Die Löwenfans wollen in die Heimat zurück

»Es gibt nur eine Alternative«

Giesing · Die Situation ist typisch: Du erhältst Besuch von einem Freund, der weiß, du bist 1860-Fan. Er bedrängt dich, doch gemeinsam mit ihm ein Spiel deines Vereins zu besuchen, solang, bis du schließlich einwilligst. Und dann ist der Freund enttäuscht: Ein Leichtathletikstadion, kaum Stimmung, man erkennt die Spieler kaum.

Außerdem viel zu groß: Gerade mal zu einem Drittel gefüllt. Und das sollen die legendären Löwen sein? In der Tat braucht man manchmal Freunde von außerhalb, um die Enttäuschung über die Heimspielatmosphäre bei den Löwen neu zu erleben. Als Dauerkarteninhaber hat man sich schon zu sehr daran gewöhnt.

Aber nicht alle wollen sich damit abfinden. Die Freunde der Sechz’ger Stadions kämpfen seit Jahren dafür, dass die alte Kampfstätte des Vereins modernisiert wird, damit dort wieder Bundesliga mit 60 stattfinden kann.

Aufwind bekommt die Bewegung nun durch das Projekt von Manni Schwabl (sogenannte „Löwenarena“), welches versucht, einen Umbau doch möglich zu machen und bereits belegen konnte, dass die bauliche Machbarkeit gegeben ist. Inzwischen, v. a. seit der Podiumsdiskussion vom 5. März im Hofbräukeller mit rund 600 Besuchern, werden es immer mehr, die sich aktiv für eine Rückkehr der TSV einsetzen und die Haltung der Vereinsspitze (lieber mit dem FC Bayern in einen Kaiser-Palast zu ziehen) ablehnen. Welche Argumente sind es, die für so viele Fans die Löwenarena als DIE Zukunftslösung für Sechzig erscheinen lassen?

Da ist zunächst einmal die Tradition. Sechzig hat von seiner 102jährigen Fußballgeschichte rund 75 Jahre lang an der Grünwalder Straße Fußball gespielt. Da hängen Gefühle dran. Das prägt. Aber nicht nur das: Experten im Sportmarketing wissen, dass eine historisch gewachsene Identität ein zunehmend wichtiges Verkaufsargument ist. Wer Sponsoren will, wer (reale oder Pay-per-View-) Tickets verkaufen will, der kommt ohne kaum aus. Und für einen Fußballverein wie Sechzig bedeutet dies ein eigenes Stadion an dieser Stelle.

Damit ist auch schon der nächste Punkt angesprochen: Die von Schwabl anvisierte Kapazität von 33.500 ist DER große Vorteil für 1860: Der Zuschauerschnitt – im Olympiastadion auf rund 21.000 gesunken – könne nachhaltig gesteigert werden. Die Spiele wären ständig voll, die Leute würden wieder verstärkt der Atmosphäre wegen kommen, die Verknappung des Angebots würde für einen zusätzlichen Run sorgen – kurz: Die Heimspiele von 1860 wären wieder ein Ereignis.

Neben der Tradition und der passenden Größe spielt ein weiterer Gesichtspunkt für die Fans wahrscheinlich die wichtigste Rolle. In einer Löwenarena hätte man etwas, wodurch man sich grundsätzlich vom ungeliebten Lokalrivalen unterscheiden könnte.

Man hätte etwas, das der übermächtige rote Nachbarnicht hätte: Ein eigenes Stadion, an traditionsreicher Stätte und in der richtigen Größe. Davon könnten Hoeneß und Co. nur träumen. Gerade in Pay-TV-Zeiten haben auch die Bayern mit sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen. Auf der anderen Seite muss das neue Großstadion, so es denn kommt, für ein WM-Eröffnungsspiel mindestens 66.000 Sitzplätze aufweisen und ist damit auf lange Sicht zu groß, selbst für den Marktführer.

Und für viele Löwenfans ist klar: In ein neues Stadion mit dem FC Bayern würden sie niemals gehen, genauso wie immer weniger in das gemeinsame Olympiastadion gehen. All diese Argumente sind schon lange bekannt. Neu ist, dass es nun eine Alternative für die Löwen gibt: Die Löwenarena.

Zwar ist der Verein, ebenso wie die Stadt, dem Projekt gegenüber nicht eben positiv eingestellt. Aber der Riesenandrang zur Veranstaltung im Hofbräukeller hat gezeigt: Es rührt sich was. Damit sich wieder was rührt auf Giesings Höhen. Die Bewegung hat gerade erst begonnen. Sie wird – so hoffen die Löwenfans – im neuen alten Sechz’ger Stadion enden. Damit man seinen Freunden wieder mit Stolz die Münchner Löwen präsentieren kann: in der Giesinger Heimat!

Wer mithelfen will, kann die Freunde der Sechz’ger Stadions e. V. Kto.-Nr. 102105442, BLZ 70150000 bei der Stadtsparkasse München. N. F.

Artikel vom 21.03.2001
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