Im Herzen Münchens, rechts der Isar, sind Menschen lieber selbst aktiv

Haidhausen · Sport ist nicht nur zum »Zugucken«

Der Bau einer Seifenkiste ist für Dragi, Sedat und France eine ernste Sache.

Der Bau einer Seifenkiste ist für Dragi, Sedat und France eine ernste Sache.

In der Formel Eins werden mit einem Millionenbudget hochmoderne Rennwagen entwickelt und dürfen dann zur Unterhaltung des Publikums im Kreis fahren. Dagegen ist der Bau einer Seifenkiste noch echte Handarbeit. Seit das große Rennen am Gebsattelberg wieder stattfindet, versuchen alljährlich zahlreiche Hobbykonstrukteure mit einem ganz eigenen Patent den Sieg zu holen.

Der Unterschied zur Formel Eins: Das Budget ist erheblich kleiner, der Spaß ist wichtiger als der Sieg und die Rennwagen fahren einen Berg hinunter anstatt im Kreis herum. Dafür aber wesentlich umweltfreundlicher.

Jahresrückblick 2009 Haidhausen

***

Stepptanz ist in München auch nicht gerade Trendsport. Im Gegensatz zum Fußball können die Ramersdorfer stolz auf ihre beiden Weltmeisterinnen sein. Die Schwestern Jenny und Jessy Schmaus steppten sich im englischen Fort Regent mit deutlichem Vorsprung vor Norwegen und England auf Platz eins. 90 von 100 Punkten holte das Duo, das trotz seines jugendlichen Alters bereits seit zehn Jahren die Steppschuhe anzieht.

***

Sport ist immer ein Thema. In Ramersdorf und Berg am Laim wollte die Arbeitsgruppe »Kooperative Sportentwicklungsplanung« ermitteln, welches Angebot der Vereine in den Stadtteilen auf Interesse bei den Menschen stößt und was nicht so gut ankommt. Überraschendes Ergebnis: Drei Jahre nach der Weltmeisterschaft im eigenen Land ist Fußball in Ramersdorf und Berg am Laim nicht mehr gefragt. Radfahren, Laufen, Gymnastik und Schwimmen haben dem Volkssport der Deutschen den Rang abgelaufen – und das münchenweit. Berg am Laim und Ramersdorf waren als exemplarische Stadtteile für die Modellstudie ausgewählt worden. Auf dieser Grundlage will der Stadtrat im Jahr 2010 ein Gesamtkonzept zur Sportentwicklungsplanung in München verabschieden, die den Zeitraum bis 2018 umfassen soll.

Viele Wünsche, große Wünsche, aber auch ganz einfache Anliegen hatten die Sportbegeisterten in Berg am Laim und Ramersdorf. Das reichte von der bescheidenen, aber nachvollziehbaren Forderung nach mehr Sauberkeit in den bestehenden Einrichtungen bis hin zu einer neuen Dreifach-Turnhalle für Handball- und Volleyballmannschaften. Zielgruppenorientierte Angebote gibt es in den Stadtteilen offenbar auch nicht genügend. So schlugen die befragten Bürger mehr Mutter und Kind-Angebote und Seniorensport vor.

***

Sport bedeutet Leistung, zumeist körperliche. Der ESV München-Ost hat mit seinem Integrationsprojekt für Kinder mit Behinderung eine ideelle Leistung gezeigt. Und dafür gab es eine Auszeichnung. Der mit 7000 Euro dotierte Sportintegrationspreis der Stadt München ging in diesem Jahr an die Nachwuchsturner des ESV. Die Idee ist einfach, die Umsetzung schwieriger. Kinder mit und ohne Behinderung turnen gemeinsam in einer Gruppe. Sie haben sich aneinander gewöhnt und gelernt, dass manche mehr und manche weniger können. Kinder gehen damit ganz einfach um. Der ESV gibt ihnen dazu die Gelegenheit.

***

Ganz entgegen dem scheinbaren Trend wurde erst vor wenigen Wochen ein Mini-Spielfeld am St.-Martins-Platz für Nachwuchsfußballer eröffnet. Insgesamt bekam München acht dieser Fußballfelder, zu deren Errichtung der Deutsche Fußball-Bund insgesamt 25 Millionen Euro beigesteuert hat. Damit ist der DFB von weiteren Aufgaben befreit, während sich die Stadt um die Erhaltung der Plätze kümmern muss. Das kümmert die Kinder und Jugendlichen allerdings wenig, solange täglich ab 16 Uhr das Spielfeld zur Benutzung offensteht.

Artikel vom 29.12.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...