feiern“ wirbt. Fazit von Mathias Scheffel: „ Wir sind auf dem richtigen Weg.“
Auch Janine Bogosyan, Pressesprecherin der Kultfabrik, ist optimistisch, was die Vertragsverlängerung betrifft. „Das Verfahren des Bebauungsplans dürfte sicherlich noch ein bis zwei Jahre dauern, die Weiterführung des Betriebs wäre bis dahin eine gute Zwischenlösung, es gibt keinen besseren Vorschlag. Es wäre doch schade, wenn das Gelände brach liegt.“ Die Argumente Lärm, Schmutz und Sicherheit, die im Bezirksausschuss immer wieder gegen die Kultfabrik angeführt werden, kann Bogosyan nicht verstehen. „Uns sind lediglich zwei Beschwerden von der Polizei bekannt.
Die nächsten Anlieger wohnen mehrere hundert Meter entfernt. „Klar, es gibt immer mal wieder Chaoten, wie auf dem Oktoberfest. Wir tun aber alles – mit Sicherheitsdienst, Geländestreifen und Überwachungskameras –, dass alles geordnet abläuft.“ Ergänzend erläutert die Pressesprecherin: „Bedenken Sie, wir haben nicht nur 27 Diskotheken, es gibt Angebote für Kunst wie die whiteBox, Freizeiten für Kinder von sieben bis 13 Jahren, für sportliche Betätigungen und vieles mehr.“ Befragte Mieter der Einrichtungen beteuern einhellig, dass man weiter machen will. Zitiert werden möchte derzeit aber keiner – die Geschlossenheit macht aus ihrer Sicht Sinn, denn „zu viele Köche verderben den Brei,“ wie ein Kommentar lautete.
Angefangen hatte alles vor 14 Jahren mit dem Kunstpark Ost, der als Provisorium geplant war, dann aber seinen eigenen Charme entwickelt hat und zum Anziehungspunkt für junge Leute wurde. 2003 gab es eine Unterteilung und einen Wechsel, die Kultfabrik lebte in den Industriehallen der ehemaligen Pfanni-Werke auf, die einst der Familie Eckart gehörten. Werner Eckart ist einer der Geschäftsführer der Firma Otec, der das Kultfabrik-Gelände heute gehört. Für 2011 war der Abriss der Gebäude avisiert, die Partymeile soll dem neuen Stadtviertel „Rund um den Ostbahnhof“ (kurz: Rost) weichen. Indes steht der Beginn des Bebauungsplanverfahrens noch aus. Quasi die Chance, das bunte Treiben hinter dem Ostbahnhof zumindest befristet weiter führen zu können.
Gegen eine Verlängerung spricht sich Bezirksausschussvorsitzender Josef Koch (SPD) kurz und bündig, ja harsch, aus: „Mit uns hat noch keiner gesprochen, mit uns gibt es keine Verlängerung. Punkt. Aus. Ende!“
Von Helmut G. Blessing
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