Taufkirchen ergreift Maßnahmen gegen Randalierer

Taufkirchen · Schluss mit lustig

Der Koordinator der gemeindlichen Jugendarbeit, Michael Mosch, und Bürgermeister Jörg Pötke im Ortsteil Am Wald mit der schwarzen Mappe, die das Ermahnungsschreiben enthält.	Foto: mst

Der Koordinator der gemeindlichen Jugendarbeit, Michael Mosch, und Bürgermeister Jörg Pötke im Ortsteil Am Wald mit der schwarzen Mappe, die das Ermahnungsschreiben enthält. Foto: mst

Taufkirchen · Die Gemeinde Taufkirchen macht Ernst: In einem Ermahnungsschreiben hat sie 23 jugendliche Randalierer im Ortsteil »Am Wald« aufgefordert, Sachbeschädigungen, Pöbeleien und anderes unruhestiftendes Verhalten künftig zu unterlassen. Andernfalls, so die Warnung in den per Eilboten zugestellten Briefen, droht ein Aufenthaltsverbot an den einschlägigen Stellen oder ein Bußgeld in Höhe von 500 Euro.

Der Leiter der Unterhachinger Polizeidirektion (PI 31), Stefan Schraut, bestätigt, dass es in puncto Randalierer im Taufkirchener Ortsteil »Am Wald« zu einer Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und den Sicherheitsbehörden gekommen ist. Ziel sei es, alle Maßnahmen auszuschöpfen, um künftig störendes Verhalten jeglicher Couleur zu unterbinden. Vieles bewege sich im Bereich »unterhalb von Straftaten«, anderes sei »massiv«.

Die unter dem Titel »Vollzug des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes; sicherheitsrechtliche Maßnahmen zur Unterbindung von Straftaten beziehungsweise Ordnungswidrigkeiten« ausgestellte Ermahnung lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig: »Nach Mitteilung der Polizeiinspektion 31 gehören Sie zu einem Kreis von Personen, die vorwiegend in Taufkirchen im Ortsteil Am Wald permanent Sicherheitsstörungen verursachen«, heißt es darin. Und weiter: »Durch diese Verhaltensweisen ist die öffentliche Sicherheit im erheblichen Maße gefährdet. Aus diesem Grund ermahnt die Gemeinde Taufkirchen als Sicherheitsbehörde Sie hiermit eindringlich, zukünftig solches Verhalten zu unterlassen.« Andernfalls drohten Aufenthaltsverbot und – bei Zuwiderhandlung – eine »Zwangsgeldandrohung« in Höhe von 500 Euro.

Die Liste an solchen Verhaltensweisen ist lang, wie Schraut klagt: »Vor allem in den Sommermonaten wird an den Wochenenden bis tief in die Nacht krakeelt und laute Musik gehört, Steine fliegen durch Wohnzimmerfenster, Feuerlöscher werden versprüht.« Alleine im vergangenen Jahr sei die Polizei rund 60 Mal im Einsatz gewesen, nachdem Anwohner nicht mehr weiter gewusst und sich frustriert an die Ordnungshüter gewandt hatten. Aus diesem Grund hatte der Gemeinderat im Dezember 2009 eine Steuerungsgruppe gegründet, die unter anderem mit Bürgermeister Jörg Pötke (ILT), dem Koordinator für die gemeindliche Jugendarbeit, Michael Mosch, und Gemeinderatsmitglied Herbert Böhm (CSU) besetzt ist.

Die Gemeinde will nicht länger als Papiertiger dastehen, sondern nach Jahren des Zusehens das Heft in die Hand nehmen. Denn die Problematik ist nicht neu: Seit Errichtung der Hochhaussiedlung Anfang der Siebziger Jahre haben die Anwohner unter Pöbeleien zu leiden, immer wieder hat die Gemeinde Beschwerden erreicht. Doch nach Darstellung des Rathauschefs habe das Ausmaß an Ordnungswidrigkeiten in den vergangenen Jahren inzwischen eine neue Qualität angenommen: »Die Störungen sind stetiger geworden.« Interessant sei auch, dass sich »nicht wenige Mädchen« unter den Unruhestiftern befänden, wie er hinzufügt. Gleichzeitig betonen sowohl Pötke wie auch der Unterhachinger Polizeichef, dass es nicht darum gehe, die Randalierer vom öffentlichen Leben abzuschneiden. Es solle lediglich »der harte Kern von Unbelehrbaren« isoliert werden, indem sie zur Einsicht gebracht werden, »dass es so nicht weiter geht«, wie Schraut hervorhebt.

Deswegen sei das Schreiben bewusst als Ermahnung formuliert worden. »Wir haben deutlich reingeschrieben, was wir erwarten. Gleichzeitig streckt die Gemeinde die Hand aus.« Schraut rechnet mit einem baldigen und wirkungsvollen Erfolg: »Wir werden das in den Griff kriegen – so oder so.« Der Polizeichef verweist darauf, dass man in der Landeshauptstadt München an einschlägigen Stellen wie dem Monopteros im Englischen Garten beste Erfahrungen mit dieser Maßnahme gemacht habe.

Taufkirchen will jetzt an einer Lösung arbeiten, wie das Problem fehlender öffentlicher Treffpunktmöglichkeiten für Jugendliche gelöst werden kann. Ein erster Vorstoß ist bereits ins Auge gefasst: Auf der jüngsten Kulturausschuss-Sitzung regte Mosch an, einen Freitreff einzurichten und damit einen Ort zu schaffen, an dem die Jugendlichen »ihrem Geselligkeitsbedürfnis nachkommen«, wie es sich der Jugendsozialarbeiter erhofft.

Mosch denkt an eine überdachte Bank oder an einen kleinen Pavillon auf kommunalen Grünanlagen oder öffentlichen Plätzen, die einerseits fußläufig zu erreichen seien, andererseits weit genug von Wohnanlagen entfernt liegen sollen. Er plädierte eindringlich an das Gremium, diese Baumaßnahme zu genehmigen: Den Jugendlichen fehle das Geld für Kneipen- oder Kinobesuche, und »wegschieben« könne man sie ebenso wenig: »Wir müssen ihnen eine Alternative bieten.«

Das Gremium genehmigte den Vorschlag, Susanne Schöber (ILT) warnte allerdings davor, den Jugendlichen einfach nur ein fertiges Produkt vor die Nase zu setzen: »Dann ist der Identifikationswert mit dem Freitreff gleich null, sie werden ihn nicht akzeptieren.« Mosch will jetzt mit jugendlichen Gruppen bezüglich eines geeigneten Standorts ins Gespräch kommen. mst

Artikel vom 02.02.2010
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