Weihnachtswunschpatenaktion in Kirchseeon gestartet

Markt Kirchseeon · Liebes Christkind…

Rainer Schott (Mitte) sowie seine Kolleginnen vom Bürgerbüro, Marlies Hartmann (li.) und Sabine Koepp, vor dem »Wunschpatenbaum«. Foto: Föll

Rainer Schott (Mitte) sowie seine Kolleginnen vom Bürgerbüro, Marlies Hartmann (li.) und Sabine Koepp, vor dem »Wunschpatenbaum«. Foto: Föll

Markt Kirchseeon · Den Weihnachtsbaum im Kirchseeoner Rathaus schmücken in diesem Jahr nicht nur Christbaumkugeln und Kerzen, sondern auch Kärtchen mit Wünschen von Kindern in der Gemeinde. Fast zwei Monate lang ist Jugendpfleger Rainer Schott durch Kindergärten, Schulen und Familien gezogen auf der Suche nach Kindern, deren Eltern nicht genügend Geld haben, um ihren Sprösslingen etwas unter den Weihnachtsbaum zu legen.

Sie durften dann auf ­einen Blanko-Wunschzettel ihren Herzenswunsch aufmalen, den ihnen nun Kirchseeoner Bürger erfüllen, denen es besser geht. Fein säuberlich aus einem Katalog ausgeschnitten klebt eine Barbie-Puppe mit Schmetterlingsflügeln auf der einen Karte, auf einer anderen ist ein krakelig gemalter Bagger von einem Vierjährigen, wieder eine andere Karte ist beeindruckend künstlerisch gestaltet mit einer Visitenkarte rechts oben von einem Sushi-Restaurant. Der Wunsch des Zwölfjährigen: Ein Essen in diesem Lokal mit seiner Schwester und seiner Mutter. »Wir haben Wünsche, die 5 Euro kosten, aber auch welche, die 100 Euro kosten«, sagt Schott. Das ist ein Problem, denn die Gemeinde will ja gerecht sein. »Vielleicht können sich für die großen Wünsche einfach Paten zusammenschließen«, schlägt er Sabine Koepp vom Bürgerbüro vor. Das Bürgerbüro ist jetzt zuständig für die Koordination der Paten und Wünsche. Bis 18. Dezember haben die Kirchseeoner Zeit, ihre Geschenke ins Rathaus zu bringen. Dann fährt sie Rainer Schott in die Familien und an Heiligabend können die Eltern ihren Kindern die Päckchen unter den Weihnachtsbaum legen. »Letztes Jahr haben wir die Aktion zum ersten Mal durchgeführt, ganz vorsichtig, weil wir nicht wussten, wie viele Bürger Wünsche übernehmen würden«, erklärt Schott. Aber nachdem die Nachfrage so groß war, dass manche Leute richtig enttäuscht waren, als keine Wünsche mehr übrig waren und sogar Firmen gleich 30 Wünsche reserviert haben wollten, sind es in diesem Jahr 53 Kärtchen, die am Baum hängen.

Am Montag wurde der Wunschbaum um 8.00 Uhr freigegeben und schon in der ersten Stunde kamen drei Leute, die die Patenschaft über einen der Wünsche übernahmen. »Uns geht es gut, ich möchte, dass es auch anderen gut geht!« erklärte eine Mutter, die selbst zwei Kinder hat. Für Rainer Schott ist die Wunschpaten-Aktion jedoch nur der Anfang seiner Arbeit. »Bei meiner Suche bin ich auf sehr viel Not in den Familien gestoßen und da mache ich jetzt weiter«, erklärt er. Beispielsweise habe er eine allein erziehende Mutter kennengelernt, die drei kleine Kinder hat und niemanden, der sie unterstützt. »Hier habe ich zum Beispiel jemanden vermittelt, der mal auf die Kinder aufpasst, denn die Frau hat ja keine Minute für sich und ist völlig am Ende«, erzählt der Jugendpfleger. Sein Ziel für die Zukunft ist es, mehr Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten wie diese zu motivieren, »Potenziale bei den Menschen wecken«, wie er sagt. Denn seine Beobachtung ist, dass Verwandte oft nicht in der Nähe wohnen und nachbarschaftliche Netzwerke nicht mehr so gut funktionieren wie früher. »Die Menschen igeln sich mehr ein«, sagt er. Vorstellen könnte er sich eine Ehrenamtsbörse oder einen Talente-Tauschring. Doch jetzt ist erst einmal Weihnachten und 53 Kinder mehr können sich darauf freuen.

Sybille Föll

Artikel vom 09.12.2009
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